Die fast 11-jährige Jolanda muss ihre geliebten bayrischen Berge hinter sich lassen und nach Hamburg ziehen. Jolanda macht diesen Umzug nur höchst widerstrebend mit. Wird es ihr trotzdem gelingen, sich in der neuen Heimat einzuleben?
Jolandas Vater hat sich in eine andere Frau verliebt und ist mit ihr zusammengezogen. Daraufhin will die Mutter in die Nähe ihrer eigenen Mutter ziehen, die eben in Hamburg wohnt. Ausser Jolanda gehören zur Familie ihr Bruder Max, der mit seinen siebzehn Jahren gerne den obercoolen grossen Bruder herauskehrrt und die süsse, kleine Schwester Leni, die erst vier Jahre alt ist und noch in den Kindergarten geht.
Unbesehen kauft Jolandas Mutter übers Internet spontan ein Hausboot, wovon Jolanda nicht sehr begeistert ist. Da ist auch die Nähe ihrer geliebten Omalona, die originellerweise einen Engelladen betreibt, nur ein schwacher Trost.
Das Hausboot stellt sich als wahre Bruchbude heraus, das keineswegs so idyllisch aussieht wie auf den Bildern im Internet. Es bedarf des Einsatzes der ganzen Familie, um es wohnlicher zu gestalten.
Ein weiterer Schwachpunkt ist die Schule. Jungen findet Jolanda lästig und doof, aber leider ist die neue Schule keine reine Mädchenschule, wie es Jolanda aus ihrer alten Heimat gewöhnt ist. Dementsprechend sieht sie dem ersten Schultag an der neuen Schule sehr widerwillig entgegen. Und dementsprechend geht auch alles schief: Jolanda erhält einen Spottbrief wegen ihres bayrischen Dialekts, der vor lauter Aufregung, als die Klassenlehrerin sie vor der ganzen Klasse befragt, viel breiter ausfällt als normalerweise. Um dieser Blamage zu entgehen, ergreift Jolanda die Flucht. Zum Glück findet sie bei Ihrer Omalona Rat und Verständnis.
Ein weiterer Glücksfall hingegen ist auch ihre Klassenkameradin Polly, die sich ihrer annimmt, zu sich nach Hause einlädt und bei der sich Jolanda sehr wohlfühlt. Auch die sich anbahnende Freundschaft mit einem Jungen von einem benachbarten Hausboot, hilft ihr, sich in der neuen Heimat einzugewöhnen. Einen grossen Beitrag leistet hierzu auch ein putziger Waschbär, den sie bei den Mülleimern auf dem Hausboot entdeckt. Sie schließt ihn sofort ins Herz, nennt ihn liebevoll "Gängsta" und letztendlich söhnt er sie mit ihrer neuen Heimat aus, denn so ein süsses Haustier hatte sie in ihrer alten Heimat nicht.
Am Ende ist man sehr gespannt, wie es mit Jolanda und Gängsta weitergeht.
Gabriella Engelmann hat zwar schon viele erfolrgeiche Bücher für Erwachsene geschrieben, Jolanda ist aber ihr erstes Kinderbuch. Auf locker-leichte, aber doch gehaltvolle Weise gelingt es ihr, Jolandas Sorgen und Nöte glaubwürdig darzustellen.
Der Titel und Untertitel Jolanda ahoi! Großer Zeh ins kalte Wasser zusammen mit dem fröhlich-kecken Titelbild sind Signal und stimmen auf den Grundton des Buches ein : Ja, es ist unbequem sich im kalten Wasser zu bewegen, man soll sich jedoch nicht unterkriegen lassen, ruft die Autorin mit dem "Ahoi" quasi ihren Lesern zu.
Die unbequeme Situation sich auf unbekanntem Terrain zu bewegen und der/die Neue zu sein, ob in der Schule oder z.B. im Sportverein, ist sicher den meisten Lesern aus eigener Erfahrung vertraut. Auch die Erzählweise aus der Ich-Perspektive macht es leicht, sich mit Jolanda zu identifizieren.
Ohne erhobenen Zeigefinger gibt Gabriella Engelmann ihren Lesern mögliche Lösungen an die Hand : da ist es zum einem wichtig, sich Rat zu holen, wenn einem die Probleme über den Kopf wachsen wie bei Jolanda der verkorkste erste Schultag an der neuen Schule. Jolanda flüchtet sich zu ihrer Oma, genausogut kann es jedoch ein anderer Erwachsener ausserhalb der Familie sein, dessen andere Sichtweise weiterhelfen kann. Gut ist es auch, bei Neuem nicht gleich abzublocken und das Schlimmste zu erwarten, das führt oft nur zu einem Reinfall wie besagter erster Schultag. Da ist es schon besser, sich auf Neues einzulassen wie z.B. als Jolanda, Pollys Einladung zu sich nach Hause zwar befremdlich findet, weil sie sie kaum kennt, aber doch hingeht und sich dort sehr wohl fühlt.
Der liebevolle Umgang mit dem Leser (ohne ihn zu verhätscheln) spiegelt sich auch in der liebevollen Ausstattung des Buches wieder. Das Umschlagbild ist in einem leuchtenden türkis-blau gehalten. Die fröhlich-bunten Illustrationen von Antje David unterstreichen den aufmunternden Charakter des Buches. Selbst das Papier, auf dem der Text gedruckt ist, fühlt sich angenehm griffig an.
Die Sprache ist modern, angemessen und überfordert den Leser nicht. Der Erzählstil ist flüssig, die Kapitel sind kurz und knapp gehalten, so dass auch ungeübte Leser relativ einfach zum Erfolgserlebnis kommen, ein ganzes Buch gelesen zu haben. Diese Eigenschaften machen es zu einem hervorragenden Buch zum Vorlesen.
Fazit
Ein wohltuend-entspannendes Kinderbuch mit einer sympathischen Heldin, von der man hoffentlich noch viel hören wird.
Andrea Delumeau
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