Pünktchen das Küken
- Glückschuh
- Erschienen: Mai 2014
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Pünktchen, das kleine Küken, erzählt uns seine Lebensgeschichte. In einzelnen Fotostationen halten Dorothea Flechsig und Juliane Teuteberg (Fotografie) das Leben des kleinen flauschigen Vogelkindes fest.
Erzählt wird die Geschichte von Pünktchen selbst, das seinen Namen wegen seines gepunkteten Halstuchs von seinem besten Freund Hugo bekommen hat - der natürlich auch ein solches Tuch trägt. Hugo tritt in das Leben des Kükens, als es verloren auf dem Bauernhof umhertappst und verzweifelt den Rest seiner Familie sucht. Doch der Dachs hat das ganze Gelege zerstört; nur Pünktchens Ei blieb von dem Dachs verschont.
Dann tritt ein kleiner Junge in das Leben des einsamen Kükens: Hugo. Er nimmt das hilflose, kleine Wesen behutsam in seine Hände und hält es zärtlich an seine Wange. Von da an sind Hugo und Pünktchen unzertrennlich: Sie essen zusammen, sie spielen gemeinsam und sie schlafen eingekuschelt in einem Bett. Doch eines Tages wird das kleine Küken neugierig auf die Welt. Zum Beispiel auf das zottelige Wesen mit der kalten Nase und den Schlappohren und fragt: "Wer bist Du? Was machst Du?" Der Hund antwortet, dass er das Grundstück bewache und Pünktchen findet: "Das passt aber gut zu dir!" Ebenso geht es weiter bei der Katze, dem Kälbchen, dem Lämmchen und der Gans. Da die nicht mehr klein ist und ziemlich neugierig, stellt sie andersherum Pünktchen nun dieselben Fragen. Doch Pünkchten weiß darauf keine Antwort und wird ziemlich traurig, weil es nicht weiß welches seine wichtige Aufgabe ist. Pünktchen fühlt sich plötzlich sehr klein und unwichtig...
Autorin Dorothea Flechsig und die Fotografin Juliane Teuteberg greifen viele Fragen der kleinen Erdenbürger auf, denn sie beginnen mit dem Alter von ca. zwei Jahren ihre Umwelt noch genauer zu beobachten und ein Gefühl für ihre Gegenüber zu entwickeln und damit, wer sie selbst sind. Schon zu Anfang der Geschichte dominiert die das Gefühl der Geborgenheit in Form der zärtlichen Zuneigung durch den kleinen Darsteller Hugo, der sich - so scheint es - rund um die Uhr mit dem kleinen Küken beschäftigt. Erwachsene sehen wir auf den Fotos von Juliane Teuteberg nicht. Die beiden kleinen Protagonisten leben ganz in ihrer eigenen Welt.
Wunderschön sind die stimmungsvollen Momentaufnahmen, die die kleinen Zuhörer in die Geschichte tragen. Ein wenig nostalgisch mag das Buch vielen erwachsenen Vorlesern vorkommen. Denn das klassische Fotobilderbuch ist heutzutage etwas aus der Mode gekommen - gibt es doch so viele andere Ausdrucksmöglichkeiten in der Illustration, dass man fast vergessen mag, wie lebensnah Momentaufnahmen aus dem "echten Leben" auf die kleinen Betrachter wirken. Hier zeigt Juliane Teuteberg eine rundum heile Welt mit Darstellern, die fast alle gemeinsam haben, dass sie noch "neu" auf der Welt sind, so wie die Kinder, die das Buch betrachten - auch sie beginnen erst, die Welt zu verstehen. Sogar der Hofhund ist nur ein kleiner, zotteliger Rauhaardackel, vor dem man sich wirklich nicht fürchten muss. Sie sind allesamt super süß anzusehen, auch wenn das Kätzchen im Körbchen vielleicht etwas zu viel des Guten ist - zumindest für uns "Großen". Doch hier baut Dorothea Flechsig ganz nett einen kleinen Hinweis ein, den vielleicht ganz clevere oder auch etwas ältere Zuhörer/innen bemerken werden, denn Katzen fressen ja nicht nur Mäuse, sondern auch kleine Vögel. Kein Wunder dass Pünktchen sich beeilt, schnell weiter zu gehen. Ein gutes Beispiel dafür, wie Kinder an der Geschichte neugierig bleiben können.
Dabei verbinden Dorothea Felchsig und Juliane Teuteberg ihrem kleinen "Fotoroman" gleich mehrere Grundzutaten für ein Kinderbuch. Zunächst erzeugen sie zu Anfang, als der Dachs in den Hühnerstall eindringt, erst einmal Spannung. Alle, die jetzt allzu Dramatisches befürchten, kann ich beruhigen, denn es ist weniger dramatisch in Szene gesetzt, als es sich jetzt vielleicht den Anschein hat. Aber immerhin: Das erzeugt schon mal viel Aufmerksamkeit bei den Kindern.
Zur Identifikationsfigur: Keine Frage, Kinder werden sich mit diesen vielen niedlichen kleinen Darstellern wunderbar identifizieren können - allen voran natürlich mit Pünktchen und Hugo. Sie werden mit Neugier verfolgen, auf welches Tier das Küken trifft und welches seine Aufgabe ist bzw. sein wird. Ganz klar, dass auch sie sich fragen - ebenso wie Pünktchen - wer sie sind und was ihre Aufgabe vielleicht sein könnte, oder was sie vielleicht besonders gut können. Ganz nebenbei lernen sie aber auch, welche Tiere es auf dem Bauernhof gibt, welche Aufgabe es hat welche Laute es von sich gibt.
Und in der ganzen "Identitätskrise", die sich durch Pünktchens Ausflug entwickelt, tritt wieder die enge Freundschaft zwischen Hugo und Pünktchen in den Vordergrund, denn natürlich kommt Hugo wie der Blitz herangebraust und rettet seinen kleinen Vogel aus der misslichen Lage. Er hat Pünktchen überall gesucht und hat sich Sorgen gemacht. Er sagt dem Küken, wie wichtig es ist, denn Hugo hat es sehr lieb. Das macht Pünktchen wieder sehr froh denn er wird geliebt, "einfach so".
Das Thema "Liebe um seiner selbst willen" macht einen schönen Abschluss der kleinen Geschichte, denn Pünktchen erzählt es allen Tieren, die hier eine Rolle gespielt haben. Und für unsere Kinder ebenso eine wichtige Botschaft: Du brauchst nichts Außergewöhnliches zu können oder zu sein. Du wirst so geliebt, wie Du bist.
Doch eine weitere kleine Zusatzinformation, mit der das Buch auch einen sachlich korrekten Abschluss findet, kann die kleinen Zuhörer noch überraschen. Denn das kleine Vogelkind bleibt natürlich nicht klein, sondern wächst zu einem stattlichen Huhn heran, das schließlich selbst viele Eier legen und viele Küken haben wird.
Fazit:
Dorothea Flechsigs und Juliane Teutebergs kleiner Fotoroman um die Abenteuer eines kleinen Kükens ist sehr stimmungsvoll und abwechslungsreich in Szene gesetzt und sein Konzept ist ein echtes Überraschungsei: Darin enthalten sind Spannung, Freundschaft, die Suche nach der eigenen Identität und die Liebe um seiner selbst willen. Und ganz nebenbei lernen Kinder auch die Tiere auf einem Bauernhof kennen, vom Hofhund bis zur Gans. Was will man mehr?
Stefanie Eckmann-Schmechta, Mai 2014
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