Vincelot und der schwarze Ritter
- Coppenrath
- Erschienen: November 2013
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Eigentlich ist das Turnier am Hofe von Prinzessin Paula eine recht friedliche Angelegenheit, doch ganz geheuer scheint der schwarze Ritter nicht zu sein. Wer verbirgt sich hinter der dunklen Gestalt und was führt sie im Schilde?
Wenn ein Ritterturnier angesetzt ist und als Preis Ballspielen mit Prinzessin Paula winkt, lassen sich die Ritter des Landes dies nicht entgehen. Dementsprechend groß ist das Gewusel, durch das Vincelot am Turniermorgen die goldene Rüstung seines Cousins Roland schleppt, der unterdessen Gebäck mit Marmelade verputzt. Außer Ritter Roland sind auch die Ritter Lohengrin und Siegfried am Start sowie ein schwarzer Ritter, auf dessen Wappen sich statt Haare, Schlangen um den abgebildeten Kopf winden. Wer mag sich bloß hinter dieser geheimnisvollen Gestalt verstecken?
Als die Fanfaren den Turnierbeginn verkünden, die Ritter sich für den Kampf bereit machen und Paula auf die Tribüne muss, beschließt Vincelot, mal einen Blick ins Zelt des schwarzen Ritters zu werfen. Und was er da sieht, verschlägt ihm fast die Sprache: denn ohne Zweifel steckt hinter dem schwarzen Ritter der gefürchtete Zauberer Fürst Finster, der es wahrscheinlich auf Prinzessin Paula abgesehen hat. Doch da beginnt auch schon das Turnier und es treten Ritter Lohengrin und der schwarze Ritter an. Doch richtig zum Kampf kommt es gar nicht, denn als der schwarze Ritter sein Schild mit dem Schlangenkopf hebt, wird Ritter Lohengrin verzaubert und an Stelle von Armen wachsen ihm Schwanenflügel aus dem Körper. Ähnlich ergeht es auch Ritter Siegfried. Als nächster ist Ritter Roland an der Reihe, doch der läuft in voller Rittermontur gegen einen Zeltpfosten und fällt ohnmächtig zu Boden.
Schnell steckt Paula Vincelot in die Rüstung, setzt ihn auf seinen Esel Pegasus und schickt ihn auf den Turnierplatz. Dort wartet schon der schwarze Ritter und versucht, Vincelot mit Hilfe seines Schildes zu verhexen. Doch hat er nicht mit Vincelots Zauberschwert Jaber gerechnet. In ihm spiegelt sich der böse Blick des Schildes, so dass es den schwarzen Ritter selber trifft. Und obendrein ist Vincelot Gewinner des Turniers! Im Siegestaumel steigt er vom Esel und fällt dabei aus der viel zu großen Rüstung Rolands. Da er nun aber nicht zum Turnier angemeldet war, legt der schwarze Ritter (mittlerweile wieder enthext) Beschwerde ein und verlangt den Sieg für sich. Da hat Paula eine Idee und bringt den Drachen PurPur ins Spiel. Doch auch hier hat Fürst Finster blitzschnell einen Zaubertrick parat und verhext den Drachen. Und wieder wendet sich dank des Schwertes Jaber sein eigener Zauber gegen ihn, so dass er am Ende zu Stein erstarrt besiegt scheint.
Auch der zweite Band um Vincelot und seine abenteuerlichen Geschichten sind wieder voll mit amüsanten und unterhaltsamen Details, die Leser der unterschiedlichen Altersgruppen ansprechen. Freuen sich große Leser noch über die Allegorien der Ritter zu den Mythen- und Sagengestalten mit den entsprechenden Details - auf Siegfried den Drachentöter rieseln so lange Blätter, bis er in einem riesigen Haufen verschwunden ist - staunen die kleinen Leser mit jeder neuen Seite über die neue Wendung der Geschichte. Diese versammelt auf 32 Seiten viel Handlungsdetails und bietet sich daher zum wiederholten Vorlesen und immer wieder neu Entdecken an.
Dabei ist es leider jedoch nicht ganz unproblematisch, dass zweite Buch ohne Kenntnis des ersten zu lesen. Viele Fragen, die sich aus dem Text ergeben, mögen im ersten Buch bereits beantwortet sein, lassen ohne Vorkenntnis aber viel Interpretationsspielraum und trüben die Vorlesefreude. Welchen Stand hat Vincelot? Was hat es mit dem Zauberschwert Jaber auf sich und warum möchte es immer nur Kuchen schneiden? Welches vergangene Abenteuer steht hinter PurPur? Kleine Rückblicke hätten hier gut getan und die Geschichte in einen größeren Kontext eingebettet, der sie dann womöglich schlüssiger und witziger gemacht hätte.
Durch den schnellen Erzählstil ist sie trotzdem kurzweilig, unterhaltsam, spannend und voll mit historischen Details. Diese sind auch in den kräftigen farbenfrohen Illustrationen dargestellt, es gibt Schmiede, Harlekine und Gaukler, die gesamte Szenerie ist sehr authentisch und lebhaft. Immer wieder gibt es etwas Neues zu entdecken, die kräftigen Farben üben eine sogartige Wirkung aus, die sehr schön den Bogen zur erzählten Handlung schlägt.
Sprachlich springen erwachsenen Lesern natürlich sofort die Anspielungen zu bekannten Mythen ins Auge: nicht umsonst kämpfen Ritter Lohengrin und Ritter Siegfried mit den passenden Symbolen auf den Schilden. Durch den gekonnten Einsatz von Alliterationen - Fürst Finster - der Name ist Programm - wird der Schrecken dieser dunklen Gestalt gemindert und gekonnt eine Balance zwischen Gut und Böse hergestellt
Fazit:
Vincelot besiegt den bösen Fürst Finster - ganz ohne Superkräfte oder andere besondere Fähigkeiten. Spannend und kurzweilig erzählte Abenteuergeschichte um einen kleinen Helden, der mit Mut, Entschlossenheit und Neugier selbst mächtige Magier besiegt.
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