Unser Apfelbaum
- Bohem Press
- Erschienen: November 2014
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Apfel-Bücher gibt es beinahe so viel wie Blüten auf einem Baum, und das schon seit Generationen. Man könnte das Apfelbaum-Buch als eigenes Buch-Genre der Kinder- und Jugendliteratur sehen. Unser Apfelbaum ist der jüngste Neuzugang.
Ein Baum geht durchs Jahr. Und seine jeweils wechselnde Gestalt im Frühling, im Sommer im Herbst und im Winter eignet sich perfekt, um den Lauf des Jahres zu illustrieren. Oder den Kreislauf des Lebens: wie aus einer Blüte eine leckere Frucht und aus den Kernen innendrin ein neues Bäumchen wird. Dass ein Baum nicht nur ein Baum ist, sondern ein Teil des Ökosystems und Tieren Essen und Unterschlupf bietet, die Luft filtert, Schatten spendet. Und Äpfel kennt jedes Kind, sie sind süß, saftig, vielseitig verwendbar, sehr gesund. Diese vielen Möglichkeiten mögen der Grund sein, dass es so viele Apfelbaum-Bücher gib - Online-Händler Amazon bietet 126 Treffer, wenn man nur Apfel eingibt, sogar 440 - und dass in schöner, steter Regelmäßigkeit neue erscheinen. Mal liegt der Schwerpunkt auf einer Geschichte um Apfelmännchen, Apfelmäuschen oder Apfelhäuschen, mal ist es eher ein foto- und faktenreiches Sachbilderbuch, mal steht das Philosophische im Vordergrund - Werden und Vergehen, mal handfest Backen und Basteln.
Unser Apfelbaum ist der jüngste Neuzugang und hat von allem etwas:
Mit dem Baum im Winter geht es los, kahl ist er und zugeschneit, die Farben sind kalt. Im Frühjahr dann ist er blütenüberschäumt, in warmem Weiß, zartem Rosa. Im Sommer hängt er voll mit dicken rotbackigen, knackigen Äpfeln, im Herbst spielt der Wind mit seinem bunten Laub. Jeweils doppelseitig, jeweils in vielen Farben satt gemalt, so dass sich oft noch gut der Pinselstrich erkennen lässt.
Zwischen diese vier Doppelseiten sind verschiedene andere Themen sortiert: Für welche Vögel der Baum ein Futterplatz ist, wie das mit den Bienchen und den Blümchen funktioniert, wie aus einer wunderschönen Blüte ein leckerer Apfel wird und anderes Sachkundliches mehr. Es werden Bastelideen vorgestellt - Apfelscheibenstempel, Apfelkernketten - und manche Seiten haben eher Geschichten-Charakter, wie die, auf der Schwein, Kuh, Elch und Reh um einen Gartentisch sitzen und Äpfel futtern. Zwei kleine Wesen mit großem Kopf und zipfeligem Mützchen, kleinen Händchen, großen Augen und stupsiger Nase - ob Kinder, Zwerge, Elfen, das wird nicht gesagt - turnen auf jeder dieser Seiten herum und bilden so etwas wie den roten, niedlichen Faden des Buchs.
Auch der Text hat einen sehr abwechslungsreichen Charakter: die Worte und Sätze tanzen über die Bilder und um sie herum, die Schrift ist Typ handschriftliche Druckschrift" und manchmal etwas schwierig zu entziffern. Inhaltlich beschreibt der Text, was auf den Bildern zu sehen ist. Mal kurz und anschaulich und genauso wie es Kinder interessieren und erfassen können, mal eher in Richtung Sprachspiel: Wir bekommen einen großen runden Apfel. Einen großen runden feinen Apfel". Dem dann wieder eine sehr nüchterne Beschreibung verschiedener Apfelsorten folgt, dann eine knappe Bastelidee. Manchmal wechselt die Thematik so schnell, dass nicht sofort klar ist, was biologischer Fakt sein soll und was Fiktion und auch die ein oder andere Formulierung ist leicht schräg am Korrektsein vorbei: "Kleine Äpfel sind ganz flauschig". (Müsste es nicht flaumig heißen?) "Es ist so lecker, einen Apfel zu kauen." (Essen?) "Kühe nehmen gern einen Apfel zum Frühstück." (Hm...)
"Es gibt spannende Löcher in solch einer Pie. Ein Stückchen mit Löchern schmeckt ungefähr genauso wie ein Stückchen ohne Löcher" (Hmmm ...)
Zum Schluss wird der Text dann wieder handfest: Apfelmus ist köstlich! Bratäpfel sind eine Köstlichkeit! Und am Ende gibt es noch ein Kuchenrezept.
Fazit:
Unser Apfelbaum bietet eine vielseitige Mischung bewährter Apfel-Baum-Themen, naturgetreu, aber doch niedlich gemalt, sachlich, aber betont kinderfreundlich geschrieben. Dass es ein knackfrischer Neuzugang auf dem großen Stapel Apfelbaum-Kinderbücher ist, damit protzt das Buch nicht herum. Für alle, die es nostalgisch mögen und die noch kein Apfelbaumbuch haben - oder nicht genug davon haben können.
Sigrid Tinz, November 2014
Görel Kristina Näslund, Bohem Press
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