Zähneputzen ist immer ein Thema im Leben mit Kindern und damit auch ein Thema fürs Kinderbuch, ob in braven "So putze ich meine Zähne"-Büchern oder mit dem etwas altbackenen Klassiker "Karius und Baktus". Die Geschichte von Ignaz Igel und seinem Zahnputzjob im Zoo bringt Schwung ins Bücherregal.
Beim Thema Zähneputzen kommen wir Erwachsenen den Kindern oft mit dem warnenden Wenn-nicht-dann-Zeigefinger: Wer nicht putzt hat Mundgeruch, faule Zähne, stinkt und ist hässlich.
Auch wenn die Verbindung nicht so glasklar ist und gute oder schlechte Zähne auch an anderen Dingen hängen, der generellen Lebensweise und der Ernährung, der jeweiligen Zahnsubstanz und vielem mehr: warum Kinder dann oft so ungern Zähne putzen liegt nicht an ihrem mangelndem Wissen, sondern am Dagegen sein gegen etwas, was ihnen von den Erwachsenen mit Druck als wichtig aufgezwungen wird.
Im Kindergarten, wenn alle zusammen fröhlich singend ins Bad marschieren nach dem Frühstück, verweigert sich kaum ein Kind. Abends zuhause ist es dann jedes Mal ein Kampf. Denn so manches Kind versucht zu gewinnen, indem es sich im Bad einschließt, das Wasser laufen lässt, die Zahnbürste nass macht und ein bisschen Zahnpasta isst. Mama denkt, sie hat ihr Ziel erreicht. Welche Befriedigung zu wissen, dass man eben doch NICHT geputzt hat.
Mit positiver Motivation geht vieles besser und dieses Buch gibt sich viel Mühe, das Thema rundum positiv und lustig zu präsentieren.
Am Anfang zeigt sich kurz der gesundheitsmoralische Zeigefinger: Es müffelt im Zoo. Weil keiner mehr die Zähne putzt, weil das faule Faultier Ferdie allen geraten hat, ganz genau wie er nicht mehr die Zähne putzen, zu anstrengend.
Das wissen wir von Ignaz Igel, ein reinlicher, fleißiger Kerl, der Ferdie gleich an den Direktor verpetzt. Aber ab da wird es lustig, denn der Zoodirektor weiß seine Tiere zu nehmen. Er schickt den übereifrigen Ignaz Igel los, einen Zahnputztag zu organisieren. Ein Event. Man muss sich bewerben, fürs Gezahnputzt-Werden. Und die Zahnbürste ist Ignaz höchstpersönlich. Einen Klecks Zahnpasta auf den Rücken und schon geht es los.
Er muss hoch zur Giraffe, ins Löwenmaul, auf die Elefantenstoßzähne, er schrubbt, poliert und putzt Zähne, große und kleine, lange und kurze, stumpfe und spitze, giftige und runde und am Schluss sogar die vom Hai. Abends ist Ignaz total kaputt und müde und will nur noch ins Bett.
"Nicht so schnell, mein lieber Ignaz", sagt da der Zoodirektor. "Hast du nicht was vergessen?"
"Was denn", fragt Ignaz matt. "Na, Zähneputzen natürlich."
Fazit:
Ob unser Kind nach und mit diesem Buch auf einmal Spaß am Zähneputzen hat? Wer weiß. Warum und wieso es wichtig ist, wissen die Kids eigentlich. Und oft geht es nicht um die drei Minuten, sondern um Selbstbestimmung. Das Thema mit Humor anzugehen, bringt auf jeden Fall Entspannung in den abendlichen Machtkampf. Und sich von den Eltern - wie die Tiere von Ignaz Igel - die Zähnchen nachschrubben zu lassen macht vielleicht dann doch ein bisschen Spaß.
Sigrid Tinz
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