Eddi Error

Eddi Error
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Sigrid Tinz
88%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJul 2017

Idee

Eddi Error ist ein Aufräumroboter, der allerdings vieles andere besser kann als aufräumen. Und er gehört bald zur Familie.

Bilder

Fröhlich, freundlich, lebendig, bunt sind die Bilder von Susanne Göhlich und Roboter Eddi ein ganz eigener Charakter.

Text

Beste Unterhaltung zum Vorlesen für die ganze Familie, geschrieben mit Liebe zum Ausdruck und zum Detail.

Der Vater von Niels und Jule ist passionierter Flohmarktgänger und diesmal hat er wirklich was besonderes mitgebracht: einen Roboter. Einen Roboter, der Aufräumen kann. Können soll, besser gesagt, denn so ganz funktioniert es noch nicht. Ein toller Spielkamerad ist er trotzdem und die Familie hat ihn bald mehr ins Herz geschlossen, als man es bei einer Maschine denken könnte. Und dann kommt der Erfinder, meint, das Modell sei zu fehlerbehaftet und will ihn verschrotten!

Wer auf der Suche ist nach einem Buch zum gemeinsamen Vorlesen für zwei oder mehr Geschwisterkinder, einem Buch, dass nicht nach zwei Abenden schon ausgelesen ist, dass eine weite Altersspanne abdeckt, vielleicht nicht vom Kerninteresse, aber doch ohne zu über- oder unterfordern, ein Buch, dass auch Oma oder Opa weiterlesen mögen, wenn sie mit Kinderhüten dran sind, das schön in Kapitel eingeteilt ist und regelmäßig tolle Bilder zum Rumzeigen hat &. der ist hier fündig geworden. Ein seltenes Glück - zumindest wenn man jenseits des Regals mit den Klassikern wie Pippi Langstrumpf oder Räuber Hotzenplotz sucht.

Klassiker sind toll, keine Frage, zumindest viele. Aber: wirklich brauchen sie die Kids von heute nicht und in Wahrheit sind es wir Eltern und Großeltern, die die Bücher von gestern so doll lieben und uns dann weigern, Pumuckl vorzulesen, weil er bei der Neuauflage schlanker und anders und nicht mehr wie "unser" Pumuckl aussieht. In Wahrheit geht es uns um dieses herrlich nostalgische Sofagefühl, wenn wir unsere eigenen Lieblingsbücher von früher den Kindern von heute vorlesen. Um gute Bücher für die Kids geht es dabei weniger. Denn ganz ehrlich: würden wir die alten Bücher nicht kennen und als neue präsentiert bekommen, wären wir doch oft irritiert. Wegen der Wortwahl, siehe "Neger"-Diskussion bei Pippi Langstrumpf; wegen des Weltbilds: denn auch wenn Pippis Vater in aktuellen Ausgaben nicht mehr Neger-König ist, sondern Südsee-König, bleibt es dabei, dass ein hellhäutiger Europäer über dunkelhäutige Inselbewohner herrscht. Wie Kinder oft behandelt misshandelt werden; das antiquierte Moral- und Rechtsempfinden in vielen Abenteuergeschichten; das Männerklischee vom starken Helden und vom rückständigen Frauenbild in den meisten Büchern ganz zu schweigen. Außerdem braucht kein Kind Klassiker, Klassiker bilden ausdrücklich keinen Kanon besonders wertvoller Literatur. Kinder brauchen gute Bücher, tolle, abenteuerliche, fantastische, lustige Geschichten um zeitlose Themen wie Freundschaft, Mut, Gut und Böse.

So eins wie Eddi Error.

Der Vater von Niels und Jule ist passionierter Flohmarktgänger und bringt eines Tages einen Roboter mit nach Hause. Ein Aufräumroboter soll es sein. Richtiges Aufräumen klappt zwar mäßig, aber insgesamt lernt die Elektronik schnell, sehr schnell für eine Maschine, und schon nach einigen Tagen wirkt es, als hätte der Metallkerl ein Herz und eine Seele. Bald ist er Freund, Familienmitglied und Spielkamerad für Niels und Jule. Bis der Erfinder kommt und den fehlerhaften Aufräumroboter verschrotten will.

Das ist die grobe Story und viel mehr wollen wir nicht verraten. Bei der groben Story kann man sowieso erahnen, dass es Verwicklungen gibt und der Roboter auffallen wird, dass die Familie ihren Metallfreund behalten will, dass es nicht einfach wird, aber am Ende doch gelingt. Dieses Vertraute am Plot fühlt sich tatsächlich ein bisschen an, als würde man einen altbekannten Klassiker lesen, was sehr schön ist.

Ein ganz neuer "Klassiker" also, in dem viele, viele überraschende, interessante, erstaunliche, lustige Szenen auftauchen, neue, zeitgenössische, aktuelle Szenen: Wie Eddi den Alltag meistert und Treppen steigen lernt, was und wie er mit den Kinder spielt, wie chaotisch und doch gleichzeitig logisch er handelt, aufräumt und lernt. Seine Sprache sind die Running- Gags, er neigt dazu Schimpfwörter und eigentlich-nicht-so-gemeintes sofort aufzuschnappen und dann leicht verdreht in seinem eigene Roboterstyle wieder zu geben. Und alles ist mit Liebe zum treffenden Wort, zur genauen Beschreibung formuliert, so dass die Bilder vor dem inneren Auge wie von alleine auftauchen. Und alles ist überhaupt nicht verstaubt und veraltet, sondern nagelneu und von hier und heute.

Ein neues Buch, das sich liest wie ein Klassiker und all die guten Eigenschaften eines Klassikers hat, ohne all die nicht so guten Seiten klasse. Eddi Error eignet sich durchaus zum Selberlesen, der großen Schrift wegen; aber Eddi relativ ist dick und fürs Selberlese-Alter sind Erstlesebücher und coole Schmöker sicherlich attraktiver; cooler. Aber Zuhören, das machen auch Neunjährige noch gerne und die kleine Schwester mit 5 und alle Geschwister im Alter dazwischen. Und spätestens, wenn man sich Abendkapitel für Abendkapitel dem Ende nähert, wünschen sich alle, dass die Geschichte von Eddi noch dicker wäre, damit sie sich nicht schon wieder von ihm verabschieden müssen.

Sigrid Tinz

Eddi Error

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