Das beste überhaupt - Meerschwein sein

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Kinderbuch Couch
89%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonFeb 2014

Idee

Viele Meerschweinchen, die kaum auseinander zu halten sind und bei denen dann das mittelmäßigste zum Meerschwein des Jahres gewählt wird – tierisch charmante Abwechslung vom kinderbuchüblichen Jeder-ist-in-irgendwas-der-Beste-Mantra.

Bilder

Meerschweinchen so weit man sieht und sonst nicht viel. Aber weil jedes eigenen Ausdruck, Frisur, Farbe hat, sind die Bilder trotz des eher erdfarbenen Ambiente kein bisschen langweilig.

Text

Ein bisschen betulich, aber mit einem eigenen Rhythmus in der Sprache. Ob's gewollt ist oder nur die Schweizer Autoren verrät – schön ist es.

Gewusel links, Gewusel rechts, Gewusel vorn und hinten - alles voller Meerschweinchen. Hauptperson Miro ist mittendrin. Weil er weder außergewöhnlich groß, klein, schön, hässlich, mutig oder schlau ist, wissen wir erst mal nicht, wer er ist. Aber wer genau aufpasst, der lernt ihn natürlich kennen, im Laufe des Geschichte.

Meerschweinchen Miro macht sich mit seinen Freunden auf den langen Weg zur Klippe, da, wo wie immer die Wahl des besten Meerschwein des Jahres stattfinden wird. Seine Freunde und Freundinnen proben unterwegs ihr Können: Pank, das besonders langhaarige Meerschweinchen macht sich einen besonders hübschen Zopf. Gloss springt besonders weit über den Bach - und verknackst sich das Bein. Pfulme sucht eine Abkürzung, schließlich ist sie besonders schlau und der Weg ist lang. Die Abkürzung führt allerdings durchs Dornendickicht und leider auch zu einem Jaguar, der schnarchend, aber sehr groß im Weg liegt. Litze ist besonders mutig, sie beißt den Jaguar in den Schwanz, damit er abhaut - so besonders fest, dass einige ihrer Zähnchen beim folgenden kleinen Handgemenge im Fell stecken bleiben. Und Miro? Miro war einfach mittendrin und hat sich Mühe gegeben, Gloss geholfen, Pfulme begleitet, Litze getröstet - und das sagt er auch dem Meerschweinkönig, als der ihn fragt, was sein Wettbewerbsbeitrag wäre.

Geübten Kinderbuchlesern ist natürlich spätestens hier klar, dass es irgendwie darauf hinauslaufen wird, dass jeder seine Qualitäten hat oder in irgendetwas gut ist - was oft übertrieben pädagogisch wirkt, denn erstens stimmt das nicht und zweitens ist es ein ja ein Unterschied, ob jemand der Beste in Mathe ist oder im Versaute-Witze-Erzählen. Aber: dieses Buch ist anders und macht viel mehr Spaß. Erstens wegen der Meerschweinchen, die Kathrin Schärer in allen erdenklichen Braun-Beige-Grau-Tönen, langhaarig, dick, dünn, klein, groß, hübsch, gefleckt, gestreift gezeichnet hat - und so, dass sie einerseits völlig lebensecht wie Meerschweine aussehen, andererseits absolut sehr menschliche Mimik, Gestik und Bewegungsmuster haben.

Und zweitens der Botschaft wegen, die auch dieses Buch hat und die klar und deutlich immer wieder formuliert wird, in einer Sprache, die anfangs etwas betulich "erziehungsberaterinnenmäßig" wirkt, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, ihren eigenen gemütlichen Rhythmus bekommt, fast wie ein Gedicht. Jedenfalls sagt Miro nicht: "Ich bin der beste Helfer, Tröster, Begleiter", sondern: "Ich kann nichts besonders gut." Und der Meerschweinchenkönig entscheidet, dass es das Beste überhaupt ist, nicht um jeden Preis etwas Besonderes sein zu wollen, und trotzdem so gut zu sein wie man kann. Und er schlägt Miro zum besten Meerschweinchen des Jahres vor.

Okay, noch weniger pädagogisch wertvoll und besser wäre die Geschichte vielleicht gewesen, wenn Miro, wie wahrscheinlich im wahren Leben, für seine Mittelmäßigkeit keinen Preis bekommen hätte - aber es ist eben eine Geschichte.

Miro wünscht sich, seine Zeit als bestes Meerschwein nicht allein auf dem Gewinnerstein verbringen zu müssen, wie es üblich ist, sondern zusammen mit all seinen Freunden. Mittendrin. Auf der letzten Doppelseite sind sie alle noch mal versammelt. Miro ist mittendrin, klar. Wir haben ihn zwar kennen gelernt und von Gloss oder Pank könnten wir ihn auch unterscheiden - aber wer von diesen 50 Viechern Miro ist? Das wissen wir nicht. "Aber", so lautet der letzte Satz, "Miro weiß, wer er ist."
Und eigentlich ist das doch das Beste überhaupt.

Fazit:

Ein Buch darüber, dass auch einzigartig ist, wer nur mittelmäßig ist, ob Mensch - oder Meerschwein - und dass es darauf ankommt, dass man tut, was man kann. Das Buch selber ist überhaupt nicht mittelmäßig. Perfekt für Kitagruppen oder Familien, in denen die Kinder ständig darum rangeln, wer besser Trecker malen oder länger tauchen kann oder am häufigsten im Kino war. Die Botschaft ist klar formuliert, die Bilder sind schön - und unabhängig davon ist es für kleine und große Meerschweinchen-Freunde ein Muss.

Sigrid Tinz

 

Das beste überhaupt - Meerschwein sein

Lorenz Pauli, Atlantis

Das beste überhaupt - Meerschwein sein

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