Henri ist ein Hase und hat nicht, wie wohl die meisten Hasen, nur Salat und Möhren im Sinn, sondern Lesen, Bücher, Romane, Krimis, Abenteuergeschichten. Aber woher nehmen und nicht stehlen? Schwierig für einen Hasen, also geht er eben tatsächlich stehlen. Und wird bald als langohriger Bücherdieb von der Polizei gesucht.
In diesem Buch über einen Bücherdieb geht es natürlich um Bücher, und auch die Worte und Buchstaben spielen eine große Rolle: die Schrift fällt auf beim ersten Ansehen, sie ist mal groß, mal klein, dick, dünn, in verschiedenen Typen gedruckt und in unterschiedlichen Richtungen angeordnet. Sie ist auch oft Teil der Illustrationen und ganz generell gehen in diesem Buch Text und Bilder Hand in Hand: Wenn beschrieben wird, dass die meisten Hasen von Möhren und Salat träumen, dann zeigt das Bild schlafende Hasen mit Traumdenkblasen, in denen sie Salatröcke tragen und auf Möhrenraketen durchs All düsen; auf einer Seite sind die Sätze Wort für Wort ins Bücherregal geschichtet; und wenn jemand vorgestellt wird, der Bücher über alles liebt, umgibt die ganze Szene ein großes Herz.
Dieser jemand ist Henri, die Hauptfigur, ein Hase. Henri ist kein ganz normaler Hase. Denn er träumt nicht von Salat und Möhren und Salatröcken und Möhrenraketen sondern von Büchern. Er will am liebsten immer nur lesen, er liebt Geschichten und er schreibt auf, welches seine Lieblingsbücher sind, welcher er gerade liest, gelesen hat oder noch lesen will. Einziges Problem: er hat zu wenige Bücher und - weil ihm nichts anderes einfällt - wird er zum Bücherdieb. Nacht für Nacht stibitzt er Bücher bei anderen Leuten aus den Regalen. Und die finden am nächsten Tag statt der Lieblingslektüre nur noch eine angeknabberte Möhre.
Eines Tages wird Henri von dem Jungen Arthur auf frischer Tat ertappt und angezeigt, von der Polizei gesucht, verhaftet - und überführt. Weil er bei der Gegenüberstellung statt wie die anderen Kandidaten nicht Salat und Möhren futtert, sondern sich nur auf die angebotenen Bücher stürzt.
Der Text wechselt zwischen Dialogen von Arthur und Henri, auktorialem Erzähler, und direkter Leseransprache: "Was soll Henri nur machen?". Die Bilder sind schön bunt und voller Bewegung, mal auf großen doppelseitigen Szenen, mal als Abfolge vieler kleiner Sequenzen. Auf den Seiten mit Henris Bücherlisten und den verschiedenen Bücherregalen verweilt man auch als Erwachsener ganz gern, denn die Titel sind allesamt Klassiker und Bestseller aus unserer Welt ins Hasendeutsch übertragen: "Das doppelte Karottchen", "Der geheime Gemüsegarten", "Harry Hopper" oder "Die Abenteuer von Hoppelberry Finn".
Fazit:
Alles in allem ein schönes Buch. Das sich viele vielleicht anschaffen, um die Liebe zu Büchern pädagogisch wertvoll ans Kind zu vermitteln. Sollen sie ruhig, das Kind wird trotzdem großen Spaß haben mit den bunten, büchervollen Seiten, dem lebendigen Text und den Dialogen, der Story und natürlich mit Henri, dem etwas anderen Hasen. Zum immer wieder vorlesen und anschauen.
Sigrid Tinz, Oktober 2016
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