Der Zirkus der Diebe und die lausige Lotterie

Der Zirkus der Diebe und die lausige Lotterie
Der Zirkus der Diebe und die lausige Lotterie
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Kinderbuch Couch
89%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJun 2015

Idee

Rasant, wirbelig, überdreht – Hannah und Billy rasen durch eine Geschichte voller ausgefallener Charaktere und überführen kurz entschlossen einen ganzen Gaunerzirkus.

Text

Flippig, teilweise fast überdreht geschrieben, besitzt der Text eine gehörige Portion Schrägheit, die gut zu den handelnden Figuren passt.

Es liegt etwas in der Luft. Eindeutig. Pfiffel bemerkt es genau. Puschelfuß MacFluff auch. Und Phantastikatz. Doch nur Pfiffel, der neugierige Hund, geht der Sache auf den Grund.

Dabei trifft er Hannah, das erste menschliche Wesen, das auch spürt, dass hier etwas Großes heran rollt und sogleich beschließt, etwas Abenteuer in den langweiligen Ferientag zu bringen. Denn tatsächlich: Scharks unglaublicher Zirkus rollt heran, die Karawane vielversprechender Wagen hält Einzug in Hannahs verschlafenes Nest. Angeführt wird sie von Billy, der, lässig auf einem Kamel reitend, Hannahs Blicke auf sich zieht.

Doch auch die anderen Zirkusleute sind einen zweiten Blick wert: die Trapezkünstler Maurice und Irrrena, die Clowns Ed und Fred, Hugo, die menschliche Kanonenkugel, Flinkfinger O'Hara und allen voran Arturo Schark, Namensgeber und unbestrittener Chef des Zirkus. Mit viel Getöse zieht die bunte Truppe in die kleine Stadt und lockt mit einer kleinen Vorführung und einem großen Lotterieversprechen die Dorfbewohner zur abendlichen Vorstellung.

Alles ist so aufregend und anders - Grund genug für Hannah, sich mit dem geheimnisumwobenen Billy anzufreunden. Beide eint ihre etwas schnodderigen Art und ein großer Abenteuerdurst, dank dessen Hannah bald schon weiß, dass bei Schark nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Billy macht zwar nur Andeutungen, doch die sind deutlich genug.

Selbstbewusst und gerechtigkeitsliebend beschließt sie, dass das Gaunertum (Einbrecher ist nach Artist Scharks zweite Profession) ein Ende haben muss und dass sie dem Zirkuschef das Handwerk legen wird. Billy ist glücklicherweise mit von der Partie, wenn auch mit gemischten Gefühlen. Schließlich ist Schark sein Arbeitgeber, andererseits hat er seine Mutter auf dem Gewissen und er ist ein geldgieriger Gauner. Also planen die beiden ihr ganz eigenes Kunststück und bringen es einer beeindruckten Zuschauermenge unerwartet in der Vorstellungspause dar: Hauptakteure sind die vielen Gegenstände, die Schark und seine Angestellten während der Vorstellung aus ihren Häusern und Wohnungen entwendet haben&

Hannah ist ziemlich frustriert: die Ferien ziehen sich scheinbar endlos in die Länge und es will rein gar nichts Aufregendes passieren. Da ist jede Abwechslung willkommen und so stürzt sie selbstverständlich sofort aus dem Haus, als der Zirkus heranrollt. Denn Zirkusleben bedeutet Aufregung, Abenteuer, Nervenkitzel, Abwechslung all das, was Hannah nicht zu haben meint. Tatsächlich ist das Zirkusleben bei Schark ziemlich exotisch: die Trapezkünstler Maurice und Irrrena können nicht nur in der Manege waghalsige Kunststücke aufführen, die Clowns Ed und Fred streiten sich nicht nur während ihrer Nummer, Flinkfinger O'Hara und Hugo, die fliegende Kanonenkugel können ihre Fertigkeiten auch außerhalb des Zirkus unter Beweis stellen. Und allen voran der unglaubliche Arturo Schark, der findig das Gute mit dem Bösen verbindet.

Die recht überzeichneten und überdrehten Charaktere finden sich auch im sprachlichen Stil des Buches wieder. Betont flippig und lässig geschrieben, wirbelt der Text durch die Handlung und reißt Charaktere und Leser mit. Der Textfluss wird immer wieder durch wichtige oder auch unwichtige Anmerkungen mit jeweils passenden Icons unterbrochen, die Bemerkungen im Text erklären. Der überzogene Schreibstil ist sicher gewöhnungsbedürftig, hält aber mit der geballten Ladung Phantasie jede Menge Spaß für Kinder bereit, wie z.B. die vielfältig eingestreuten Kamelpupse von Narziss, dem eigensinnigen Kamel, das keine Möhren isst, dafür aber umso lieber Cheddar-Käse, gebackene Bohnen und Taramosalata mag.

Der tollkühne Lesespaß endet nach einer rasanten Gaunerüberführungsaktion bewusst mit einem offenen Ende und mehreren nicht geklärten Fragen. Wenn das mal nicht stark auf eine Fortsetzung hoffen lässt...

Fazit

Besondere Katzen, pupsende Kamele und ein erstklassiger Gaunerzirkus - unterhaltsamer Stoff für rasante Leseabende mit zwei flippigen Hauptcharakteren, die mit Mut und der nötigen Portion List gestandene Gauner überführen.

Claudia Goldammer

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