Ein ganzer Tag am Flughafen beginnt um 04:45 und endet um 23:30 - dazwischen passiert auf diesem Flughafen so einiges, das für die reisende und dort arbeitende Gesellschaft für Aufregung sorgt. Naja, nicht für alle, denn da ist einer, der den ganzen Tag auf der Wartebank verschläft...
04:45 Uhr: Einige Passagiere schlafen, das Reinigungspersonal säubert die Fußböden und Bänke, der Barmann an der Bar ganz oben und der Kassierer unten im Shop wischen ihre Theken ab, um für den Ansturm des neuen Tages gewappnet zu sein. Ein Mann schläft selig in der Wartehalle auf einer Bank. So weit so ruhig. Aber auf den Rollfeld geht es gerade turbulent zu: Die Beamten vom Sicherheitsdienst haben einen blinden Passagier aufgegriffen. Der ist nicht der einzige, aber die anderen konnten sich schneller von dannen machen.
06:00 Uhr: Jetzt wird es schon lebhafter auf dem Flughafen. Wir sehen noch immer das gleiche Bild (wie übrigens im Verlauf des ganzen Buches. Perspektive und Schauplatz werden nicht verändert) Einzig die Anzahl der Personen und das bunte Treiben - und natürlich das Flugzeug, das in der Nähe der Wartehalle steht - haben sich geändert. So sieht man Menchaniker am Flugzeug arbeiten, einen entlaufenen Hund vor zwei Flughafen-Mitarbeiter fliehen und einen lebhafte Basketballmannschaft, die gerade eincheckt.
Um 10:30 Uhr geht es nun richtig turbulent zu: Ein weiblicher Popstar beabsichtigt, mit einem Privat-Jet zu fliegen. Um sie herum wimmelt es vor Blitzlichtern, Reportern und Fans. In der oberen Wartehallle vertreiben Akrobaten den Wartenden die Zeit und der entlaufene Hund hält die Flughafen-Mitarbeiter auf Trab.
Es ist 13:00 mittags, die Urlauber warten auf den Start ihrer Maschine aber irgendetwas stimmt mit einem Triebwerk nicht, die Mechaniker machen sich an die Reparatur. Beim Betanken der Maschine ist ein Löschfahrzeug zur Stelle, denn Sicher ist Sicher. Während zwei Reisegäste beim ";Boarding"; sich in den Haaren liegen, schläft der Mann auf der Bank noch immer. Der Barmann schenkt einem kleinen Kind einen Lolli und auf dem ";unteren Deck"; hat sich wohl eine Delegation von Fitness-Fanatikern eingefunden... der entlaufene Hund aber ist wieder einmal entkommen und die anwensenden Mechaniker können ihren Spott für die ";Hundefänger"; nicht länger zurückhalten.
Der Himmel war schon um die Mittagszeit etwas verdunkelt aber jetzt, um 15:00 Uhr nachmittags, bricht ein wahres Unwetter mit Blitz, Donner, Sturm und Regen über herein. Natürlich können die Maschinen bei einem solchen Wetter nicht starten. Dafür gibt es nun im Flughafen mehr zu sehen. Scheinbar ist das Dach des Flughafens nicht ganz dicht und ein ordentlicher Schwall Wasser ergießt sich über den Flughafen-Mitarbeiter am Informationsschalter. Auch der flüchtige Hund sucht nun Unterschlupf und einer seiner ";Häscher"; sieht bereits sehr abgekämpft aus. Draußen auf dem Rollfeld ist alles im ";Standby";, wie man so schön sagt. Einige des Servicepersonals haben es sich bereits an Bord der Maschine bequem gemacht und nutzen die unverhoffte Pause auch mal für ein Nickerchen, so wie hier der Pilot. Einige der Arbeiter müssen sich beeilen, die Koffer auf den Anhängern mit einer Plane zu schützen.
Um 17:00 Uhr sehen wir nach dem Unwetter einen Regenbogen am Horizont und es kann mit dem Flughafen-Betrieb weitergehen. Eine neue Maschine wird von neuen Passagieren bestiegen, in der Halle am Informationsschalter sieht man noch immer eine große Pfütze, die ein Kind und der dort arbeitende Flughafen-Mitarbeiter für eine Runde Modell-Bötchenfahren nutzen. Dank des guten Sicherheitspersonals kommt der flüchtige Handtaschendieb nicht weit und auf dem Gepäckband, das die Koffer in das Flugzeug hinaufbringt, bahnt sich eine kleine Katastrophe an...
Um 20:00 Uhr abends kommt ein großer Staatsmann an und sorgt für ebensoviel Trubel wie die Popsängerin am Vormittag. Der Flughafen-Mitarbeiter am Schalter versieht nun in Gummistiefeln und mit Regenschirm seine Pflicht und der entlaufene Hund sprintet wieder einmal auf den Rollfeld von dannen, während seine verzweifelten Fänger... aber das ist ja bekannt.
Es ist 23:30 Uhr und im Flughafen kehrt schließlich Ruhe ein. Das Reinigungspersonal macht sich wieder an die Arbeit, der Mann, der den ganzen Tag verschlafen hat, ist nun aufgewacht, die unfreiwilligen Hundefänger werfen endlich entnervt ihren Käscher weg, denn der Hund läuft noch immer frei herum. Der Mann aus dem Shop und der Barmann haben jetzt auch endlich Feierabend, während der Mitarbeiter am Informationsschalter den Fußboden mit dem Fön trocknet.
So weit so gut der aufregende Tag am Flughafen. Wie bereits nebenbei erwähnt, ändern sich Lokalität und Perspektive bei keiner der Darstellungen. Die großformatigen und wuselig-bunten Bilder zeigen immerzu das Flughafengebäude - im Hintergrund der Tower, in dem wir auch einige winzige Lotsen entdecken können - und ein paar Flugzeuge auf dem direkt angrenzenden Rollfeld. Damit die Betrachter auch alles innerhalb der Maschinen und dem Gebäude sehen können, wurden die Wände zum größten Teil ";durchsichtig gemacht";. Darauf wird auch am Anfang des Buches hingewiesen. So auch auf einige kleine ";Nebenrollen";, die wir das ganze Buch hindurch beobachten können, wie zum Beispiel der entlaufene Hund und der schlafende Mann.
An den einzelnen Doppelseiten finden wir Register, die vorab die Tageszeit anzeigen, von denen sie handeln. Je länger das Register, also je weiter hinten die Seite ist, desto mehr Platz finden die zu suchenden Objekte, die sich auf der Rückseite des Registers befinden. Dabei gibt es jedoch für die erst dreijährigen ein Problem: Die sich auf den Illustrationen befindlichen Objekte und Personen sind aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer teilweise verschwommenen Darstellung sehr wenig voneinander zu unterscheiden. Manchmal muß man selbst als Erwachsener lange suchen, um das auszumachende Objekt zu entdecken. Natürlich hält man zunächst Ausschau nach genau derselben Abbildung wie am Rand dargestellt, zum Beispiel die der Stewardess, aber sie wird im Bild ein wenig anders dargestellt. Das kann recht verunsichernd sein, da man nicht genau weiß, ob es nun richtig geraten ist. Besonders der Barmann der auf einer der Darstellungen gesucht werden soll, ist ausgerechnet auf dieser Seite nur sehr schlecht zu erkennen. Da brauchen Kinder schon sehr viel Geduld, um sich auf dieses Suchspiel einzulassen. Deshalb halte ich dieses Buch auch eher für ältere Kinder geeignet, die sich in diesen wuseligen und manchmal unscharfen Darstellungen sicherlich besser zurechtfinden werden.
Sehr witzig ist es ja, dieses Wimmelbuch vom Flughafen. Da passieren, schaut man mal genauer hin, so manch lustige Begebenheiten, die schon allein für sich sprechen. Aber alles in allem ist dieses lustige Treiben doch sehr wenig repräsentativ für den realen Ablauf auf einem Flughafen. Da wäre es schon interessanter für ";flugbegeisterte"; Kinder gewesen, wirklich hinter die Kulissen blicken zu können, was aber zumindest den Wechsel der Schauplätze zur Folge hätte. Denn es ist der immer gleiche Schauplatz und die unruhigen Bilder die gerade die sehr jungen Kinder in ihrem ersten Enthusiasmus, den das Buch sicherlich auf den erste Blick auslöst, schnell ermüden lassen.
Natürlich machen die kurzen Texte, die das wichtigste Geschehen kurz beschreiben, neugierig und verleiten zum Näherhinschauen, aber allzu oft stellt es sich als schwierig heraus, die angesprochene Szene im Buch zu entdecken. Bei aller Kritik an den kleinen und nur wenig kontrastreichen Darstellungen muss dennoch die Qualität der Illustrationen, betrachtet man die geschaffene Atmosphäre mit ihren Licht- und Schatteneffekten, hervorgehoben werden. Diese beinahe filmischen ";Glanzeffekte"; werden besonders durch die Wahl des Papiers erhöht. Das Papier ist matt beschichtet; dies macht sie zum einen Widerstandsfähiger, da sie kaum reißen können, aber es gibt den dort abgebildeten Farben auch eine höhere Leuchtkraft, wie sie fast einem Zeichntrickfilm ähnelt. Alles in Allem ist es aber genau das, was es eher für ältere Kinder interessanter macht.
Fazit:
Keine Frage, die Macher dieses bunten Buches mit seinen robusten, beschichteten Seiten, haben eine große Portion Humor bewiesen. Aber mit einem echten Flughafen haben diese vielen kleinen Anekdoten nur wenig zu tun. Für Kinder, die es genau wissen wollen, ist dieses Buch wohl nicht die richtige Wahl. Für Kinder, die gerne sehr akribisch an die Betrachtung solcher Bilder gehen und sich selbst regelrecht in sie ";versenken"; können, ist dieses Buch genau das richtige!
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