So weit oben

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Sigrid Tinz
90%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonFeb 2015

Idee

Ein Bär und seine tierischen Freunde stapeln sich Seite um Seite zur Räuberleiter, um einen Kuchen zu ergattern; es gelingt, aber anders als gedacht.

Bilder

Einfache, schlichte, klare Bildsprache mit viel Action.

Text

Der Text ist lebendig und lustig und auch die Sätze bauen Seite für Seite aufeinander auf – prima zum immer wieder Mitsprechen.

Unten im Garten steht ein Bär, oben am Fenster steht ein Kuchen - das ist das Titelbild und schon den Kleinsten ist sofort klar, worum es in diesem Buch geht: wird er es schaffen, den Kuchen zu ergattern? Und wenn ja, wie?

Das Buch hat ein schmales, hohes Format; hoch und schmal wie das weiße Haus, das auf jeder Seite rechts zu sehen ist. Vor türkisblauem Hintergrund, mit rotem Dach und roter Tür, sonst nur noch die braune Erde und ein Stromleitung, auf der ein Vogel sitzt. Ganz oben ist ein Fenster, offen, und auf dem Fensterbrett steht ein Kuchen, ein schokoladiger Gugelhupf mit dicker Puderzuckerhaube und einer knallroten Kirsche obendrauf. Kein Wunder, dass der Bär, der auf der nächsten Seite die Szenerie betritt, Hunger bekommt auf diesen Kuchen, das sieht man schon an seinem Blick.

 

"Doch der Kuchen ist so weit oben! Und der Bär ist so weit unten ..."

Auf der nächsten Seite bleibt alles gleich, nur ein Schwein kommt noch dazu. Das noch eine Seite weiter - "schwupps" - noch dem Bären auf den Rücken springt. Räuberleiter! Aber mit zweien reicht sie noch lange nicht. Seite für Seite kommt immer noch jemand: ein Hund - der steigt aufs Schwein: ein Hase - der hoppst auf den Hund; ein Huhn - das flattert auf den Hasen; ein Frosch, der hüpft aufs Huhn.

Jedes Tier ist mit dünnem schwarzen Strich umrandet und in jeweils nur einer Farbe ausgemalt: braun, rosa, gelb, grau, weiß, grün. Mal geht die Farbe ein bisschen über den Strich, mal nicht bis ganz in die Ecken, auch beim Haus oder beim Dach; das gibt den Illustrationen etwas kindlich-selbstgemachtes und wirkt sehr charmant. In Wahrheit ist Susanne Straßer natürlich Profi, und so schafft sie es nur mit Punkte-Augen und Strichmündern den Tieren ausdrucksvolle, abwechslungsreiche und gut lesbare Emotionen ins Gesicht zu zaubern.

Der Text ist ähnlich aufgebaut wie die Bildfolge: auch in den Worten kommt immer ein Tier dazu, wird in den bestehenden eingebaut wie ein Wiederholungsreim. Viele Kinder lieben das, können sie es doch bald schon nach- und mit- und vorsprechen. (Für alle, die Bücher nicht nur aus Freude lesen, sondern damit ihr Kind gezielt fördern wollen: ein solches Buch mit solchem Text ist prima für die Sprachentwicklung.) Der Text selbst ist sehr lebendig und lustig und mit viel Lautmalerei, die auch durch andere oder größere Buchstaben optisch zu erkennen ist: Das Schwein springt "schwups" auf den Bären, der Hund springt "hopp" auf das Schwein, der Hase "hoppeldihopp" auf den Hund, das Huhn "flitter flatter" auf den Hasen. Und als ganz zum Schluss "plitschplatsch" der Frosch noch oben drauf gesprungen ist "der Kuchen immer noch sei weit oben! Und der Frosch und das Huhn und der Hase und das Schwein und der Bär sind so weit unten." Dann. "Kommt das Kind". (Das sehr neutral gezeichnet ist, weder plakativ als Junge noch als Mädchen, aber beides sein kann und sich so als Identifikationsfigur für beide Geschlechter eignet.) Das Kind erscheint aber nicht unten vor dem Haus, sondern oben am Fenster und "zack!" nimmt den Kuchen und macht "wusch" das Fenster zu. Die Räuber-Pyramide purzelt vor Schreck zu einem bunten Haufen zusammen: "Ooooooooooooooooh". Nur der kleine Vogel, der immer oben am Rand auf der Leitung saß und den man zu Anfang gar nicht beachtet, hat es geschafft sich die Dekokirsche zu schnappen.

Aber das Buch ist noch nicht zu Ende, denn auf einmal geht unten die Tür auf: das Kind steht da, "Kuchen für alle!" Und Bär, Schwein, Hund, Hase, Huhn, Forsch stellen sich brav in einer Reihe auf, hüpfen, schlecken sich das Maul und recken Flügel und Pfoten: "Mhm, lecker!"
Und was sagen die meisten Kinder, wenn wir das Buch zu Ende vorgelesen hat: "Nochmal!"

Fazit:

"Der Bär, der den Kuchen klauen wollte und ihn dann geschenkt bekommt", sagt meine Tochter oft, wenn sie sich ihre Gutenacht-Geschichte bestellt. Damit meint sie So weit oben und sie bestellt es oft. Weil die Bilder bunt und klar sind, aufgeräumt und voller kleiner Details, die Tiere niedlich und liebenswert, die Sprache lebendig und lustig ist, die Handlung straight, aber voller Action und endet überraschend, aber gut .... Weshalb meine Tochter nicht das einzige Kind sein wird, dass dieses Buch liebt.

Sigrid Tinz, Februar 2015

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