Zusammen unter einem Himmel
- arsEdition
- Erschienen: Dezember 2017
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Was verbindet Katzen, Delfine, Löwen, Vögel oder Pinguine miteinander? Gibt es zwischen diesen Tieren überhaupt Gemeinsamkeiten oder sind sie dafür viel zu unterschiedlich? Denn wer auf dem Land lebt kann doch nichts mit Tieren des Wassers teilen, oder doch?
Zwei Wölfe, ein großer und ein kleiner, sitzen friedlich nebeneinander und schauen erwartungsvoll in den Himmel. Sie sind nur von hinten zu sehen, der größere von ihnen hat die Augen geöffnet, der kleinere die Augen geschlossen. Fast stupsen ihre Nasen die große ausgestanzte Wolke an, in der "Zusammen unter einem Himmel" steht. Diese Wolke zieht sofort die Aufmerksamkeit von groß und klein auf sich, denn als Guckloch gibt sie den Blick auf die dahinter liegende Seite frei und macht neugierig darauf zu erfahren, was sich auf der nächsten Seite verbirgt.
Und so taucht man ganz schnell ein in dieses poetische Buch von Britta Teckentrup. Denn die Wölfe des Buchtitels werden abgelöst von Katzen unter einem geheimnisvollen Nachthimmel, einer Löwenfamilie in der Savanne, einem Pinguinpaar auf nächtlichem Eis, Delfinen im Wasser oder Bären im nächtlichen Waldsturm (um nur einige zu nennen). Sie alle sind besonders, aber teilen doch viele Gemeinsamkeiten: sei es, dass sie, zwar weit voneinander entfernt, aber dennoch dieselben Spiele spielen, dieselben Stürme erleben, dieselben Lieder singen oder dieselben Träume träumen. Dabei ist es egal, um welches Tier es sich handelt oder ob es im Wasser, auf dem Land oder in der Luft lebt. Denn letztendlich ist jeder ein Teil einer Gemeinschaft, in der niemand besser oder schlechter ist als ein anderer und auch, wenn die Unterschiede scheinbar groß sind, sind es die Gemeinsamkeiten noch viel mehr.
Britta Teckentrup vermittelt diese wichtige Botschaft über die bereits auf dem Titel eingeführte Methode der Gucklöcher, die thematisch in ihrer Form den Doppelseiten angepasst sind und als Welle, Herz, Tropfen oder auch Kreis den Blick auf die davor oder dahiner liegende Seite frei geben. Die Gucklöcher öffnen den Blick auf die nächste Seite, von der eine kurze Wortgruppe zu sehen ist, während sich bei der Rückschau das Detail der vorherigen Seite durch das Guckloch nahtlos in die neue Doppelseite einfügt. Dadurch verbinden sich jeweils zwei Doppelseiten miteinander und zeigen z.B., dass im Meer und in der Luft dieselben Lieder gesungen werden. Auch wenn die Unterschiede scheinbar groß sind, gibt es doch unumstößliche Verbindungen und Gemeinsamkeiten und so erstaunt es nicht, dass sich auf der letzten Doppelseite des Buches alle bisher gesehenen Tiere unter einem großen, gelben, leuchtenden Mond versammeln und erkennen "Wir träumen dieselben Träume und wir träumen sie zusammen".
Dieses stille und sanfte Buch lebt von den wunderschönen und stimmigen Illustrationen von Britta Teckentrup, die mit wenigen Elementen kleine Kunstwerke zaubert. Die Farbnuancen der Bilder sind perfekt aufeinander abgestimmt und vereinen sich auf den Doppelseiten zu einem harmonischen Ganzen mit einer warmen, ruhigen Atmosphäre, in das die einzelnen Sätze dezent integriert sind und die Bilder mit einer wichtigen Botschaft anreichern. Als Vorlesebuch im klassischen Sinn eignet sich das Buch aufgrund der Kürze der Sätze nicht, aber es regt dazu an, miteinander ins Gespräch zu kommen, sich eigene Geschichen rund um die Tiere auszudenken oder einfach, um in den schönen Bildern zu versinken.
Die aktuelle politische Relevanz wird von kleinen Kindern nicht erfasst werden, aber es ist nie zu früh, um ihnen Werte und Normen mitzugeben, die andere Kulturen akzeptieren und tolerieren. Denn wenn man es einmal genau betrachtet, verbindet uns doch mehr, als manche auf den ersten Blick ahnen, auch wenn wir unterschiedliche Sprachen sprechen oder unterschiedliche Religionen haben. Und die Unterschiede und Details sind eine Bereicherung für die Welt und uns alle.
Fazit:
Zusammen träumen, zusammen spielen, zusammen singen. Egal, wie groß die Unterschiede sein mögen, letzten Endes sind wir über ganz elementare Sachen miteinander verbunden. Britta Teckentrup zeigt dies mittels beeindruckender Tierillustrationen, die zwar sanft und poetisch, aber doch auch nachdrücklich für mehr Toleranz und ein Miteinander sprechen.
Claudia Goldammer
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