Zipfelmaus das ist keine besonders exotische Mäuserasse, sondern eine ganz gewöhnliche Hausmaus, die in einem vergessenen Fach im Küchenschrank der Familie Bienenstich wohnt. Ihren Namen hat sie wegen ihrer Zipfelmütze auf dem Kopf. Mit ihren tierischen Freunden Igel, Spinne, Spitzmaus und Fledermaus erlebt sie viel Spaß, manchmal auch ein bisschen Ärger - und auch einige Abenteuer. In diesem Band geht es darum, wie man den Igel überzeugen kann, doch bitte endlich Winterschlaf zu halten. Denn der arme stachelige Freund hat einen Ast auf den Kopf bekommen und weiß das nicht mehr.
Zipfelmaus und ihre Freunde sind eine Clique heimischer Gartentiere. Auf dem Grundstück und im Haus der Familie Bienenstich leben sie sehr tiergetreu in ihren Eigenschaften, angefangen vom Winterschlaf bis hin zu dem, was sie gerne fressen. Gleichzeitig wird ihr Verhalten und ihr Aussehen sehr liebevoll um menschliche Eigenschaften erweitert. Und so sind sie auch gezeichnet. Locker, bunt, deutlich als ihre Art zu erkennen und mit wenigen Details ein klein wenig vermenschlicht, zur besseren Identifikation. Sie gehen auf zwei Beinen, benutzen die Vorderpfoten wie Hände, können reden und sind gleichzeitig ganz eigene Charaktere. Alle sind über die Artgrenzen hinweg miteinander befreundet, mal mehr, mal weniger.
Zipfelmaus zum Beispiel ist ganz dicke mit der Fledermaus Shakira, mit Spitzmaus gibt es manchmal ein bisschen Stress und Streit. Dickespinne ist kleiner und klüger, ein bisschen wie ein Nerd, allseits geschätzt, aber eine Schneeballschlacht kann man nicht mit ihm machen. Dann gibt es noch die Flipflops, zwei Siebenschläfer namens Flip und Flop, Shakiras Schoßhundhummel Fiffi und natürlich Igel. Die eigentliche Hauptperson in dieser Geschichte.
Denn es ist Herbst, es wird schneien und in der Nacht als Igel alle Freunde noch mal besuchen und sich in den Winterschlaf verabschieden will, passiert es: er bekommt einen Ast auf den Kopf und hat auf einmal vergessen, dass er Winterschlaf machen wollte. Machen muss, denn sonst wird es gefährlich. Da sind sich seine Freunde einig. Igel ist bockig und will davon nichts wissen. Also fassen die anderen einen Plan: Zipfelmaus erinnert sich, dass Igel mal was von irgendeinem Weihnachten erzählt hat. Da ist er wohl mal mitten im Winter aufgewacht, hat überall Lichter gesehen, Bäume mit glitzernden Kugeln und Sternen und Menschen, deren Augen leuchteten von dem ganzen Kerzenschein. Und danach hat er so schön und fest und erholsam weitergeschlafen wie noch nie. Wenn sie ihm doch irgendwie dieses Weihnachten präsentieren könnten, würde er sich vielleicht erinnern und endlich, endlich in seine Laubhöhle gehen. Und schlafen.
Keiner weiß aber genau, was das ist, Weihnachten, und wie man es macht. Denn natürlich haben Tiere keine Ahnung vom Weihnachtsmann oder vom Christkind. Oder von der Bibel. Oder vom Geschenke-Trubel. Das würde sie auch überfordern. Aber Lichter und Zweige und ein Fest mit Freunden im Warmen und mit vielen Leckereien, das kriegen sie hin. Beim Recherchieren und Planen arbeiten sie ganz leicht nebenbei den Kern des Weihnachtsfestes heraus.
Die Texte sind locker gesetzt und gut zu lesen; für nicht mehr ganz Leseungeübte. Denn das Buch ist es sehr lautmalerisch WUSCH landet die Fledermaus neben der Zipfelmaus im Schnee und KLATSCH ZACK PENG gibt es eine Schneeballschlacht. Für alle, die Spaß daran haben mit Engagement vorzulesen, ist das großartig.
Die Geschichte ist in Kapitel eingeteilt, die in sich abgeschlossen sind - ohne großen Cliffhanger und einem jeweils eigenen Thema. Es wird aber auch durchaus mal spannend als Schwarzekatze auftaucht zum Beispiel.
Dann wird es auch mal ein bisschen lehrreich. Dafür ist die Elster da, die spielt die Rolle der etwas spröden Nachbarin. Zipfelmaus geht Beeren pflücken als Baumschmuck und bekommt erst einen Anraunzer: Das sind meine! Und dann: Frag doch einfach und sag mir wofür du sie brauchst, und dann nimm dir.
Dann ist auf einmal die Kiste mit dem von Spinne gewebten Baumschmuck weg. Kann ja nur die Elster gewesen sein. Die ist tief getroffen wegen der Vorverurteilung, denn sie hat die Sachen nicht. Weil sie merkt, wie wichtig den anderen dieses Weihnachten zu sein scheint, spendet sie aus ihren Beständen jede Menge andere Dinge. Und damit glitzert und glänzt der Baum dann wirklich.
Trotz der eigenen Nebenhandlung in jedem Kapitel, zieht sich der große Plan wie ein Roter Faden durch dieses Abenteuer: Weihnachten nachbauen, damit der Igel sein Gedächtnis wiederfindet. Und am Ende funktioniert es tatsächlich. Die tierischen Freunde feiern ein wunderschönes Weihnachtsfest. Der Igel erinnert sich an seinen Winterschlaf und auch die Kiste mit dem verschwundenen Schmuck taucht wieder auf.
Fazit:
Ein wunderbares Weihnachtsbuch, das sich ganz besonders gut eignet, um es in der Kita oder Schule vorzulesen. Wo ja jedes Kind unter Weihnachten etwas anderes versteht oder es vielleicht gar nicht kennt, so wie die Tiere in diesem Buch. Die Geschichte erklärt alles mit leichter Hand nebenbei und zeigt, ganz ohne Jesus und Maria, ohne Weihnachtsmann, ohne Geschenkeorgie, worauf es eigentlich ankommt: Mit viel Licht und seinen Lieben am dunkelsten Tag des Jahres eine schöne und friedliche Zeit zu haben. Auch wenn es natürlich nicht ganz passt, dass es ausgerechnet heimische Gartentiere sind, denn die sind um die Zeit längst im Winterschlaf. Aber den machen sie dann ja nach der Feier auch und haben viel Schönes zu Träumen.
Sigrid Tinz
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