Erst ich ein Stück dann du, Ich für dich, du für mich, Zu zweit leichter lesen, so oder ähnlich heißen Erstlese-Bücher, in denen sich lange Absätze für Erwachsene mit kurzen für das Kind abwechseln. Es gibt sie in allen Varianten, vom adaptierten Klassiker bis zu Einhorn- und Piratengeschichten. Oder wie hier mit Texten rund um den ersten Schultag.
Nach den Sommerferien beginnt für viele Kinder der allererste Schultag, sie sind dann Schüler, so wie Paul, Mia, Jessica, Jonas und all die anderen, die in diesem Buch ihren Auftritt haben. Es enthält insgesamt 14 Geschichten, jede in sich abgeschlossen und inhaltlich abwechslungsreich: Mal geht es um eine Katze, die mit den Kindern zur Schule will, mal um den Streit zwischen zwei besten Freundinnen; eine kleine Hexe erzählt aus der Hexenschule; es geht um Schulhofbanden, Fußballspiele, Schulwechsel; Rüdiger und Paul messen sich ständig, wer denn der bessere Sportler sei; und einen Kriminalfall gibt es auch. Da dürfte für jedes Kind etwas dabei sein, was ihm gefällt.
Die Illustrationen sind ebenfalls sehr vielseitig und oft sehr lustig angeordnet und gesetzt: als es zum Beispiel in einer Geschichte unter den Jungs darum geht, wer die coolsten Turnschuhe hat, ist quer über die obere Hälfte der Doppelseite eine Reihe Jungenbeine zu sehen. Oder, beim Fußballspielen: links unten der Torwart Jonas, der den Ball abwehrt rechts oben auf der Doppelseite ist der Ball gelandet. Oder Wasserfarbkleckse, Fußspuren oder Noten tanzen übers Bild. Und manchmal gibt es auch wie in einem Bilderbuch eine ganze illustrierte Seite.
Auch der Tonfall der Geschichten wechselt zwischen lustig, verspielt, ernst, ein bisschen traurig, so wie das Leben in der Schule ja auch ist, mal so, mal so und von allem etwas: es ist auch ein bisschen der Ernst des Lebens, eine Umgewöhnung, man muss selbständig werden und für sich selbst Verantwortung übernehmen, sich unter Fremden zurecht finden und mit den ungeschriebenen Gesetzen auf dem Schulhof klarkommen all diese Themen, die Erstklässler jenseits des Lesenlernens ja auch beschäftigen, werden so zwischen den Zeilen angesprochen. Das macht das Buch doppelt geeignet für die Zielgruppe.
Die schönsten Schulgeschichten ist ein Erstelesebuch nach dem Erst ich ein Stück dann du-Prinzip: dabei wechseln sich lange Absätze für Erwachsene ab mit kurzen, großgedruckten fürs Kind. Wobei die nicht ohne Herausforderung sind, denn es sind Umlaute und lange Wörter enthalten, und deswegen nicht unbedingt geeignet für absolute Anfänger oder Kinder die schnell den Mut oder die Lust verlieren, wenn es mal nicht gleich klappt. Kinder, die schon mehr können oder gerne ein bisschen kniffeln, werden stolz sein, wenn sie Wörter wie Herzklopfen oder Herr Schrötter zögert entziffert haben. Die Belohnung folgt sofort, ein langer Absatz, den die Eltern vorlesen. So bleibt das schön kuschelige Vorlesegefühl auch beim Lesenlernen erhalten und man kann ordentlich Strecke machen in einer Geschichte, die ja so viel mehr umfasst als so mancher 20-Sätze-Erstelestext.
Dieser Sonderband hat Überbreite und Überlänge, er enthält für ein Erstlesebuch verhältnismäßig viel Text tolles Preisleistungsverhältnis und ist damit ein gutes Geschenk zur Einschulung.
Fazit
Das Erst ich ein Stück dann du-Prinzip ist perfekt für Kinder, die keine großen Schwierigkeiten beim Buchstabieren haben, aber natürlich noch nicht lange Texte durchhalten. Lange Absätze für Erwachsene wechseln sich mit kurzen, einfachen für das Kind ab. Vorteil: das schön kuschelige Vorlesegefühl bleibt auch beim Selberlesen erhalten, man kann ordentlich Strecke machen in einer Geschichte und das Buch hält länger. Denn wenn das Kind lesen kann, liest es einfach die Erwachsenenstücke selbst. Und inhaltlich passt die Geschichten genau für junge Schüler weswegen es auch ein perfektes Buchgeschenk ist für den großen Tag.
Sigrid Tinz
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