Eines Tages musste es ja so kommen. Nichts böses ahnend ist Flätscher, das obercoole Stinktier, gerade dabei, sich zum Frühstück ein paar Semmelknödel aus seiner Lieblingsmülltonne des Restaurants Wilder Elch von Spitzenkoch Bode zu angeln, als er dem findigen Koch in einem Kartoffelsack in die Falle geht.
Doch anstatt sich jammernd seinem Schicksal zu überlassen, nutzt er die nächste Gelegenheit zur Flucht und schlüpft schnell in Theos Hosenbein. Theo ist Spitzenkoch Bodes Sohn und im ersten Moment wie gelähmt. Als er dann feststellt, dass Flätscher auch noch seine Sprache spricht, verschlägt es ihm auch noch die Sprache.
Doch Dank Flätscher, der nun nicht auf den Mund gefallen ist und Theo mit flotten Sprüchen aus der Reserve lockt, finden die beiden bald eine gemeinsame Leidenschaft: das Aufdecken von Verbrechen. Kurzerhand gründen sie ein Hinterhof-Detektivbüro und bekommen fast zeitgleich ihren ersten Fall präsentiert: seit Tagen tafelt ein unbekannter Mann für sehr viel Geld im Wilder Elch und verlässt anschließend das Lokal, ohne die Rechnung zu begleichen. Spitzenkoch Bode ist am Rande der Verzweiflung und hat schon mehrere Gäste beschuldigt, der Betrüger zu sein, jedoch bisher ohne die leisteste Spur. Also legen sich Flätscher und Theo auf die Lauer und über diesen Fall eventuell den Grundstein für eine ganze Reihe erfolgreicher Ermittlungen.
Es ist keine hohe Literatur, die Antje Szillat ihren jungen Lesern mit Flätscher präsentiert. Dafür aber Unterhaltung pur und die kommt an! Flätscher ist so betont überlässig, wie manches Kind gern selber wäre, aber dann doch von den eigene Gefühlen und Ängsten daran gehindert wird. Und da tut es gut, in eine schräge und rasante Welt abzutauchen, in der Stinktiere sprechen können, die vor nichts und niemanden Angst haben, erstmal und völlig entspannt die Sache mit der nervigen Nachbarkatze klären, bevor sie sich wieder dem Fall widmen, die scheinbar alles im Griff haben und die nichts und niemand in Panik versetzen kann. Doch zu einem richtigen Helden gehören eben doch auch Gefühle und so lesen die Kinder doch auch, dass Flätschers Assistentin ihm rote Wangen beschert, dass er nicht nur einmal in Spitzenkoch Bodes Falle tappt und nur durch Zufall (und Theo) wieder entkommen kann und dass auch das obercoole Stinktier zitternde Pfoten bei der Gaunerverfolgung hat oder einfach so gutherzig ist, dass es Theo sogar beim Aufräumen der Küche hilft. Wahrhaft coole Kerle sind sich nämlich dafür nicht zu schade.
Die betont lässige und flapsige Sprache ist zunächst, vor allem für Eltern, ungewohnt, natürlich aber essentieller Bestandteil des Buches. Und auch, wenn man anfangs davon vielleicht etwas befremdet ist, wirkt es nicht peinlich oder aufgesetzt. Die Stimmung wird sprachlich gut gehalten, der Text liest sich flüssig und baut eine passende Atmosphäre auf, die authentisch und trotz aller Überzogenheit überzeugend wirkt.
Unterstützt wird diese coole Gangsterfangstimmung durch die comicartigen geheimnisvoll-düsteren Zeichnungen von Jan Birck, die sich sehr gut in das Buch integrieren und eine gelungene Einheit von Text und Bild aufbauen. Birck verleiht Flätscher nicht nur eine lässige Detektivmimik sondern auch zahlreiche Details und, natürlich, eine beeindruckende Stinkbombenkanonenwolke, die grünlich müffelnd aus dem Buch heraus wabert.
Für alle, die von dem eigenwilligen Detektiv mehr lesen wollen, gibt es gleich zwei gute Nachrichten: Bei dtv ist im April diesen Jahres bereits der zweite Band der neuen Serie erschienen, mit dem vielsagenden Titel Flätscher - Krawall im Kanal. Und der dritte Band Flätscher - Mit Spürnase und Stinkkanone wird im Dezember 2017 erscheinen.
Fazit
Wer mit Flätscher und Theo auf Verbrecherjagd geht, wird bestens unterhalten und erhält, nebenbei, noch eine erstklassige Lektion in Coolness und Lebensweisheit. Wer kann dazu schon Nein sagen?
Claudia Goldammer
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