Als der Dackel aus dem Gemälde verschwand
- Thienemann
- Erschienen: November 2015
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Ausgebüxte Tiere! Was schon bei normalen Hunden, Wölfen, Tigern oder Vögeln spektakuläre Geschichten ergibt, ist noch um einiges geheimnisvoller, wenn die Tiere aus berühmten Gemälden geflüchtet sind. Genau das passiert in dieser Geschichte. Und Max, der Sohn des Museumsdirektors und sein Hund nehmen die Ermittlungen auf.
Tiere gehen immer. Egal ob in Geschichten, Filmen, Fernsehdokus, auf Bettwäsche oder als Spielzeug - Tiere gehen immer. Und früher war das wohl auch nicht viel anders: berühmte Künstler haben nicht nur religiöse Szenen, mächtige Könige oder schöne Landschaften gemalt, sondern auch Tiere, Tiere, Tiere. Wilde, süße, die eigenen oder die von berühmten Königen, abstrakt oder idealisiert, bunt, einzeln oder in Herden und Horden. Und schon immer haben sich Menschen gerne solche Bilder angeschaut oder in ihre Häuser gehängt.
In dieser Geschichte hängen einige der berühmtesten in dem Museum, in dem Max Vater Ambrosius Mielke, der Direktor ist: Dürers Hase, Baselitz' Adler, Velasquez' Pony, Max Beckmanns Papagei, eine Schlange von Niki de Saint Phalle, jede Menge Enten, eine Katze, ein Hermelin, ein grüner Esel von Marc Chagall, ein kantiger Tiger von Franz Marc, Dalis Elefant auf Giraffenbeinen und der Dackel Lump von Picasso. (Für alle, die es genau wissen wollen.) Und eines Tages sind sie alle weg. Die Tiere, nicht die Bilder. Die hängen noch da, und da wo Hase, Dackel und Co. waren ist nur ein leerer Fleck.
Unersetzliche Kulturgüter von unschätzbarem Wert sind zerstört - klar, dass die Polizei kommt und dass der Direktor persönlich verdächtigt wird, etwas Psychopathisches getan zu haben, sie mit Fleckentferner weggerubbelt zu haben zum Beispiel. Ambrosius Mielke wird verhaftet.
Aber Max lässt natürlich seinen Vater nicht hängen. Zusammen mit seiner Hündin Anastasia hört und sieht er sich um und letztendlich setzt sich Anastasia auf die Spur der verschwundenen Tiere - zusammen mit einem anderen Hund, den sie zufällig trifft: Zack. Weil auch ein Hermelin dabei ist, der naturgemäß ziemlich stinkt, ist die Verfolgung leicht. Die Gemäldetiere sind also in irgendeiner Form lebendig geworden und aus den Gemälden ausgebüxt - ab da ist klar, dass es keine realistische Geschichte ist. Auch die beiden Hunde können sich in menschlicher Sprache unterhalten, auch mit Max. Für uns Leser ist das wunderbar, denn so können wir das tierische Ermittlerduo in vielen lustigen, flapsigen, kabbeligen Dialogen und komischen Situationen erleben, die zusätzlich dynamisch sind, weil die beiden unterschiedlicher nicht sein könnten: Zack, der stinkende, zottelige Straßenhund, der allerdings überall hoch-, durch- und drüberkommt und sich auch sonst im Großstadtdschungel perfekt auskennt. Und Anastasia, genannt Nasti, eine russische Windhündin, schlang, elegant und gebildet. Wenn die beiden nicht streiten oder Indizien zusammentragen, erzählt Nasti Zack so einiges über Kunst im Allgemeinen und über die Kunstwerke, aus denen die Tiere geflohen sind, im Speziellen.
Das Buch ist schnell, locker, leicht geschrieben und die vielen Details sind glatt hinein gewoben. Tiere und Malen und Gestalten sollte man als kleiner Leser schon mögen, damit es richtig Spaß macht; aber große Voraussetzungen an Kunstwissen oder - interesse braucht es nicht. Wer mehr Interesse hat, findet im Anhang noch jede Menge Erklärungen zu künstlerischen Fachbegriffen wie Akt oder Stillleben, Surrealismus oder Renaissance. Und im Mittelteil ist auf besonders hochwertigem Papier ein jedes der Gemälde verkleinert abgedruckt.
Ansonsten gibt es nur einige wenige schwarz-weiße Illustrationen, die den Textfluss auflockern, aber die Schrift ist ohnehin groß, der Satz luftig, so dass auch schon noch nicht soo leseerfahrene Kinder dieses Buch gern in die Hand nehmen werden. Das Buch ist aber auch sehr zum Vorlesen zu empfehlen, weil es so nett gemacht ist und einfach mal ein bisschen was anderes, so dass auch wir Erwachsenen Freude daran haben.
Deswegen wird jetzt auch von der Auflösung nicht mehr verraten als so viel, dass Zack und Nasti die Gemälde-Tiere finden, der Herr Professor aus der U-Haft entlassen und am Ende alles gut wird; aber das kann man sich ja selber denken. Und zu guter Letzt bietet das Buch auch noch eine Erklärung, warum Museen montags geschlossen haben, denn das ist seit dem Tag so, als der Dackel (und die anderen ) aus dem Museum verschwanden.
Fazit
Eine originelle, spannende, lustige Tiergeschichte mit viel Interessantem aus der Welt der Malerei. Zum Selberlesen wegen der großen Schrift perfekt geeignet, aber auch als Vorlesegeschichte, an der dann auch der Vorleser seine Freude hat.
Sigrid Tinz
Manuela von Perfall, Thienemann
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