Steve Jobs ist ein Mann, der unsere Zeit geprägt hat und dessen Ideen unseren Alltag bestimmen, ob Smartphone oder Pixarfilme. Dieses Buch stellt ihn uns in einer Comic-Biographie vor.
"Guru, Visionär, Tyrann, Erfinder, Verkäufer, Apple-Gründer - es gibt viele Geschichten über Steve Jobs, zusammen ergeben sie das wahnsinnig geniale Leben einer der faszinierendsten Persönlichkeiten unserer Zeit", so wird das Buch eingeleitet. Und dann noch als Comic, als Graphic Novel, da freut man sich richtig auf ein tolles Buch, das einem wie beflügelt das Leben des berühmtesten Nerds der Welt vermitteln wird; nicht nur als I-Phone-Pads-Pot-Watch-Fan, auch als Non-Apple-Freak.
Ich zähle zur zweiten Fraktion und mindestens diese Gruppe von Lesern wird enttäuscht sein, ich vermute mal, die anderen auch. Auch wenn eingefleischte Fans sicherlich alles über ihr Idol lesen und mögen werden. Und die dritte Zielgruppe, die passionierten Comicleser, die alles an sich reißen, was aus Panels und Sprechblasen und Bilderfolgen besteht, die wird wahrscheinlich das Buch am schnellsten wieder weg legen.
Die Story wird zwar in Bildern erzählt und mit Text ergänzt; aber es greift nichts ineinander, die Lücken zwischen den Bildern bleiben leer, statt das Kopfkino des Lesers laufen und dieses Flow-Gefühl entstehen zu lassen, das Comiclesen so befriedigend macht.
Es sind eher einzelne, aneinandergereihte Cartoons über jeden Stichpunkt im Lebenslauf des Steve Jobs. Vom zur Adoption freigegeben Baby bis zum krebskranken Computerfirma-CEO, mit Familie, Freunden, Kollegen, denkend, mit Buch oder einem Techniktool in der Hand oder im Gespräch über Technik mit Familie, Freunde, Kollegen &. wenn man es dann mal so sagen will: das Leben eines Nerds enthält sooo viel Spannendes irgendwie nicht.
Der Text ist sperrig und voller Phrasen: Steves Eltern leben in einer "schlichten modernen Reihenhaussiedlung", der Vater baut "Prototypen für die Elektro-Industrie", Steve ist ein "Schlingel und macht nur Quatsch in der Schule", aber er ist "kontaktfreudig und neugierig", lernt dann irgendwann Laurence kennen, sie ist "Vegetarierin und sehr bodenständig, ein gutes Gegengewicht zu Steves Exzentrik", er "zieht Geschäfte auf", irgendwann auch Apple, das er im Streit verlässt, dann rettet und zu heutiger Größe führt. Und er "ist - bekanntlich - ein schwieriger Boss".
Auch wenn es inhaltlich natürlich hochinteressant ist. Steve Jobs war einfach ein spannender Mensch, Pionier der technischen Umwälzungen unserer Zeit, die unseren Alltag heute prägen, von Wetter-App bis Pixar-Filme, von WhatsApp bis iTunes.
An anderen Stellen trieft dann wieder das Pathos, wenn er als Vorbild für unzählige Menschen beschrieben wird, für die " Verrückten, die Nonkonformisten, die Rebellen, die Unruhestifter, die Unangepassten, die Querdenker, die verrückt genug sind, zu glauben, sie würden die Welt verändern, und deshalb genau diejenigen sind, die es tun".
Beides hält den Menschen Steve Jobs auf Abstand zum Leser und macht aus dem erhofften beflügelten Lesegenuss eine Art Lebenslauf in schwarz-weißen gezeichneten Stichpunkten.
Schade.
Fazit:
Ein Comic über Steve Jobs, die Biographie des Apple-Genies als Graphic Novel, von der Geburt bis zum Tod, vom ersten Computer bis zum IPhone - für Steve-Jobs- und Apple-Fans sicherlich ein interessantes Buch, einfach weil es sich von vorne bis hinten um ihr Idol dreht. Non-Apples und alle, die einfach nur zugegriffen haben, weil sie Comics mögen, werden es vermutlich uninspiriert und redundant finden.
Sigrid Tinz, Juni 2016
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