Der Fuchs, der keine Gänse beißen wollte

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonNov 2015

Idee

Ein kleiner Fuchs der keine Gänse essen mag, macht sich auf die Suche nach seinem eigenen Weg – und findet am Ende Gänseblümchen als Lieblingsessen.

Bilder

Striche, gefüllt mit gedeckten Farben, werden zu Fuchs und Gans und Schnecke und Bär, zu Szenen und Gefühlen. Schön anzuschauen, lassen sie aber gleichzeitig genug Platz für eigene Bilder im Kopf.

Text

Bestimmend sind die Dialoge zwischen dem Fuchs und den Tieren; sie sind jeweils ähnlich aufgebaut und geben dem Buch einen ruhigen Fluss, der durch lustige Nebenhandlungen wunderbar aufgelockert wird.

Der kleine Fuchs soll sich sein Fressen selber suchen, denn er ist jetzt groß und große Füchse fressen Gänse, so hat es Mama Fuchs beschlossen. Aber der kleine Fuchs mag keine Gänse. Andererseits hat er natürlich Hunger. Also macht er sich auf die Suche.

Vegetarier oder Veganer zu sein ist Trend. Die Gründe sind ideologisch sehr vielfältig - ökologisch, globalökonomisch, religiös, ethisch, gesundheitlich - bei jedem einzelnen ein bisschen anders und sehr persönlich. Auch die Ausprägung ist unterschiedlich. Aber wer so lebt, möchte oft seine ethische Grundeinstellung auch an seine Kinder weitergeben, bei dem was auf den Tisch kommt, aber auch bei der Lektüre; oder zumindest Bücher die nicht ein komplett gegenteiliges Weltbild transportieren. Das ist oft gar nicht so einfach; zwar gibt es mehr und mehr "vegetarische" oder "vegane" Bücher, von kleinen Verlagen zumeist - und leider oft besser gemeint als gut gemacht. Und bei den literarisch eindeutig "guten" Bücher werden Tiere aller Art häufig völlig skrupellos verwurstet - Hauptsache die Geschichte wird gut; sie bekommen lustige Namen, Hosen und Haarschleifchen, menschliche Eigenschaften und menschliche Verhaltensweisen und müssen auf zwei Beinen durch lustige Verwicklungen hopsen. Und die menschlichen Protagonisten futtern Würstchen, Fischstäbchen, Eierpfannkuchen und schlürfen literweise Kakao mit Sahne.

Der kleine Fuchs, der keine Gänse beißen wollte, liegt deshalb genau im Trend, das lässt schon der Titel vermuten: hier geht es nicht ums Fressen und Gefressen werden, sondern genau ums Gegenteil. Und das ist die Geschichte: "Es wird Zeit", sagt Mama Fuchs, "dass du erwachsen wirst und dir dein Fressen selber suchst. Du bist jetzt groß und große Füchse fressen Gänse." Was rein biologisch zwar nicht stimmt, meistens fressen Füchse Mäuse und Kaninchen und Insekten und in unseren Städten im wesentlichen Müll, aber das ist ein anders Thema; typisch in der Literatur und Musik und Kunst ist der Fuchs Gänsefresser.

Wie auch immer, der kleine Fuchs in diesem Buch findet Gänse eklig und außerdem spielt er ja manchmal mit ihnen. Aber Hunger hat er natürlich auch. Also macht er sich auf die Suche, nach Fressen, das ihm schmeckt: Fragt auf den folgenden Seiten jedes Tier, dass er trifft und lässt sich jeweils deren Lieblingsessen empfehlen und probiert es auch. Im Text sind im Wesentlichen diese Dialoge wiedergegeben, nicht jedes Mal exakt gleich, aber doch in einer wiedererkennbaren Abfolge. Das macht die Geschichte zu einem eher ruhigen Vorlesebuch, auch schon für eher kleine Kinder. Die Schnecke rät zu reifen Mirabellen, die Maus zu Beeren - was der Fuchs mit Bären verwechselt und ihn auf einem lustigen Nebenstrang der Handlung in ziemliche Schwierigkeiten bringt. Der Schmetterling schließlich empfiehlt ihm Blumen und zwar eine bestimmte Sorte. Die schmecken ihm dann auch ausgezeichnet. Es sind - welch ein Zufall - Gänseblümchen.

Natürlich kann man die Geschichte auch ganz anders lesen, nicht nur als die über einen - zeitgeistig - vegetarischen Fuchs; sondern auch als eine Variante des geradezu klassischen Themas, den eigenen Weg zu finden.

Außergewöhnlich sind die Bilder: höchst ästhetisch und gleichzeitig sehr herzig und kindgerecht. Im Grunde sind der Fuchs und seine tierischen Kollegen nicht viel mehr als schwarze Stricheleien, gefüllt mit gedeckten Farben; aber sie entfalten Stimmungen, Gefühle, Ereignisse und lassen dem Betrachter viel Raum für eigene Bilder im Kopf.

Alles in allem ein besonderes Buch, "vegetarisch" und gleichzeitig rundum gut.

Fazit

Dieses Bilderbuch über einen vegetarischen Fuchs, der Gänseblümchen isst statt Gänse, passt zum Zeitgeist. Gleichzeitig ist es eine Geschichte über das zeitlose Thema, wie man seinen eigenen Weg findet, besonders wenn man anders ist als die meisten für normal halten. Und dazwischen liegen noch so viele mögliche Geschichten, von denen jeder beim Lesen die findet, die ihn gerade beschäftigt. Die Bilder sind außergewöhnlich schlicht - eigentlich nur Striche, gefüllt mit gedeckten Farben, die zu Tieren, Blumen und Bäumen werden, zu Szenen und Gefühlen - aber sehr schön anzuschauen und auch sie lassen genug Platz für die eigene Fantasie. Alles in allem ein richtig gutes Bilderbuch.

Sigrid Tinz

Der Fuchs, der keine Gänse beißen wollte

Sebastian Loth, Lappan

Der Fuchs, der keine Gänse beißen wollte

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