Eulengespenst und Mäusespuk

Eulengespenst und Mäusespuk
Eulengespenst und Mäusespuk
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Kinderbuch Couch
78%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonMai 2014

Idee

Hübsches und lustig verwickeltes Märchen über einen Zirkus und ein Schloss und über die Freundschaft zwischen einer Eule und einer Maus.

Bilder

Sehr abwechslungsreich, denn auf jeder Seite ist eine völlig neue Szene dargestellt; die Illustrationen sind mal bunt, mal schwarz-weiß, voller kleiner Details und immer nahezu fotorealistisch.

Text

Lautmalerisch, mit viel Rhythmus – und etwas altmodisch. Was einerseits Geschmackssache ist, andererseits aber viel Erklärungsbedarf hervorruft bei den kleinen Zuhörern.

Es spukt auf dem Speicher eines Schlosses, der Schlossherr kann vor Lärm und Angst keine Nacht mehr schlafen. Er verspricht seinem Gärtner Geld, wenn der die Geister vertreiben kann. Es sind nur Mäuse, ahnt der Gärtner, und plant, eine Eule auf den Dachboden zu sperren. Die soll die Mäuse fressen und schon wäre der Spuk vorbei und die Belohnung seine. Dieser Plan geht auf - allerdings ein bisschen anders als gedacht.

Ein Schlossherr setzt eine Belohnung aus, für den, der die Geister auf dem schlossherrlichen Dachboden vertreibt. Dort lärmt und raschelt es nämlich Nacht für Nacht, kein Auge können er und seine Frau vor Angst und Krach mehr zu machen. Sein Gärtner hat sofort eine Idee, wie er sich das Geld leicht verdienen kann. Er weiß, die Geister sind Mäuse. Er braucht also nur eine Eule auf den Dachboden zu sperren, die die Mäuse auffrisst. Eulen können zwar - Schuhu, Schuhu - auch grauseligen Lärm machen, aber: sind die Mäuse erst weg, kann er die Eule auch einfach wieder freilassen - und vielleicht noch eine Belohnung kassieren. Praktischerweise ist gerade ein Zirkus mit einer schneeweißen Eule als Attraktion im Ort. Die kauft der Gärtner, nimmt sie mit aufs Schloss und lässt sie auf dem Dachboden frei.
Aber: die Eule lebte ihr bisheriges Leben in einem engen Käfig, sie ist noch nie geflogen und hat noch nie eine Maus gefressen, geschweige denn gefangen. Sie weiß also gar nichts mit diesen kleinen Viechern anzufangen. Allerdings wissen die Mäuse Bescheid über Eulen - und flüchten. Nur ein mutiges, neugieriges Mäuschen bleibt und freundet sich mit Eule an.

Eine hübsche Geschichte. Lustig und ein bisschen romantisch, der Text klingt und schwingt, wenn die Mäuse trippeln, trappeln, nagen, rascheln und herumtanzen. Auch die Bilder sind hübsch und stimmungsvoll: pro Seite gibt es eine große bunte Illustration und eine kleine schwarz-weiße; die liefert ein Detail oder eine kleine Vorschau. Die dargestellten Szenen und Perspektiven wechseln: mal schauen wir von oben auf die Zirkuswelt, mal von ganz nah in den Käfig, mal sind wir auf Augenhöhe mit den tanzenden Mäusen, mal auf dem wimmelig-vollen Speicher voller verstaubter Schätze und Spinnweben. Auf dem letzten Bild hat der Gärtner das Fenster geöffnet, um die Eule rauszulassen. Die kleine Maus hockt auf deren Rücken und zusammen fliegen sie in die dunkelblaue Nacht. Und wenn sie nicht gestorben sind ...

Alles ist wie im Märchen. Das ist eigentlich schon vom ersten Satz an klar: "Vor langer Zeit", so beginnt das Buch und auf den ersten Blick sehen wir, die Geschichte spielt früher, als es noch Schlossherren und Pferdekutschen gab und die Kinder barfuß liefen.

Allerdings spielt das Buch nicht nur früher - es ist auch von früher. Vor zwanzig Jahren ist die Geschichte das erste Mal erschienen und jetzt neu aufgelegt. Ein bisschen ist es so wie mit der Retro-Mode: Sachen, die auf retro gemacht sind, sind ganz schön. Was original aus Omas Schrank kommt, ob Bücher oder Möbel, ist oft doch ein bisschen muffig und altmodisch und nur etwas für Spezialisten. Nostalgiker, Mutige, Könner.

Wer so jemand ist, der wird es schaffen, Kindern diese Geschichte nahezubringen, sie für die eher spröden und distanzierten Figuren zu erwärmen, die Eule, die Maus, den geldgierigen Zirkusdirektor, das schwerfällige, dumme Schlossherrenpaar und den leicht schmierigen Gärtner. Und ihnen zu übersetzen, was handelseinig ist, was hastewaskannste, was ein schneidiger Zirkusmarsch, was ein Gesims ist.

Wer nicht so jemand ist, der sucht für sich und seine Kinder einfach ein anderes schönes Bilderbuch mit schönen Bildern und klingenden Texten, über kluge Tiere, lustige Verwicklungen, über Freundschaft und Freiheit.

Fazit:

Eulengespenst und Mäusespuk ist das erste Mal vor 20 Jahren erschienen und jetzt neu aufgelegt worden. Man kann dieses lustig verwickelte, klingend geschriebene und hübsch illustrierte Märchen ein bisschen spröde und altbacken finden - oder wunderschön altmodisch. Das ist Geschmackssache.

Sigrid Tinz, Mai 2014

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Sigrid Heuck, Gerstenberg

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