Eine spannende Geschichte um ein Umweltverbrechen mit einer tollen und sympathischen Hauptfigur.
Die 13-jährige Agatha lebt mit ihrem Vater, einem Landschaftsgärtner, in einem kleinen „Cottage“ mitten im Hyde-Park von London. Am liebsten spielt sie Detektiv, bis aus dem Spiel plötzlich ernst wird und vor ihren Augen ein wirkliches Verbrechen geschieht…
Agatha hat nicht nur ein schlaues Köpfchen, das ihr immerhin ein Stipendium an der Nobelschule St. Regis, der Schule der Schönen und Reichen, verschafft hat. Sie verschwendet auch keine Zeit mit Äußerlichkeiten und ist auch nicht steinreich, deshalb ist sie in St. Regis die totale Außenseiterin. Das macht ihr aber wenig aus, denn sie macht lieber ihr eigenes Ding und geht rätselhaften Fällen nach. Ihr Traum ist es, eine richtige Detektivin zu sein, wie in den Romanen der von ihr hochverehrten Krimischriftstellerin Agatha Christie mit deren Meisterdetektiv Hercule Poirot.
Endlich ein richtiger Kriminalfall
Da ist es für sie ein richtiger Glücksfall, als vor ihren Augen am helllichten Tag mitten im Hyde-Park ein richtiges Verbrechen geschieht :Eine alte Dame wird von einem schwarzgekleideten Motorradfahrer angefahren, der danach Fahrerflucht begeht. Agatha kümmert sich um das Opfer und während sie mit der bewusstlosen Frau auf den Krankenwagen wartet, findet sie bei dieser eine Visitenkarte, die sie als Hydrologin und Mitglied der „Royal Geographic Society“ ausweist. Außerdem hat sie auf dem rechten Vorderarm ein seltsames Tattoo, das Agatha schon einmal früher gesehen hat, dessen Bedeutung sie aber nicht kennt.
Agatha ist begeistert, endlich einen richtigen Fall zu haben, und setzt alles daran, ihn zu lösen.
Wie gut, dass sie in Liam Lau einen guten Freund an der Schule hat. Liam ist ebenso Außenseiter ist wie sie, weil er sich für solche langweiligen Fächer wie Mathematik und Biologie begeistert und als kleinwüchsiger, bebrillter „nerd“ abgestempelt wurde. Seit er einen Wachstumsschub gemacht hat, finden ihn zwar einige Mädchen nicht mehr soo unattraktiv, er hält aber weiterhin treu zu Agatha und will ihr beistehen.
Das nervt Agatha ein bisschen, weil sie findet, dass sie sich alleine beschützen kann. Aber ansonsten nimmt sie jedoch gerne Liams Angebot an, ihr bei ihren Nachforschungen behilflich zu sein.
Dazu noch eine Umweltkatastrophe
Zur gleichen Zeit bricht in London bei hochsommerlichen Temperaturen eine verheerende Wasserknappheit aus. Das gesamte Leitungsnetz der Großstadt ist von geheimnisvollen giftigen Rotalgen besetzt, die sich auf seltsame Weise quasi ungehindert vermehren und das gesamte Trinkwasser verunreinigen.
Die Bevölkerung gerät in Panik und fordert Gegenmaßnahmen von der Regierung, die Medien melden, dass nur noch ein Wunder helfen kann. Zum Glück gibt es die Wasseraufbereitungsgesellschaft "Alpha Aqua“, die verspricht, dem anhaltenden Notstand dank von ihr entwickelter, modernster Technik ein Ende zu bereiten.
Agatha wird hellhörig. Hängen die beiden Fälle etwa zusammen? Schließlich ist die alte Dame Hydrologin, also Wasserforscherin ….
Obwohl sie bei ihren Nachforschungen von einem unbekannten Widersacher bedroht wird, lässt sie nicht locker, vor allem als sie auf eine Geheimagentengesellschaft stößt, der auch ihre Mutter angehört hatte. Der tödliche Fahrradunfall ihrer Mutter vor sieben Jahren erscheint auf einmal in einem völlig anderen Licht.
Agatha ist nun fester denn je entschlossen, mit ihrer Detektivarbeit weiterzumachen. Wird es ihr gelingen, die wahren Täter hinter der drohenden Umweltkatastrophe zu entlarven oder ist dieser Fall doch zu groß für sie, wie ihr Freund Liam meint?
Ein lobenswertes Rollenvorbild für Leserinnen ab 11
Hinter dem Autorennamen Lena Jones, verbirgt sich keine einzelne Person, sondern ein Autorenkollektiv von mehreren neuen Autoren, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den dynamischen Stil von Fernsehdrehbüchern nachzuahmen. Die kurzen, dialogreichen Kapitel halten auch leseungeübte „Pre-teens“ bei der Stange und zusammen mit dem häufigen Szenenwechsel kommt keine Langeweile auf.
Auch bei der Wahl der Heldin hat das Autorenteam gute Arbeit geleistet. Agatha ist ein unangepasstes, „starkes Mädchen“ mit eigenständigen Interessen, dass sich gut selbst beschützen kann und dazu keinen Märchenprinzen braucht. Das macht sie zu einem interessanten Rollenvorbild für ihre Leserinnen ab 11.
Agatha verschwendet zwar nicht viel Zeit mit den neusten Modeerscheinungen oder damit, ständig irgendwelche Fotos von sich in den sozialen Netzwerken zu posten, wie viele ihrer Mitschülerinnen, ihr Äußeres ist ihr jedoch keineswegs egal. So trägt sie ihre dunklen Haare zu einem zeitlosen „Bob“ geschnitten, wie mehrfach erwähnt wird. Und anstelle blindlings den neuesten Modetrends hinterherzurennen, entwickelt sie lieber ihren eigenen Stil und kombiniert zum Beispiel kostbare Seidenschals ihrer Mutter mit Kleidungsstücken vom Flohmarkt. Dieses Interesse an Mode hat sie sicher mit vielen ihrer Leserinnen in der Vor- oder Frühpubertät gemeinsam, die auch dabei sind, ihren eigenen Stil zu finden.
Agatha wird zwar von ihren Mitschülern wegen ihrer Interessen und ihres Nachnamens gehänselt („Oddly“, „odd“ heißt auf Englisch seltsam), sie wird aber ganz gut damit fertig, indem sie über der Sache steht und Beleidigungen einfach von sich abperlen lässt und sie ignoriert. Außerdem hat sie in Liam Lau einen treuen Freund und Verbündeten gefunden mit dem sie in der Kantine beim Mittagessen an einem Tisch sitzen kann. Geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes Leid.
Fazit:
Das Titelbild ist vorwiegend in dunklen, düster wirkenden Blautönen gehalten, und kündigt das Genre „Kinderkrimi“ schon an. Und hält was es verspricht: Agatha Oddly ist eine spannende Geschichte um ein Umweltverbrechen mit einer tollen und sympathischen Hauptfigur. Wie nebenbei werden auch so wichtige Themen wie Freundschaft und Selbstwertgefühl angesprochen.
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