Alle müssen gähnen
- arsEdition
- Erschienen: November 2015
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"Als erstes gähnt die kleine Katze - und zieht dabei ´ne Riesenfratze" - und das kann man genau sehen, denn ihr Schnäuzchen ist zum Auf- und Hochklappen. So geht es weiter, Tier für Tier, Doppelseite für Doppelseite, bis am Ende alle herzhaft gegähnt haben - und schlafen.
Warum Menschen und Tiere gähnen, weiß man bis heute nicht ganz genau. Stand der Forschung ist, dass Gähnen immer mit einer gewissen Müdigkeit zusammenhängt, ob die nun durch Schlafbedarf, Sauerstoffmangel oder Langeweile ausgelöst wird; eine der vielen Theorien sagt, dass Gähnen analog zum Recken und Strecken so etwas wie Gesichts-Räkeln ist. Fest steht: Gähnt das Kind beim abendlichen Vorlesen, fängt man als Eltern an sich vorsichtig zu entspannen: Gleich könnte es geschafft, das Kind eingeschlafen sein. Und: Gähnen ist ansteckend, weswegen das hier doch das perfekte Gute-Nacht-Buch sein könnte. Eine kleine Katze macht den Anfang:
"Als erstes gähnt die kleine Katze und zieht dabei ´ne Riesenfratze. Da kann man alle Zähnchen sehn, ist es schon Zeit ins Bett zu gehen."
Und man kann tatsächlich alle Zähnchen sehen, denn ihr Schnäuzchen lässt sich auf- und hochklappen. Genau wie die Mäuler, Schnuten, Münder der anderen Tiere, die dann folgen: Schlange, Waschbär, Häschen, Frosch, Krokodil, Fuchs, Schildkröte, Nilpferd.
Alle, alle sind sie müde und müssen gähnen, jedes auf seine Art und wie genau, das wird in zwei mal zwei gereimten Zeilen beschrieben: gut zum Vorlesen, von der Wortwahl her weder simpelste Bilderbuchsprache noch komplexe Poesie, und es kommen durchaus Wörter darin vor, die den Kleinkindsprachschatz erweitern wie Näschen, quieken, Schlafenszeit, riesengroß, Waschbärjunge oder winzigklein.
Doppelseite für Doppelseite geht es so weiter: die Seiten sind aus dicker stabiler Pappe, die Klappen sind groß, leicht zu öffnen, auch von noch sehr unbeholfenen Patschefingerchen, und so stabil, dass sie ungezählte Nochmals aushalten.
Die Farben sind klar und aufs ganze Buch gesehen sehr bunt, pro Tier und Doppelseite aber ruhig und Ton in Ton aufeinander abgestimmt: mal Rot, mal Grün, mal warmes Blau, mal kühles Grau.
Katze, Nilpferd und Co sind grafisch gezeichnet und heben sich klar vom schlichten Hintergrund ab. Die Gesichter haben hauptsächlich der tollen Augen wegen eine sehr ausdrucksstarke Mimik und in den aufgeklappten Mündern kann man sehen wie sich Zähne, Zunge und Kiefer von Tier zu Tier unterscheiden.
Als letztes kommt dann ein Kind, das gähnt. Und noch eine Eule - die aber nur noch "Psssst" sagt und den Blick frei gibt auf das große Finale, eine ausklappbare Panoramaseite: und da liegen sie dann alle, eingekuschelt und aneinander gekuschelt auf dem Krokodil als eine Art Sofa. Kein Reim mehr, sondern nur noch die Frage:
"Wer gähnt als Nächstes? Du."
Mag sein, dass es funktioniert mit dem Anstecken. Andererseits ist das Buch kein bisschen einschläfernd, denn die Tiere gähnen ja nicht nur. Sondern das "müde kleine Häschen wackelt mit dem rosa Näschen", die Schlange "streckt die Zunge ganz weit raus, sieht das nicht richtig lustig aus?", "das Schwein quiekt und muss gleich noch mal Gähnen" - es gibt so viel zum Nachmachen, Lachen Entdecken, dass das Kind eher wach wird und zusammen mit dem Vorleser viel Spaß hat.
Fazit
Ein tolles Buch, aber nicht unbedingt das perfekte Gute-Nacht-Buch, wie es vielleicht auf den ersten Blick aussehen mag, weil Gähnen ja ansteckend ist und so viele gähnende Tiere das Kind doch in den Schlaf bringen helfen müssten. Aber all die lustigen bunten Tiere, die hier gähnen und sich das Maul aufklappen lassen, die Augen reiben, sich strecken oder mit den Nasen wackeln, laden so zum Nachsprechen, Entdecken und Nachmachen ein, dass das Buch bestens unterhält und Eltern und Kinder auf Trab und zum Lachen bringt. Großes Plus sind die großen Klappen, die auch von kleinen Fingern gut geöffnet werden können und stabil genug sind, es hunderte Male hintereinander auszuhalten.
Sigrid Tinz
Anita Bijsterbosch, arsEdition
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