Anne und Pfirsich oder - Wo unsere Seele zu Hause ist

  • Patmos
  • Erschienen: September 2014
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Andrea Delumeau
91%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonSep 2014

Idee

Das kleine Mädchen Anne und seine von ihm heißgeliebte Oma Pfirsich haben einen hohen Sympathie- und damit Identifikationswert. Der Ansatz, schon Kleinkinder mit einem so schwierigen und vielschichtigen Thema wie einer sinnvollen Lebensführung bekanntzuma

Bilder

Die liebevollen, aber auch eigenwilligen Bilder berühren den kindlichen Betrachter durch ihre Klarheit und Leuchtkraft, ohne kitschig zu wirken und einer beim Thema naheliegenden möglichen Harmoniesucht zu frönen.

Text

Der Text gefällt durch den Dialog zwischen Großmutter und Enkelin: zum einen ist da die poetisch dichte Sprache der Gedankenflüge der Großmutter, dann wieder die Einwürfe der Enkelin in alltäglicher Sprache, die bei den Erklärungen der Großmutter nachhake

Ausgezeichnet mit dem Kinderbuch-Couch-Star* -
Kinderbuch des Monats 9.2014

Anne hat ein inniges Verhältnis zu ihrer Großmutter und liebt es, mit ihr Zeit zu verbringen. Am liebsten schmiegt sie sich an ihre Großmutter an, singt mit ihr, geht mit ihr auf schöne Wörtersuche oder hört ihr einfach beim Erzählen zu.

Dabei stört es sie überhaupt nicht, dass sie nicht immer alles versteht, was diese ihr sagt. Dafür liebt sie den Klang der Stimme der Großmutter zu sehr, der sie vor Behaglichkeit fast zum Schnurren bringt wie einen alten Dieselmotor. Außerdem meint ihre Großmutter, dass Annes Seele sehr wohl verstehen würde, wovon die Großmutter erzählt.

Die Großmutter sagt von sich selbst, sie sei ein wenig wunderlich, sie lebt alleine nur mit einem Kater zur Gesellschaft in einem kleinen Haus neben einem schiefen Birkenbaum. Außerdem ist sie Annes größter Fan, sie liebt deren Lachen, deren liebevolle Art, deren Staunen und Talente und nennt sie oft mein Engel".

Anne nennt ihre Großmutter Pfirsich wegen ihrer weichen runzeligen Pfirsichhaut. Diese harmonische Einheit Anne und Pfirsich" klingt fast so wie die Lieblingsworte der Großmutter, wenn sie beginnt zu erzählen An und für sich"/"anundfürsich".

So auch wenn sie Anne erklärt, dass es auf der Welt unendlich viel Schönes, aber auch genauso viel Hässliches gibt und dass jeder in jedem Augenblick die Wahl hat, ob er auf das Helle oder Dunkle blickt, z.B. sich über den warmen Sonnenschein freut oder sich darüber ärgert, dass er den Garten gießen muss.

Danach erläutert sie, dass sie glaube, dass alles Gute und Schöne wie Musik, Poesie, Kunst oder Liebe aus den inneren Gärten der Menschen komme und das man meistens nicht viel am Weltgeschehen ändern könne, wohl aber was man daraus mache. Sie nennt dies ein Geschenk aber auch eine große Verantwortung. Sie nennt diesen inneren Garten auch Lichtergarten, weil er mit allem Schönen und Gutem, allem Licht in der Welt verbunden ist.

Als Anne mehr über diesen Lichtergarten wissen will, erklärt sie dieses Bild von dem unsichtbaren inneren Zufluchtsort, den jeder in sich trägt und den es zu hegen und zu pflegen gilt wie einen richtigen" Garten. Sie betont, dass er einem dann immer Trost, Verständnis und Zuflucht bietet und einen freier macht, von dem, was einem so geschieht.

Der freischaffenden Autorin und Künstlerin Soheyla Sadr ist mit dem vorliegenden Bilderbuch ein kleines Juwel gelungen. Durch ihre ruhigen, wohltuenden Bilder lädt sie ihr kindliches Publikum zu einer Atempause im Trubel des Alltags ein.

Die Autorin sagt selbst über ihre Bücher:

 

"Meine Kinderbücher sind oft für "das Große in den Kleinen", die Grenzen sind also fließend zwischen den Geschichten für Kinder und der Literatur für Erwachsene."

Dass die Autorin ihr kindliches Publikum ernst nimmt, drückt sich schon im Titel des Bilderbuches aus Anne und Pfirsich oder: Wo unsere Seele zu Hause ist. Im Buch selbst wird dies sogar direkt angesprochen, indem Anne selbst sagt, dass es sie überhaupt nicht stört, dass sie nicht immer alles versteht was ihre Großmutter ihr erzählt. Und die Großmutter erwidert daraufhin, dass ihre Seele wohl verstehen würde, was Anne selbst nicht begreift.

Dass das Buch aus der kindlichen Erfahrungswelt schöpft, wird auch daran deutlich, dass dieses Bilderbuch sogar in NRW bei der Lehrerfortbildung eingesetzt wird, da es laut Programm einen Weg aufzeigt, Angst anzunehmen und mit ihr umzugehen.
Hilfreich zum Verständnis des Textes ist, dass dieser überwiegend in Dialogform gehalten ist, wobei die Ausführungen der Großmutter sich auch optisch (dunkelgraue Druckbuchstaben) von den Einwürfen der Enkelin (blaue Handschrift) unterscheiden. Diese Einwürfe haken bei Schwierigem wie dem Bild vom inneren Lichtergarten nach.

Der Einband und das Papier (FSC-zertifiziert, und daher umweltschonend) sind angenehm griffig. Die fröhlichen Illustrationen sind von großer Leuchtkraft und ausgewogen und nicht marktschreierisch in der Farbwahl; alles Faktoren, die dazu beitragen, dass Kinder das Buch gerne zur Hand nehmen werden.

Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang auch die positive Eigenwilligkeit der Bilder und die vielen Details, die zum Immer-wieder-Anschauen auffordern.

FAZIT

Ein unaufgeregtes Bilderbuch der leisen Töne, das durch die harmonische Farbwahl seiner Bilder besticht und seinem jungen Publikum ohne erhobenen pädagogischen Zeigefinger eine brauchbare Anleitung zur Lebensbewältigung gibt. 

Andrea Delumeau, September 2014

Anne und Pfirsich oder - Wo unsere Seele zu Hause ist

Soheyla Sadr, Patmos

Anne und Pfirsich oder - Wo unsere Seele zu Hause ist

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