Paul geht mit seinem Opa gern und oft in den Zoo. Denn dort gibt es so viele unterschiedliche Tiere zu bestaunen, die jedes für sich ein kleines Wunder zu sein scheinen. Wie ist es zu erklären, dass das Nashorn überhaupt ein Horn hat und die Schlange aussieht wie ein Schlauch? Und warum haben Flamingos einen gebogenen Hals - und isst der Eisbär eigentlich literweise Eis?
So viele Fragen schwirren in dem Kopf des kleinen Jungen herum, die auch Erwachsene zum Nachdenken bringen. Recht unbedarft blickt er auf die Welt und hinterfragt Dinge, die Erwachsene oft als gegeben hinnehmen. Dabei ist ein Perspektivwechsel hilfreich und wertvoll, um einen unvoreingenommenen Blick auf die Welt zu haben, der die alten Bahnen verlässt, neue Standpunkte einnimmt. Und darüber neue Entdeckungen zulässt.
Die Antworten auf die Fragen sind nicht leicht zu finden, wenn es denn überhaupt möglich ist, sie zu beantworten. Doch darum geht es auch gar nicht. Es geht vielmehr um Gedankenspiele, um Freiheit im Kopf, um Phantasie und um den Mut, eine ungewöhnliche Perspektive einzunehmen, um Fragen zu stellen, die (auf den ersten Blick) vielleicht albern sind und (auf den zweiten Blick) sehr bereichern. Es geht darum, miteinander ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen, andere Perspektiven schätzen und achten zu lernen, wissbegierig und neugierig zu sein und zu bleiben.
Diese Botschaft vermittelt das Bilderbuch auf einfache und doch beeindruckende Weise. Mit jedem neuen Tier, das Paul und sein Opa beobachten, kommen Paul neue Fragen in den Kopf, die kommentarlos gestellt werden. Antworten gibt es keine. Als Paul seinen Opa ganz am Ende des Buches fragt, ob er ihm das alles erklären kann, antwortet der Opa nicht mit einer alles erklärenden Antwort, im Gegenteil. Auch er stellt eine naheliegende, und doch nicht oft gestellte Frage: Weißt du, warum deine Nase nicht an deinem Po sitzt? Auch Erwachsene können eben nicht die Welt im Ganzen und alle Details erklären und auch Erwachsenen schwirrt so manch ungewöhnlicher Gedanke durch den Kopf.
Für kleine Entdecker sind die Fragen vielleicht eher einfach nur verspielt und lustig und ermutigen zu weiteren Kopfexperimenten, doch erwachsene Betrachter werden die Vielschichtigkeit der Gedanken zu schätzen wissen.
Die beiden fragenden Besucher sind mit ihren Gedanken in großformatige doppelseitige Bilder eingebettet, die die Buntheit, die Abwechslung und Vielfalt allein in diesem kleinen Kosmos Zoo treffsicher und witzig einfangen und gleichzeitig die Fragen bildlich umsetzen. So ist das Zebra eben nicht schwarz-weiß gestreift, sondern blau-rosa und daher tanzt auch neben den Flamingos eine Ballerina und ist doch den grazilen Vögeln sehr ähnlich. Oder sie ihr?
Fazit:
Warum sehen die unterschiedlichen Tiere so aus, wie sie aussehen? Warum tragen wir den Kopf auf den Schultern und nicht am Bauch? Es tut gut, das Gewohnte zu hinterfragen und wissbegierig zu bleiben, auch wenn nicht jede Frage befriedigend beantwortet werden kann. Im Sinne von Wer nicht fragt, bleibt dumm regt dieses schöne Buch zum Philosophieren und Nachdenken an, indem es die Besonderheit jedes einzelnen Lebewesens in den Vordergrund rückt.
Claudia Goldammer, Juni 2016
Elle van Lieshout, Erik van Os, Aracari
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