Pechstränen färbt man pink

Wertung wird geladen
Sigrid Tinz
83%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2019

Idee

Zwei sehr ungewöhnliche 12-Jährige freunden sich an, weil es irgendwie nicht anders geht; weil die beiden so gegensätzlich ungewöhnlich sind, wird es für den Leser oft sehr komisch.

Bilder

Kleine Verzierungen auf den Seiten und zu jedem Kapitelbeginn die Möwe Chickenwing als Comicfigur in einer lustigen Lebenslage.

Text

Wie die Fünf Freunde von heute. Gut zu lesen, flott und unterhaltsam, stellenweise bemüht lustig.

Ein Kinderkrimi wie bei den Fünf Freunden.

Winni heißt eigentlich Wernike, lebt beschaulich auf Amrum und träumt davon, einen Tanzwettbewerb zu gewinnen. Dazu braucht sie einen Videoclip, von sich und ihren Moves. Sie färbt sich die Haare, lackiert sich die Nägel und trainiert und trainiert. Weder für ihre kleinen Schwestern noch für Fiete, der zur Kur auf Amrum ist, hat sie eigentlich Zeit und Nerven. Und dass auf der gesamten Insel Haustiere verschwinden und irgendetwas nicht mit rechten Dingen zu geht, registriert sie erst, als auch ihre zahme Möwe Chickenwing weg ist. Obwohl die gar nicht fliegen kann.

Wernike, genannt Winni, ist die eine Hauptperson in diesem Buch. Sie ist zwölf, eingeborene Amrumerin, und hat zwei kleine Zwillingsschwestern, die sie die tasmanischen Teufel nennt. Sie reitet ab und zu bei ihrem Onkel, ihre Eltern sind nett und normal. Und sie hat ein wichtiges Dauerlieblingsthema: Ihr Outfit, ihre Moves, ihre Tänze. Und gerade ganz aktuell brennt ihr auf den schick und trendy lackierten Nägeln, wie sie ein Tanzvideo von sich so hinbekommt, dass sie damit einen wichtigen Wettbewerb gewinnt.

Die zweite Hauptperson ist Fiete. Fiete ist seit kurzem Diabetiker und eigentlich zur Kur auf Amrum. Er kommt aus der Großstadt und redet viel, alles mögliche und ohne Punkt und Komma. Seine Mutter kennt Wernikes Mutter von früher. Weil die beiden Frauen sich lange nicht gesehen haben, verabreden sie ihre Kinder miteinander, um selber Zeit miteinander verbringen zu können. "Zum Spielen". Was Zwölfjährige natürlich nicht mehr machen. Aber die beiden Tweenies gewöhnen sich aneinander. Besser gesagt: Winni gewöhnt sich an Fiete. Fiete fand Winni schon vom ersten Augenblick an toll. Gleich am ersten Tag erklärt er ihr, wie gut sein Vorname zu ihrem Nachnamen passen würde. Was sie natürlich oberalbern findet. Für Fiete spricht, dass er eine Drohne besitzt, klasse mit dem Smartphone filmt und sie mit ihm als Kameramann vielleicht den ultimativen Tanz-Clip drehen kann. Auch wenn der den ganzen Tag redet, dass ihr die Ohren klingeln.

Die Hälfte des Textes sind schmissige Dialoge zwischen den Fiete und Winni, schwankend zwischen lustig, originell und bemüht. Was zum großen Teil daran liegt, dass ihr verbaler Schlagabtausch aus gängigen Sprüche von instagram, Facebook, WhatsApp und Co besteht. So als würde man sich das nicht wie einen Witz erzählen, sondern tatsächlich so reden. Das wirkt leider unauthentisch und gestellt. Ansonsten: Fietes Nerd-Themen und seine offene und unbeholfene Anbaggerei und den ganzen Schmink- und Stylingkram von Winni muss man mögen. Dann macht es Spaß.

Nach und nach nimmt die Story noch viel mehr Fahrt auf. Dancing und die Anbandelei rücken in den Hintergrund, es entwickelt sich mehr und mehr in Richtung Kinderkrimi. Denn auf der Insel verschwinden Haustiere. Fietes Musiktherapeut ist ein komischer Typ, unklar, was er mit der schrulligen Kutschen-Inge zu tun hat, bleibt rätselhaft. Und auch der alte grummelige Herr Holle ist irgendwie unheimlich. Wie in fast jedem Kinderkrimi gibt es auch hier ein Tier, das immer dabei ist: Winni besitzt nämlich eine Möwe, Chickenwing. Als Küken wurde ihr der Flügel zerschossen, und sie hat nie richtig Fliegen gelernt. Mehr aus Versehen decken die beiden Kinder samt Möwe nach und nach die ganze Verschwörung auf - und werden geschnappt und eingesperrt. Weil Fiete aber ja Diabetiker ist und unterzuckert, wenn er zu lange ohne Essen ist, wird es zum Schluss sogar noch richtig gefährlich.

Fazit:

Ein Kinderkrimi wie bei den Fünf Freunden. Mit dem Unterschied, dass es nur zwei Freunde sind und das Tier dazu kein Hund, sondern eine flugunfähige und sehr freche Möwe namens Chickenwing. Und: Alles spielt nicht im beschaulichen Cornwall von früher. Sondern jetzt und heute, mit instagram, Drohnen, Nagellack, Dancing-Videos und echten Küssen unter Teenies. Das Tempo der Story hat Power und passt zu den beiden Protagonisten: Voller Energie wie Winni und wortreich und ohne Punkt und Komma wie Fiete.

Pechstränen färbt man pink

Mina Teichert, Planet Girl

Pechstränen färbt man pink

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Pechstränen färbt man pink«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Lesen und Hören
mit System

Lesestifte und Audiosysteme für Kinder.
Der große Test.

mehr erfahren