Wer Jules Vernes war, weiß man: Dieser berühmte französische Schriftsteller, der Mitte des 19. Jahrhunderts Science Fiction schrieb über Unterwasserfahrten und Ballonflüge, über Weltraumexpeditionen und Forschungsreisen zum Mittelpunkt der Erde. Ein großer Teil der Faszination liegt daran, dass vieles nach und nach tatsächlich erfunden oder entdeckt wurde. In diesem Buch geht es um ein fiktionales Internat, die Jules-Verne-Akademie auf der Insel Krypteria, die der berühmte Denker der Nachwelt vermacht hat: hier werden kluge und neugierige Kinder zu würdigen Nachfolgern ausgebildet: Jason, Meg, Tom und Sera sind vier davon.
Grandiose Idee: das Werk von Jules-Vernes in dieser fiktiven Jules-Vernes-Akademie zu würdigen, seine Geschichten mit den vier Kids und ihrem Tier in Fünf-Freunde-Manier weiterzuspinnen. Zumindest mit den Augen von heutigen Erwachsenen, die Jules Vernes kennen und gelesen und Bücher wie Fünf Freunde oder TKKG oder die ??? verschlungen und geliebt haben. Und es ist nicht ganz einfach, das Buch und die Reihe, zu der es werden wird, unvoreingenommen zu bewerten. Oder besser gesagt, mit den Augen eines neunjährigen Zielgruppenangehörigen. Direkt gefragt, äußert sich die Zielgruppe mäßig begeistert. Ohne Jules-Verne-Faszination fehlt der Antrieb, die ersten eher schwerfälligen Seiten durchzuhalten: da werden etwas huschelig die Akademie und die Hauptpersonen beschrieben; "futuristische Fahrzeuge" gibt es, "begnadete, rätselhafte Forscher" und die vier Kids Jason, Tom, Sera und Meg, megaschlau und bärenstark, die "darauf brennen in unbekannte Regionen vorzustoßen". Dazu kommt noch Eddy, ein felliges, etwas nerviges Skwieselbiesel. Urteil: "Bücher mit Wörtern die sich peinlich anhören und die ich nicht aussprechen kann, mag ich nicht."
Andererseits: durchhalten lohnt sich. (Oder die Kinder auf einer längeren Autofahrt mit dem Hörbuch anfüttern, hehe.). Denn eigentlich - und auch ohne Nostalgie-Bonus - ist Krypteria ein gemachtes Abenteuer-Lesefutter. In Band eins erfahren die vier Freunde Jason, Meg, Tom und Sera, dass ein berühmter Forscher verschwunden ist, ausgerechnet in der Höhle, über die sie ein Referat schreiben sollen: die größte Höhle der Welt im Dschungel von Vietnam. Heimlich aber eilig und raketenschnell fliegen sie mit ihrem Powerscooter dorthin und machen sich auf die Suche. In der Höhle treffen sie nicht nur auf den vermissten Forscher, sondern auch auf geheimnisvolle Wesen... und dann ist irgendwann auch jeder dabei und verschlingt Seite um Seite und vergisst, jedes Mal über das Wort Skwieselbiesel zu stolpern.
Die große Schrift auf dem eher kleinen Format, die eher kurzen und schlichten Sätze, dazu regelmäßige schwarz-weiß Illustrationen sind wie gemacht zum schnellen Vorankommen und auch Wenig- und Schwerleser müssen sich nicht allzusehr mühen. Wer dicke Schwarten liebt, wünscht sich vielleicht ein bisschen mehr Details über die Kinder, über ihre Familien, das Schulleben und was es in der Mensa zu essen gibt und was es mit dem Skwieselbiesel auf sich hat. Auch die Actionszenen und Kämpfe könnten ausführlicher sein.
Denn es wird gefährlich, aber natürlich geht es gut aus am Ende. Lehrreich ist es außerdem, denn über den Schauplatz sind jede Menge Sachinformationen eingeflochten und am Ende gibt es noch mal ein Extra-Kapitel darüber. Teil 2 ist bereits erschienen und weitere sicherlich geplant.
Fazit
Die Grundidee der Krypteria-Reihe ist "Jules Verne trifft Fünf Freunde"; und die fasziniert uns Erwachsene unserer Kindheitserinnerungen wegen mehr als die Kinder von heute. Trotzdem: knackiges, spannendes, lehrreiches, interessantes Abenteuer-Lesefutter, gehaltvoll für Wenigleser, und für Vielleser ein leckeres Häppchen für zwischendurch.
Sigrid Tinz
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