Im Dunkeln
- Aufbau-Verlag
- Erschienen: Mai 2005
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[ab 5 Jahren]
Angst vor der Dunkelheit, ein Thema dem sicherlich die meisten Kinder und Eltern irgendwann begegnen. Alexandra Junge widmet sich mit Ihrer Hauptdarstellerin Laura dem Thema auf ganz eigene Weise und fragt: Was wäre, wenn es immer hell bliebe?
Laura geht wie jeden Abend zu Bett. Doch wenn das Haus vor ihrem Fenster in der tiefen Dunkelheit verschwindet, ist Laura gar nicht mehr wohl. Merkwürdige Phantasiewesen tauchen auf und sie fürchtet sich. Am liebsten wäre es ihr, wenn es immer hell bliebe, aber was wäre dann…?
Für die Sternensucher gäbe es keine Sterne mehr zu finden. Die Straßenlaternen könnte man getrost entfernen. Im Hühnerstall stünde ein Frage sofort im Raum - wann sollen die Frühstückseier gelegt werden und wann soll der Hahn krähen?
Nach und nach entstehen tolle Phantasiebilder und abenteuerliche Vorstellungen. Alle Fische müssten hinab ins dunkle Wasser tauchen und es würde soviel Betrieb herrschen, dass keiner ein Auge zu bekäme. Und schließlich käme auch die Sonne aus der Puste, müsste sie doch immerzu scheinen.
Doch natürlich würde auch niemand mehr schöne Träum bringen, Träume in denen Laura die Angst vor der Dunkelheit vergisst. Und schon sehen wir Laura völlig furchtlos und voller losgelöster Freude mit einem großen Löwen akrobatische Kunststücke vollführen und um ihren Triumph über ihre Angst zu untermauern, befinden sich Laura und der Löwe in einer Zirkusmanege - und sie dürfen raten, wer hier wohl den Löwenbändiger mimt.
Im lebhaften Finale lässt Alexandra Junge dann auch nur noch ihre wahrlich traumhaften Bilder sprechen und die zu Beginn ihrer Nachtruhe furcht erregende Gestalt sitzt verträumt dreinschauend vorne auf genau dem Traumzug, der sie bereits in die Dunkelheit geführt hat- und im letzten Wagon liegt Laura und schläft.
";Im Dunkeln"; ist ein Buch der Bilder. Bilder mit unglaublich kraftvoller Ausstrahlung. Dunkelheit ist hier wirklich dunkel. Und so bekommen wir eben auch eine fast schwarze Seite zu sehen, in der nur noch schemenhaft die Umrisse eines Hauses zu erkennen sind. Imposant auch der spannende Moment der hereinbrechenden Nacht. Alexandra Junge nutzt dazu geschickt die Doppelseiten aus. Laura sitzt in ihrem Bett links auf einer weißen Seite und blickt hinüber auf die rechte Seite. Ihr Bett ist mit zarten grauen Konturen gezeichnet und die Szene nimmt gerade mal ein Viertel der Seite ein. Auf der rechten Seite naht die Nacht und ";schwappt"; förmlich auf die weiße Seite über.
Um in ihrem Buch die Traumwirkung zu verstärken entwirft Alexandra Junge einige arg überspannte Perspektiven und Proportionen. Für Erwachsene gut nachvollziehbar, werden aber vor allem jüngere Kinder nur schwer die beeindruckende Szenerie trotz begleitender Erzählung entschlüsseln können. Die Dunkelheit ist stets präsent und löst sich zu keiner Zeit ganz auf. Wirklich helle Bilder gibt es also nicht. Umso leuchtender wirken dann aber auch die hellen, kräftigen Farben mit denen Alexandra Junge Akzente setzt, mit sicherer Hand und künstlerischer Raffinesse. Der wenige Text der Erzählung ist allenfalls als Begleitung zu den Bildern anzusehen.
Fazit:
Schlafen und Träumen - eigene reinigende, beruhigende und stärkende Kräfte werden freigesetzt. Und auch die Dunkelheit ermöglicht einen schöpferischen selbstbewussten Umgang mit unseren Gedanken. Alexandra Junge schafft eine schöne, beeindruckende und phantasievolle Traumwelt, der es sich lohnt hinzugeben - mit Zuversicht und Freude. Für ganz junge Zuhörer und Zuschauer dürften die dominierenden Bilderwelten allerdings noch von zu komplexer Ausstattung und Ausstrahlung sein.
Alexandra Junge, Aufbau-Verlag
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