Der Schatz des Listigen Lars
- Beltz & Gelberg
- Erschienen: November 2015
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Auch wenn Mick und seine Freunde Lili, Stevie, Gordon und seine Schwester Susa auf den Inseln im "Vergessenen Meer" den letzten Schultag mehr als herbeisehnen, dehnt sich nach dem letzten Klingeln die Ferienzeit doch schier endlos und noch sehr leer vor ihnen aus.
So ein handfestes Abenteuer wäre schon schön, doch im Gegensatz zu ihrem Klassenkameraden Carlo verfügen sie noch nicht mal über ein eigenes Schiff, mit dem sie in der Ferienzeit die Ozeane unsicher machen könnten. Was also tun?
Da überrascht Lili sie mit einem fabelhaften Plan: kurzerhand hat sie das Wrack von Carlos letztem Schiff erstanden und sofort sind die Freunde begeistert dabei, das Schiff wieder herzurichten, um anschließend in See zu stechen. Also wird von früh bis spät gewerkelt und jeder schafft herbei, was er kann: Mick Farbe, Taue und Teer, Gordon Werg und Werkzeug, Stevie Pfannen, Töpfe, Messer und Gabeln, und Lili Segeltuch, Nadeln, Wachs und Garn. Als Mick schließlich in Bill der Buddlers Garten die "Schatzkarte des Listigen Lars" entdeckt, wissen die Freunde sofort, wohin ihr Schiff sie bringen soll.
Doch Micks Erzfeind Carlo beobachtet das Treiben argwöhnisch. Auf Mick ist er seit Langem sauer und hat sich ewige Rache geschworen. Dass nun seine Mutter sein letztes Wrack gerade Micks Kumpels verkauft hat, trägt nicht unbedingt zur Versöhnung bei. Und als er schließlich auch noch aus Micks Schwester Susa herauspresst, dass Mick und seine Freunde die "Schatzkarte des Listigen Lars" gefunden haben, weiß Carlo, dass er die lustige Truppe keine Minute aus den Augen lassen wird.
Also heftet er sich auch dicht an Micks Fersen, als dieser den heimatlichen Hafen verlässt. Nur dank eines gewaltigen Unwetters, gefolgt von dichtem Nebel, gelingt es Mick, unbeobachtet zur Schatzinsel zu gelangen. Der Schatz ist dort tatsächlich recht schnell gefunden, doch just in diesem Moment tauchen auch Carlo und seine Freunde auf. Mit cleveren Ideen gelingt aus Mick auch diesmal, Carlo abzuhängen und den Schatz sicher zum Schiff zu transportieren. Doch Carlo gibt so schnell nicht auf und es beginnt eine wilde Verfolgungsjagd, während der Mick die sogenannte Lichtschranke, eine geheimnisvolle Spiegelwand auf dem Meer, durchstößt, Mick und seine Freunde tagelang Algensuppe essen, Bekanntschaft mit dem Stinkreichen Siegfried machen und schließlich den Schatz wohlbehalten, aber sehr abenteuerlich, nach Hause transportieren.
Es scheint kaum vorstellbar und doch ist es so: auch Piratenkindern ist manchmal langweilig. Vielleicht auch nicht weiter verwunderlich, wenn sich kurz nach dem letzten Schultag die Sommerferien endlos leer hinziehen. Doch wenn sich dann doch ein Abenteuer ergibt, dann ist das selbstverständlich nach richtiger Piratenart. Gabi Neumayer greift bei Der Schatz des Listigen Lars auf altbewährte Piratenzutaten zurück: zwei Piratenbanden (natürlich verfeindet), ein mehr schlecht als recht geflicktes Schiff, eine mysteriöse Schatzkarte, um die sich eine geheimnisvolle Geschichte rankt, unvorhersehbare Wetterlagen, fehlender Proviant und Werkzeug, jede Menge Abenteuerlust, gute Ideen und Humor.
Und obwohl diese Zutaten an sich nicht neu sind, gelingt es Gabi Neumayer doch, damit eine unterhaltsame, kurzweilige und überraschende Abenteuergeschichte zu schaffen, die lebendig und spannend geschrieben ist. Der sympathische Piratenjunge Mick ist darin der Dreh- und Angelpunkt. Nach dem dramatischen Tod seines Bruders meidet Mick tiefes Wasser und überzeugt sonst auch eher durch Köpfchen als durch Muskelkraft. Wie sich überhaupt jeder in Micks Bande durch eine besondere Eigenschaft auszeichnet: Lili ist unglaublich mutig, ohne ihre Brille allerdings komplett aufgeschmissen, Stevie ein begnadeter Geschichtenerzähler und Koch und Gordon der beste Navigator. Jeder kann also etwas besonders gut und andere Dinge dafür nicht, aber gemeinsam ergänzen sich ihre Fähigkeiten zu einem unschlagbaren Ganzen.
Auch sprachlich schreibt Gabi Neumayer flüssig und abwechslungsreich auf angemessener Augenhöhe und mit viel wörtlicher Rede. Das verwendete Seemannsvokabular wird im Glossar am Ende des Buches gut verständlich erklärt, so dass "kalfatern" und "Takelage" keine Fremdwörter bleiben. Vereinzelt eingestreute sprachliche Spielereien, wie die alliterativen Vor- und Zunamen der großen Piraten entlocken auch erwachsenen Lesern so manches Schmunzeln. Hier wird die besondere Fähigkeit schon im Namen verraten, wie Bill der Buddler, Käsekuchen-Karin oder Singender Simon.
Das Buch ist in insgesamt 46 kurze Kapitel unterteilt, so dass es problemlos abschnittsweise gelesen oder vorgelesen werden kann. Teilweise verstecken sich noch spannende Seemannsgeschichten in den Kapiteln, die Stevie seinen Freunden als Brücke zwischen dem mystischen Piratentum und Micks Abenteuer erzählt und so manches Mal lebensrettend inspiriert.
Fazit
Ein ruhiger Nachmittag und jede Menge Zeit? Beste Voraussetzungen, um mit Mick und seinen Freunden in ein waschechtes Piratenabenteuer einzutauchen, in dem Spannung, Witz und Überraschung genau richtig dosiert sind.
Claudia Goldammer
Gabi Neumayer, Beltz & Gelberg
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