So wie Du!
- Bohem Press
- Erschienen: Juni 2005
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Ist es besser klein oder groß zu sein? Drache Bodo und eine Maus entdecken in ihren vermeintlichen Schwächen durchaus starke und für den jeweils anderen hilfreiche Eigenschaften und finden darüber zur echten Freundschaft.
Der große Drache Bodo wird eines Tages von einer kleinen Maus aus seinem Schlaf ";gestupst";. Nachdem sich die Maus sicher ist, dass Bodo ein freundlicher Drache ist, offenbart sie ihm ihr Anliegen: ";Ach, ich wäre so gerne wie Du.";
Groß, stark, furcht erregend und laut. Genau so wäre die kleine Maus gerne, wird sie doch derzeit jeden Morgen vom grässlichen Löwen aufgeschreckt, der sie anfaucht und anbrüllt. Außerdem könnte sie, wenn sie von größerer Statur wäre, endlich die leckeren Äpfel vom Baum pflücken und müsste nicht erst warten, bis diese vom Ast fallen und dann nicht mehr richtig frisch sind.
Doch auch Bodo ist unzufrieden und wünscht sich so klein wie die Maus zu sein. Dann könnte er endlich mit zarten Fingern den Honig aus dem Loch im Bienenhaus naschen. Auch Einsamkeit plagt ihn, denn alle Tiere laufen aus Angst vor seiner Größe vor ihm weg und so hat ihn noch niemand tanzen oder singen gehört. ";Nur der Mond und die Sonne sind da, wenn ich tanze";.
Das gemeinsame Klagen hat schnell ein Ende, als Bodo und die Maus beschließen sich gegenseitig zu helfen. ";Ich mache mich für Dich groß, und Du machst dich für mich klein";. Und so hebt Bodo die Maus auf seiner Hand zu den saftigsten Äpfeln empor um sie danach unter einen Bienenstock zu halten, wo sie mit ihren kleinen Pfoten den Honig direkt in Bodos Mund laufen lässt.
Plötzlich beginnt die Maus vor Angst zu zittern. Sie hat den gemeinen Löwen entdeckt. Bodo hingegen ist gar erfreut und hat bereits einen Plan gefasst. So bittet er die Maus den Löwen zu sich zu rufen und wenn er vor ihr steht einfach den Mund weit aufzumachen. Bodo versteckt sich daraufhin im dichten Gebüsch hinter dem Ast, auf dem die Maus sitzt.Verständlicherweise ist der Maus bei der Sache gar nicht wohl zumute, doch sie vertraut Bodo, nimmt allen Mut zusammen und ruft - wenngleich mit schwacher Stimme - den Löwen. Der stürmt auch gleich mit Gebrüll herbei und möchte sich auf die Maus stürzen. In diesem Moment öffnet die Maus den Mund und aus dem Versteck brüllt Bodo sein lautestes Drachengebrüll. Die List geht auf. Damit hat der Löwe nicht gerechnet. Eine Maus die so laut brüllen konnte. Der Löwe rennt davon.
Die Maus ist begeistert und drückt sich fest an Bodos Drachenbrust. ";Danke!"; sagt sie fröhlich. ";Und jetzt will ich dich singen hören."; Das macht Bodo ganz verlegen. Was zunächst mit einem zaghaften Summen beginnt, endet in einer freien und klaren Stimme, wie sie noch nie aus Bodos Munde erklungen ist. Bodo singt ein Lied nach dem anderen und ist über glücklich. ";Plötzlich war nicht mehr wichtig, wer nun groß und wer klein war. Maus und Drache wollten in diesem Moment nur noch das sein, was sie waren: Echte Freunde.";
";So wie Du!"; erzählt eine Geschichte nach bekanntem Muster. Zwei Tiere lernen sich kennen. Das eine stark, das andere schwach und auch der gemeine Bösewicht fehlt hier nicht. Doch steht nicht die gemeinsame List, mit der der Bösewicht - in diesem Fall der Löwe - heldenhaft in die Flucht geschlagen wird, im Vordergrund. Vielmehr betont die Erzählung die Gefühlswelt vom Drachen Bodo und der Maus. Jeder hat seine eigenen Sorgen und schnell wird klar, dass sie etwas füreinander tun können. Und so unterstützt jeder den anderen nach seinen Möglichkeiten.
Das gestaltet der Autor überaus raffiniert und integriert dabei verschiedene Facetten einer Freundschaft. Zunächst agieren die beiden gemeinsam mit ihren physischen Vorteilen. Später aber hilft Drache Bodo trotz seiner enormen Statur der Maus lediglich mit seinem Gebrüll und bleibt dabei gänzlich unentdeckt. Doch diese Tat scheint ganz dem Charakter des Drachen zu entsprechen, der sich schließlich als Gesangstalent entpuppt. Die Maus zeigt offenherzig ihre Dankbarkeit und macht den Drachen Bodo auf ganz besondere Weise glücklich, indem sie Interesse und Aufmerksamkeit für seine Gefühle signalisiert und ihn so motiviert seiner Freude am Singen nachzugehen. Mit diesem gesteigerten Selbstvertrauen wächst der Drache mit seinem Gesang förmlich über sich hinaus. Keinen Zweifel - hier haben sich zwei wahre Freunde gefunden und erleben einen glücklichen Moment.
Die klare, schnörkellose und gut verständliche Sprache lässt kleine Zuhörer aufmerksam der Geschichte horchen. Marie-José Sacré schafft die passende farbenfrohe Umgebung mit Feuer spuckenden Vulkanen und üppiger bunter Vegetation. Das sehr betont lebendige Farbenspiel mit vielen Farbnuancen wird durch kräftige Konturen ";beruhigt";. Die überwiegend warmen Farbtöne kreieren eine insgesamt angenehme Atmosphäre und unterstützen den freundlichen Charakter der Erzählung. Dabei sind alle Figuren, allen voran Drache Bodo, herzlich und gutmütig in ihrer Erscheinung - natürlich mit Ausnahme des Löwen.
Das schöne phantasievolle und herzliche Ende unterstreicht den gefühlvollen und harmonischen Aufbau der Geschichte. Fast wünscht man sich man könnte wirklich den Liedern vom Drachen Bodo lauschen, während er mit seiner kräftigen grünen Statur, den kleinen weißen Flügeln und mit der Maus auf dem Rücken über die Vulkan-Landschaft fliegt.…
Fazit:
Überaus sympathisch und mit allen Zutaten versehen, die unbeschwerte unterhaltsame Kinderbuch-Kost benötigt, erzählen Stefan Gemmel und Marie-José Sacré eine gefühlvolle Geschichte über die Freundschaft. Die Botschaft ist eindeutig: Jeder hat seine Stärken und Schwächen. In einer wahren Freundschaft hat beides Platz.
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