Was zur Hölle?!

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Sigrid Tinz
89%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonSep 2014

Idee

Jonas braucht Geld, um seiner geliebten Annika zu imponieren und sucht einen Nebenjob, den er als Ofenkehrer in der Hölle findet. Was gruselig klingt, wird sehr, sehr lustig.

Bilder

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – im Falle dieser Graphic Novel stimmt das voll und ganz.

Text

Die Textmenge in den Sprech- und Denkblasen ist überschaubar und ergänzt die Bilder ideal.

Jonas braucht Geld, und zwar dringend! (Weil er in Annika verschossen ist, die aber in Tristan verschossen zu sein scheint, weil der eine Vespa hat und er sich folglicherweise auch eine kaufen muss.) Seine Eltern kann er nicht fragen, die haben selbst keins, und Nebenjobs sind rar. Eigentlich gibt es nur den einen: In der Hölle wird ein Aschefeger gesucht.

Comic-Romane - oder wie man sie heute nennt, Graphic-Novels, wenn sie in gebundener Form daherkommen und zumal mit diesem zackigen Äußeren würde man, wenn man müsste eher ins Jungsregal als ins Mädchenregal einsortieren. Ob und was gut ist an der Geschlechtertrennung bei Büchern mal dahingestellt: in diesem Fall ist es vor allen Dingen schade, denn so wird einem großen Teil der Menschheit dieses witzige, schräge, hintersinnige, schwungvolle Buch entgehen.
Nach dieser langen Vorrede ordentlich neugierig? Super.

Darum geht's:
Jonas ist verliebt in die engelsgleiche Annika, die ihn aber gar nicht wahrnimmt, sondern nur Blicke hat für Tristan auf seinen knallgelben Motorroller. Ergo braucht Jonas auch so einen Motorroller, also braucht er Geld und weil seine Eltern keins haben, braucht er einen Nebenjob. Und den, den er findet, ist: Aschekehrer in der Hölle zu sein.

Jawohl, beim echten Satan und seinen Teufelchen. Die sind aber alle überhaupt nicht gruselig, sondern ein bisschen dumm und voller alberner Ideen, etwa als sie versuchen, das Höllenfeuer auszupupsen. Viel mehr wird nicht verraten, weil die verrückten Wendungen in der Handlung das allerbeste sind. Nur so viel: Jonas schmuggelt heimlich einen kleinen Teufel heraus, der ihm helfen will, seine Liebste zu gewinnen - was nicht gut klappt und in einer Blamage endet. Und was wiederum nicht verwundert, denn es stellt sich heraus, dass dieser Teufel in seinem früheren Leben ein Hund war und von menschlicher Liebe keine Ahnung hat. Der Chefteufel ist sauer, weil Jonas einen Teufel entführt hat und weil sich zwei weitere angestiftet fühlen zu flüchten.

Abgesehen von den vielen schräg-komischen Szenen ist weniger mehr in diesem Buch: es ist schwarzweiß gezeichnet, und von Bild zu Bild (Panel" sagt der Comicfachmann übrigens dazu) verändert sich die Szenerie oft nicht viel, was aber den Fokus genau auf die lustigen Details legt. Auch Sprech- und Gedankenblasen sind sparsam eingesetzt - das Buch hat eher wenig Text, was klar macht, dass es auch und besonders für sogenannte Lesemuffel geeignet ist.

Ah, ein Hinweis noch, für wen das Buch nicht geeignet ist: für alle, die gläubig sind und die Sache sehr streng sehen. Für die sind Gott in Hühnergestalt und pupsende Teufelchen, die versuchen sich in Himmelschor einzuschmuggeln, sicherlich nicht lustig.

Für alle anderen: absolut.
Wie es ausgeht? Wird nicht verraten, denn obwohl das bisher ja schon sehr rasant klingt, hat die Geschichte immer noch eine Kurve mehr zu bieten.
Einfach selber lesen - dauert ja nicht lange.

Fazit

Schwarz-weiß, frisch und frech gezeichneter, schräger Comic-Roman, dessen Bilder zusammen mit den sparsam eingesetzten Sprech- und Denkblasen mehr erzählen als manchmal tausend Worte. Für sogenannte Lesemuffel also bestens geeignet, aber auch für alle anderen Menschen von 9 bis 99 Jahren, die gerne lachen und ansatzweise erfassen können, wie höllisch himmlisch verliebt sein ist.

Sigrid Tinz, September 2014

Was zur Hölle?!

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