Mein Regentag
- Annette Betz
- Erschienen: Juli 2017
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Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung
Es regnet: Bindfäden, Schnüre, es strömt, die Pfützen blubbern, Rinnsale fließen & Gummistiefel an und raus, das will der kleine Junge, als er morgens aufwacht und das Wasserparadies draußen sieht. Aber sein Opa hat die Ruhe weg, und will vor allem warten, bis es aufgehört hat zu regnen. Allerdings: es kann ja jederzeit wieder anfangen! Und genau das passiert &. und noch viel mehr.
Es regnet und alles ist nass, das Wasser steht in großen Pfützen &. was gibt es Schöneres als draußen zu sein, durch die Pfützen zu springen, Regentropfen mit der Zunge zu fangen, Schiffe fahren zu lassen und in den Wasserspiegeleien fantastische Welten zu sehen?
Nichts, zumindest für den kleinen Jungen, der Hauptfigur in diesem Buch ist; und zumindest nicht jetzt und in diesem Moment. Die Wasserlandschaft ist genau so gemalt, graublau, fast doppelseitengroß und sehr, sehr spaß-verheißend, dass auch der Leser förmlich Lust bekommt, die Gummistiefel zu holen und raus zu rennen und zu hüpfen, rein ins Wasser.
Aber: der Opa des Jungen hat andere Pläne. Genau wie im Vorgängerband "Mein Schneetag". Den man im Übrigen nicht kennen muss, um dieses neue Buch zu verstehen. Aber wer ihn kennt, wird doppelt Spaß haben, die beiden, Opa und Enkel, wieder zu treffen und auch das ein oder andere Zitat entdecken: den Pinguin in der Innendeckel-Illustration zum Beispiel.
Jedenfalls, wie in Band 1, hat der Opa die Ruhe weg und will erst mal warten, bis der Regen aufgehört hat. Warten, Lesen, nach draußen schauen, wo andere Kinder mit Stiefeln und Schirmen herumstapfen. Die Post kommt, der Opa liest Briefe.
Insgesamt hat das Buch wenig Text: man kann es recht schnell vorlesen, aber weil Worte und Bilder perfekt ineinandergreifen und eigene Assoziationen hervorrufen, entsteht zwischen den Zeilen und vor dem inneren Auge doch eine ganz große, lange Geschichte.
Im Laufe des Tages denkt der Junge sich fantastische Sachen aus, Seeungeheuer, versunkene Städte und Gondelfahrten; aber auch die lassen den Opa nicht von seiner Meinung abrücken: "Hört der Regen schon auf?" - "Also: Nein."
Dieses Nein wiederholt sich alle paar Seiten.
Bis der Opa seine Briefe gelesen und beantwortet hat und jetzt ganz dringend zur Post muss. Und es hat tatsächlich aufgehört zu regnen! Wobei: wer sich als Erwachsener im Opa ein bisschen wiedererkennt, ahnt, dass das gar nicht das entscheidende Kriterium war; sondern dass der Brief fertig ist. "Beeilung jetzt, Anziehen, wir müssen dringend los."
Draußen sind die beiden sofort in der Wasserwelt und in ihrer Fantasie: sie besteigen ein Schiff, und der Opa ernennt den Jungen zum Kapitän, sie fahren die Kanäle entlang und treffen andere Gondeln und alles ist bunt, lebendig und fröhlich, genau, wie sich der Junge es von drinnen vorgestellt hatte. Und auf dem Rückweg fängt es sogar wieder ein bisschen an zu regen und die beiden können doch noch Regentropfen mit der Zunge fangen.
Auf der letzten Seite sitzen die beiden bei Kakao und Kaffee trocken im Warmen und freuen sich auf den nächsten Regentag. Und wir freuen uns, was die beiden nach Schnee und Regen als nächstes für einen Tag erleben werden: denn egal, wie alltäglich, schlechtwetterig oder banal, der quirlige Enkel und sein tiefenentspannter Opa werden schon ein fantastisches Abenteuer daraus machen.
Fazit
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung - diese Lebenseinstellung präsentiert das Buch wie nebenbei: eine einzige wassergraublau und fröhlichbunt- illustrierte Regenlandschaft, die genauso anziehend auf den Leser wirken dürfte wie auf den kleinen Jungen, der die Hauptfigur ist. Und dann seine Fantasien, was alles passieren könnte, was man alles machen könnte & klar, der Junge will raus und der Opa seine Ruhe. Am Ende klappt es doch, beide haben Spaß und weil die beiden trotz aller Gegensätze so zugewandt und warmherzig miteinander sind ist "Mein Regentag" auch einfach ein schönes Buch über einen tollen Opa und seinen quirligen Enkel.
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