Ein zunächst sehr interessantes Buch, nach dem gerade ";trotzgeplagte"; Eltern gerne greifen werden. Bei näherem Hinsehen aber stellt sich heraus, dass trotz des witzigen und plakativen Titels viele Facetten der kindlichen Trotz-Zustände pädagogisch zielgerichtet behandelt werden, was dem Buch aber die vermutete Leichtigkeit nimmt.
Der Trotz unserer Kinder hat viele Ursachen und findet ebenso viele Ausdrucksformen. Um Eltern eine besseres Verständnis für die ";Gefühlsausbrüche"; ihrer Kinder zu vermitteln, haben die Autorinnen Elisabeth Zöller und Brigitte Kolloch sieben kurze Vorlesegeschichten über die verschiedenen Arten von Trotz und deren Gründe in diesem Buch zusammengetragen.
Da ist beispielsweise die Geschichte von Tiger Tom, ";der größte Budenbauer der Welt";, der daran verzweifelt, dass seine Bude immer wieder zusammenfällt. (Papa) Leo Löwe jedoch bringt ihn mit viel Geduld und Humor auf den richtigen Weg, damit Tom lernt, dass Versuchen und Ausprobieren dazugehört, um einmal ein richtig guter Budenbauer zu werden. Oder wir finden die Geschichte wie die ";Liebste Mecker-Oma"; mit einer ordentlichen Portion Humor vom Ärger ablenkt, so dass Enkelin und Oma zum Schluss gemeinsam laut lachen und damit Abstand von der etwas aufgeheizten Stimmung gewinnen können. In ";Der Trotzbär"; nimmt die Handlung ebenfalls eine überraschende Wendung, als das Objekt der kindlichen Sehnsucht, nämlich der riesige braune Bär, den Willi gerne mit nach Hause nehmen möchte, beginnt, mit dem Jungen zu sprechen und ihm erklärt, dass der Bär, den er bereits zu Hause hat, auch ein Trotzbär ist und Willi auch trösten kann.
Die Geschichten der beiden Autrorinnen kommen teilweise nur sehr langsam auf den Punkt. Dies wird es gerade den jüngeren Zuhörern erschweren, über die gesamte Dauer der Geschichte bei der Sache zu bleiben. Einige der Geschichten wirken leider etwas konstruiert, gut gemeint, aber an dem kindlichen Bedürfnis nach Spaß und Spannung ein wenig vorbeierzählt. Auch die Ausarbeitung der eigentlichen Botschaft ist teilweise nicht deutlich genug. Daher ist es mit dem ";einfachen"; Vorlesen nicht getan: Eltern werden, um ihre Kinder für die Geschichten zu erwärmen, zu ihren eigenen Worten greifen müssen, um die teilweise verzwickten emotionalen Situationen, in denen sich die Hauptpersonen befinden, zu erklären.
Der Text ist zum Teil etwas holprig und eckig, damit wird das Vorlesen nicht jedermanns Sache sein. Inhalte wirken stellenweise eher aneinandergereiht und viele Hintergründe sind wenig interessant geschrieben. Die kindgerechten Illustrationen sind in gedämpften, manchmal etwas blassen Farben angelegt. Sie erzeugen eine natürliche Umgebung und unterstützen den Handlungsbogen. Es wäre jedoch schön gewesen, wenn mehr der durchaus gelungenen Illustrationen gerade die sehr textlastigen Passagen unterstützt hätten, um das Interesse des Kindes zu erhalten.
Dennoch ist es ein durchaus wertvolles Buch für Eltern. Die Geschichten zeigen unvermutete Wendungen auf, die auch für Eltern lehrreich sind. Denn häufig machen Geschichten, noch dazu aus der Sicht der Kinder erzählt, Gefühle auch für Erwachsene nachvollziehbarer, als es manch pädagogische Literatur vermag. Am Schluss des Buches findet sich ein Nachwort der Kinder- und Jugenpsychiaterin Dr. Anne Bischoff. Mit ihren Erläuterungen bringt sie die pädagogischen Hintergründe der Geschichten näher und macht Eltern und Erziehern Mut , den Gefühlen unserer Kinder mehr Gelassenheit und Verständnis entgegenzubringen.
Fazit:
Es kommt bei diesem Buch sehr auf die Begleitung der Eltern an, um gerade den jüngeren unter den kleinen Zuhörern in der schwierigen Trotzphase hilfreich zu sein.
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