Munkel Trogg - Der kleinste Riese der Welt und der fliegende Esel
- Fischer Schatzinsel
- Erschienen: Mai 2014
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"Wenn ihr bequem sitzt, können wir anfangen..." - der zweite Band um den kleinsten Riesen der Welt lädt seine Leser auf einen rasanten Flug ein. Der Rumpelberg entpuppt sich als Vulkan und: er steht kurz vor dem Ausbruch! Mit der Hilfe seiner Kleinlings-freundin Emily und seines Drachen Snarg kann Munkel in letzter Sekunde die Bergbewohner retten. Der religiöse Glaube der Riesen hilft den Freunden die starren Gesetze aufzubrechen: die Drachen dürfen wieder fliegen und zwar mit Sack und Pack Richtung Ende der Welt - wo die Wunschesel leben.
"Munkel Trogg" ist eine Erfolgsgeschichte - nicht nur für den kleinsten Riesen der Welt. Es ist auch der Durchbruch für die englische Autorin Janet Foxley: "Munkel Trogg" gewann den Kinderliteraturwettbewerb der Times; der Harry-Potter Entdecker Barry Cunningham nahm Foxley unter Vertrag; und Sony Pictures erwarb die Filmrechte. Ebenso rasant wie Munkel durch seine Abenteuer rauscht, entstanden Übersetzungen in über zwanzig Sprachen. Das deutsche Hörspiel (bzw. der Sprecher Aljinovic) wurde mit dem Deutschen Hörbuchpreis 2014 ausgezeichnet. Munkel erobert die Herzen der Kinder auf der ganzen Welt - auf Facebook lädt der gigantische Knirps seine neuen Freunde sogar zum Chatten ein. Eigentlich schade, dass kaum der Austausch gesucht wird. Statt nur verlegerische Erfolge zu posten, könnte die Plattform es doch ermöglichen - quasi als Crowdsourcing-Projekt - Geschichten zu entwerfen und die Figur Munkel im Dialog mit den Lesern weiterzuentwickeln.
Munkel ist ein Außenseiter, der als Winzling unter den Riesen ein hartes Leben hat. Wegen seiner Klugheit und weil er im ersten Band den Rumpelberg vor dem Eindringen der Kleinlinge (also der Menschen, die am Fuß des Berges wohnen) bewahrt, wird Munkel zum Berater des Königs Gedankenarm. Munkel Trogg - Der kleinste Riese der Welt und der fliegende Esel beginnt mit den Schwierigkeiten, denen Munkel in seiner neuen Rolle als "Weiser Mann" begegnet: die Amtskette ist viel zu lang und die Riesen nehmen ihn nicht ernst. "Nimm die Spielkette ab und geh wieder zur Schule!" - weist ihn der Stadtausrufer zurecht. Aber Autorität ist nicht sein einziges Problem: er muss unangenehme Aufgaben übernehmen (zum Beispiel wird er zum Privatlehrer von Prinzessin Rotzmops) und außerdem: es mehren sich Anzeichen, dass der Rumpelberg eine tickende Zeitbombe - ein aktiver Vulkan - ist. Aus Angst um seine Position (denn er ist noch nicht öffentlich ernannt worden) spielt er auf Zeit - aber genau die rennt den Riesen davon. Der Berg muss evakuiert werden und zwar über den Luftweg: die Drachen, denen über viele Jahre die Flügel gestutzt wurden, müssen sich wieder in den Himmel erheben. Blöd nur, dass selbst Biblos (ehemals "Weiser Mann" & Munkels enger Vertrauter) ihm keinen Glauben schenkt.
Aus der Misere hilft ihm Emily - das Kleinlingsmädchen, welches er im ersten Band aus den Fängen von Rotzmops befreit. Sie ist es, die Munkel auf die richtige Fährte bringt und ihn warnt, als nach seismographischen Messungen "Alarmstufe Orange" - dann "Rot" - in der Kleinlingsstadt ausgerufen wird. Sobald das klar ist - die Luft ist der einzige Ausweg - bringt sie Pflaster und schlägt vor die Flügel der Drachen zu kleben. Fliegen ist den Riesen aber absolut zuwider und erst der Glaube an die heiligen Esel am Ende der Welt bringt die beiden auf eine Idee: In Gestalt eines Wunderesels verkündet Emily von Snargs Rücken aus, dass die Riesen lernen müssen Drachen zu fliegen. Obgleich Rotzmops ganz begeistert auf ihrem Regenbogen Royal Rex den Himmel erobert und dabei fast schon die Sympathie der Leser gewinnt, bleiben die Riesen skeptisch. Der Plan droht zu scheitern, nur langsam setzen sich die Bewohner des Rumpelbergs in Bewegung als Munkel die Nachtschwärmerei ausruft - ein stark an Quidditsch erinnerndes Wettfliegen auf der Bergspitze. Die Trägheit der Riesen und der spielerische Wettkampf bilden einen nervenaufreibenden Kontrast zu der Zeitnot, der drohenden Gefahr und der Beschleunigung der Ereignisse. Emily verleiht auf Munkels Bitte hin die Preise - fliegt durch das Klingeln ihres Handys aber fast noch auf und verpasst schließlich den Anschluss an ihre Familie. Denn: Die Menschen sind längst auf der Flucht.
Die Spannung, die in den ersten zwei Dritteln dieses zweiten Bandes fast gänzlich fehlt, schlägt auf den letzten Metern mit geballter Ladung ein. Es gibt von Anfang an keinen Zweifel: der Rumpelberg ist ein Vulkan. Das Rätselraten und die Sammlung der Anzeichen (Rauch, Hämmern, Hitze) wirken deshalb albern. Es ist amüsant, wenn Biblos sich über fließend heißes Wasser freut, vermutet wird im McKnorpel sei ein Ochse angebrannt oder Munkel rätselt, warum sich die rote Pampe in Stein verwandelt - aufregend ist es aber nicht. Die Verzögerung der Handlung durch Munkels Versuch seine Ernennung zum Weisen Mann nicht zu gefährden wirkt unmotiviert. Im letzten Drittel des Bandes gehen die gegenläufigen Bewegungen dann aber doch noch auf: die Langsamkeit der trägen, unwissenden Riesen trifft auf die Hektik des verzweifelten Rettungsversuchs. Die Ereignisse überschlagen sich. Biblos bleibt fast im spuckenden Krater zurück; Emily wird in einem filmreifen Showdown vor der Lava gerettet; "Fliegt nach Norden!", schreit Munkel nur noch: "Fliegt ans Ende der Welt!"
Spaß macht die Lektüre der Geschichten um Munkel, weil das Erfolgsrezept immer noch wirkt: es wird ein fremder Blick auf etwas Vertrautes und ein vertrauter Blick auf etwas Fremdes geworfen. Alltägliches wird so (genau) beschrieben, dass man erst im Verlauf begreift, wovon die Rede ist. Und die Leser werden dazu eingeladen Munkel in die Normalität der Riesen zu folgen. Ein stinkiges Olchiversum: die Riesen rülpsen und pupsen, treffen sich bei "McKnorpel" oder im "Schlürf und Schlabber" und finden Pilzschleim köstlich. "Seid froh, dass ihr es nicht riecht." Wer sich darauf einlassen will, kann gleich mitmachen: an einem gezeichneten Rotzfleck steht: "Kratzt das ab. Es ist leeecker!".
"Munkel Trogg" sollte ein eigenständiges Buch werden, verrät Janet Foxley. Die Skizze für den Folgeband lieferte sie auf Verlagsanfrage hin im Eiltempo; seitdem baut sie die Möglichkeit zur Fortsetzung ein. Schade, dass nicht nur Munkel sondern auch Foxley unter Zeitdruck arbeiten müssen. Im ersten Band entwarf sie eine Gesellschaft mit eigenen Regeln. Im zweiten Band geht es eigentlich nur um Action. Die Rolle von Religion und Glaube in der Gesellschaft der Riesen bleibt unterbelichtet, die Charaktere verlieren an Stimmigkeit und auch der sehr witzige Illustrationsstil von Steve Wells mit seinen humorvollen Kommentaren und abgegriffen verschmutzten Seiten nutzt sich langsam ab. Das sollte (besonders auch den Verlegern) zu denken geben.
Fazit:
Munkel-Freunde werden das Buch dennoch mögen. Die liebenswerten Figuren tragen die Geschichte, die leider erst im letzten Drittel spannend wird. Übrigens - man hört es bereits munkeln: der dritte Band liegt seit Kurzem druckfrisch in den Regalen!
Anneka Esch-van Kan, Mai 2014
Janet Foxley, Fischer Schatzinsel
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