Steinzeitjunge Winzent bemalt lieber Höhlenwände, als mit den anderen Jungs zu kämpfen, zu jagen und um die Nachfolge als Clanchef zu rangeln. Malen ist aber streng verboten und als er es dann auch noch als einziger nicht schafft, ein wildes Lama zu fangen für das große Steinzeitturnier gegen den verfeindeten Nachbarstamm, wird er kurzerhand aus dem Stamm ausgeschlossen, von seiner Familie getrennt und in den Urwald geschickt.
Wer sich für "alles mit Steinzeit" interessiert, für Comics, für derben Humor, wird bei diesem Buch schon mal zugreifen, sobald er das Cover gesehen hat. Und wird nicht enttäuscht werden, das vorab. Auch wenn das Buch nicht auf gesicherten historischen Fakten beruht, entführt es den Leser doch in diese längst vergangene Welt, in die Welt von Winzent, auch genannt: "Winz". Was genauso gemeint ist, wie es sich anhört. Winzent ist klein, eher schwächlich und ängstlich, er malt gerne was überhaupt nicht üblich ist bei den Steinzeitlern und in Winzents Dorf sogar verboten. Denn wozu einen Stein zum Malen verschwenden, wenn man damit jemand anderem den Schädel einschlagen kann?
Viel mehr als Jagen und Prügeln (und Essen und Schlafen) hatte man damals nicht im Sinn zu haben und das haben die anderen auch nicht: Glotz und Schnarchibald, Eberboss, Grok, Keule und Hackepeter und wie sie alle heißen. Schon an diesen kernigen bildhaften Namen werden viele Jungs ihre Freude haben.
Die Figuren sind auch der wesentliche Teil der Illustrationen selbst gemalt sozusagen von Winzent und mit dickem Kohlestrick von ihm kommentiert und beschriftet: herrlich grobschlächtige, klischeestrotzende Urviecher von Steinzeitmenschen die Kinder lachen sich halb tot und die Erwachsenen können es schon fast als Cartoon oder Karikatur genießen falls sie dieses Buch vorlesen oder dem Kind mal über die Schulter schauen, wenn es selber liest..
Winzent wird kurz nach dem Anfang aus dem Dorf verbannt: er hat es nicht geschafft, ein wildes Lama zu fangen, als Reittier für das große Turnier gegen den verfeindeten Nachbarstamm der Eberreiter. Gemeinsam mit Steini, einem höchst tiefbegabten Halb-Neandertaler, der kaum redet und immerzu an seinem Frosch leckt. Nach einigen Abenteuern treffen die beiden auf Echo, ein Eberreiter-Mädchen, Vegetarierin und mit einem kleinen Bruder namens Hackepeter gestraft. Und fortan ziehen die vier zusammen durch den Urwald: mit dem Ziel, Steini und Winzent wieder in ihren Stamm zurückkehren zu lassen. Diese durchaus gekünstelte Konstellation lässt viele lustige Szenen und Dialoge entstehen und sorgt für die eine oder andere überraschende Wendung. Mehr wird aber nicht verraten. Nur so viel: Winzent muss einige Keulenschläge einstecken, bis er am Ende zum strahlenden Helden wird. Und nebenbei gibt es ein noch viel größeres Problem: die Eiszeit kommt, und mit dem kalten Wetter Säbelzahntiger und riesige Mammuts. Es ist schon so kalt, dass die Blätter von den Bäumen fallen &
Spannung, Humor, Wettkampf, Naturgewalt, Freundschaft und Feindschaft, rührende Szenen (für Steinzeitler) - alles dabei. Großes Kino in einem kleinen Lesefutteroman.
Fazit
Dass ein körperlich schwacher, aber intellektuell starker Außenseiter im Laufe der Geschichte zum wahren Helden wird ist kein neues Thema aber immer wieder gerne genommen und auch gelesen. Vor allem von Kindern im Grundschulalter, die in ihrer Geschichtenbiographie noch deutlich weniger Versionen gelesen, gehört oder im Fernsehen gesehen haben als wir Erwachsenen. Weil hier das Ganze in der Steinzeit spielt, gibts ohnehin genügend neue Aspekte.
Sigrid Tinz
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