Mit einem Adventskalender die Tage zählen, bis zur Bescherung, ist bei uns mittlerweile selbstverständlicher Teil der Weihnachtszeit: selbstgebastelt, fix und fertig und schlicht mit Schokolade, mit Spielfiguren gefüllt - oder als Buch. Wie hier: In 24 Geschichten bis zum Heiligabend.
Die lieben Kleinen werden sicherlich nicht nur mit einem solchen Adventskalenderbuch zufrieden sein - und für die morgendliche Rushhour sind die Geschichten auch oft einfach zu lang - aber zusätzlich zu Schnickschnack und Schokolade eine gemütliche, gemeinsame, fest eingeplante Sofa-Vorlesezeit? Bitte gerne.
Dieses Buch versammelt 24 abgeschlossene Geschichten, für jeden Tag eine. Jede Geschichte ist von einem anderen Autor, einer anderen Autorin verfasst, extra für dieses Buch: Ein kleines Mädchen traut sich nicht, beim Krippenspiel aufzutreten; ein Weihnachtsmann spielender Student hat eine Autopanne, ein anderer Weihnachtsmann wird von der Polizei angehalten, weil er zu schnell mit dem Schlitten unterwegs war. Klar ist damit schon mal: dieses Buch ist eindeutig keine weihnachtsmannfreie Zone und für alle Eltern, die streng darauf achten, das eigene Kind nur vom Christkind beschenken zu lassen, nicht zu empfehlen. In anderen Geschichten erweckt Zauberglitzer Spielzeug zum Leben, es treten Nasenbären auf und freundliche Schreckgespenster, grüne Weihnachtsmänner, Krokodile, australische Weihnachtswichtel und reiselustige Schneemänner: und ein Junge schraubt am Verteilerkasten herum, weswegen die Handyverbindungen zusammenbrechen und alle Leute auf einmal wieder miteinander reden. Zusammengefasst sind es Geschichten, in denen wohlbehütete Kinder betont besinnliche und nostalgische Weihnachten erleben.
Die Bilder sind für jede Geschichte im gleichen Stil: doppelseitig, schwarz weiß und treffend, was Stimmung und Komik und Schlüsselszene der Geschichte angeht. Aber Abwechslung wäre schöner gewesen, weil es ja auch immer ganz andere Geschichten sind. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich und die Testkinder das Buch natürlich im Voraus und in einem Stück konsumiert haben. Und das so ähnlich ist, wie den Schoko-Adventskalender bereits am 1. Dezember auf einen Rutsch leer zu futtern. Man fühlt sich hinterher irgendwie übersättigt mit dem süßen Zeug.
Mehr Pippi Langstrumpf wäre schöner gewesen oder mehr Charles Dickens, mehr Ecken, mehr Kanten, mehr Herzblut. Aber auch namhafte Autoren und Autorinnen haben wahrscheinlich nicht immer die Geschichte auf Lager, die raus will in die Welt, sondern auf Kommando wird es dann doch mehr ein biederer Besinnungsaufsatz.
Vielleicht auch, weil das Buch letztendlich ein Wegwerfartikel ist. Das kann man leider nicht anders sagen. Der Gag sind eindeutig die perforierten Seiten, an denen jeden Tag die Geschichte aufgetrennt wird. Das klappt ganz gut, allerdings reißt auch mal die Seite ein, wenn die Geschwister darum rangeln, wer dran ist. Am 24. ist das Buch mehr oder weniger hin - und nächstes Jahr braucht es dann ein neues Adventskalenderbuch.
Fazit
Prinzipiell ein schöner Zusatz zu dem üblichen Schnickschnack- und Schokoladenadventskalender, so ein Adventskalenderbuch: Für jeden Tag im Advent eine neue, in sich abgeschlossene Geschichte, durch das Aufreißen der perforierten Seiten zu "öffnen". Was es aber zu einem Ex- und Hopp-Buch macht, weil im nächsten Jahr der eigentliche Gag weg ist. Das braucht man heutzutage eigentlich nicht. Die Geschichten sind zwar gut und nett, betont besinnlich und abwechslungsreich - aber auch ohne wird es Weihnachten werden.
Sigrid Tinz, November 2016
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