Der erste Weltkrieg

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJul 2014

Idee

Das schwierige Thema Krieg für Grundschüler übersichtlich sortiert in in anschaulich illustrierten Doppelseiten.

Bilder

Fotos, Zeichnungen, Modellbilder gemischt, aussagekräftig, anschaulich und eindrücklich.

Text

Der Inhalt ist gut sortiert und ausgewählt, die Sprache ist oft geschwollen und gestelzt.

Schwierig, Kindern Kriege zu erklären, je jünger, desto schwieriger. Sollen sie doch weder Alpträume noch harmlos-abenteuerliche Vorstellungen à la Ninja oder Star Wars bekommen. Soll es verständlich sein, ohne die Komplexität in schlichte Ja-Nein-Gut-Böse-Schubladen zu stopfen. Ein Grund vielleicht, warum es kaum Bücher für Grundschulkinder zu diesem Thema gibt. Ausnahme: Dieses.

Der Erste Weltkrieg wird in diesem Jahr 100 und ist in den Medien, aber vielleicht auch in Gesprächen in der Familie auf einmal ein Thema; plötzlich hat man fragende Kinder und weiß doch selbst nicht so viel.

Dieses Buch ist eines der wenigen Bücher, die den oben beschriebenen Balance-Akt schon für Grundschüler versuchen. Allein das ist schön. Dass es ihm an vielen Stellen gelingt, ist umso schöner.

Das Buch sortiert den Ersten Weltkrieg übersichtlich in Doppelseiten: die Vorgeschichte, das Attentat von Sarajevo, der Stellungskrieg in den Schützengräben, Verdun, Tannenberg und andere Schlachten, Westfront, Ostfront, Spionage, Uniformen, Ausrüstung, Technik, wann und warum die USA dazukam und wann und wie der Krieg endlich aufhörte.

Die Doppelseiten wiederum sind gut anzuschauen und man findet sich gut darin zurecht. Es gibt einen kleinen Einleitungstext und eine bunte, lockere Auswahl an Illustrationen: mal Originalfotos, mal Fotos von in Museen nachgestellten Szenen, Zeichnungen, mal wenige große, mal viele kleine, mal sehr bunt, mal sehr sepia.

Das Buch zu betrachten, ist ein bisschen so, wie durch eine Ausstellung zu schlendern. Man verweilt, wo es interessant ist. Und wo es langweilig oder zu heikel wird, geht man einfach schnell weiter. Was die Bilder zeigen ist nicht betont harmlos, aber auch nicht grauenhaft und brutal. Alpträume dürften die wenigsten Kinder davon bekommen. (Das sollten aber letztendlich Sie als Eltern entscheiden. Lesen Sie vielleicht auch die generellen Tipps zum Umgang mit dem Thema in unserem Special.)

Aber richtig begeistert sind danach auch die Kids nicht mehr, die sich das Buch nur aus Interesse am Ballerspiel-Thema angeschaut haben; denen ist nach diesem Buch auf jeden Fall klar geworden, dass ihre schwärmerische Faszination für Waffen aller Art auch eine andere, grausame, blutige Seite hat. Auch wenn sie hinterher mit dem ein oder anderen neuen Wissen prunken werden: dass Nachrichten mit Brieftauben übermittelt wurden und es dafür spezielle Vogelfallschirmchen gab; dass im Ersten Weltkrieg Bombenangriffe mit Zeppelinen geflogen wurden; dass damals die ersten Panzer gebaut wurden, aber am Anfang überhaupt nicht gut funktionierten, weil es für jede Panzerkette einen Fahrer gab und es drinnen manchmal so heiß wurde, dass sich die Munition selbst entzündete.

Leider stecken in den Texten längst nicht so viel Sorgfalt und Ideen wie in der Bebilderung. Steif, umständlich und abstrakt klingt das meiste, wie Floskeln aus Geschichtsbüchern und Gedenkreden: "Das Wettrüsten der Seestreitkräfte verschärfte die Spannungen zwischen den mächtigen Militärbündnissen", oder: "Nach dem Krieg mussten die Frauen zurück an den heimischen Herd" - hier hat sich niemand aus dem Autorenteam die Mühe gemacht - oder die Zeit und das Budget gehabt - wirklich in die damalige Zeit zu tauchen und dann aufzuschreiben, was Achtjährige interessiert und was sie verstehen können.

Was schön ist: dass immer mal wieder kleine Abschnitte zum Leben der Kinder damals eingefügt sind und Worte wie Inhalt sich bemühen, neutral und ausgewogen zu sein. Vielleicht, weil es im Original ein englisches Buch ist und damit nicht automatisch den "deutschen" Blick hat.

Im Anhang hat dieses Buch noch verschiedene Rubriken wie "Erstaunliche Fakten" und "Wichtige Personen und Orte", ein Glossar und weiterführende Tipps und eignet sich damit auch für die Schule.

Fazit

Eines der wenigen Bücher, die das schwierige Thema schon Grundschulkindern zu zeigen und zu erklären versucht - und es ganz oft auch schafft: der Erste Weltkrieg wird übersichtlich in anschaulich illustrierte Doppelseiten sortiert. Text und Bilder sind eindrücklich, aber nicht schrecklich, interessant, aber doch so, dass auch kleinen Ballerfans klar wird, dass ein echter Krieg überhaupt nicht lustig und abenteuerlich ist.

Sigrid Tinz, Juli 2014

Der erste Weltkrieg

, Dorling Kindersley

Der erste Weltkrieg

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