Manchmal muss man erst die Erfahrung machen, dass das eigene Glück doch sehr nahe ist. So wie Susanne, die kurzer Hand beschließt bis ans Ende der Welt zu fliegen, ohne ihren geliebten Hund Helix, der sehnsüchtig auf sie wartet. Wir begleiten Susanne auf Ihrem Flug bis zur überglücklichen Heimkehr.
Susanne sitzt auf ihrem Bett, schaut auf ihren Hund Helix herab und teilt ihm flüsternd mit, dass sie mit ihrem Flugzeug wegfliegen will - bis ans Ende der Welt. Sie möchte Tiere kennen lernen, die noch etwas anderes können, als mit dem Schwanz zu wedeln. Helix hat verstanden, Susanne wird fort sein. Doch als Susanne sich daran macht ihre Koffer zu packen, weiß er dennoch nicht so recht, was er davon halten soll. Er legt seinen voll gesabberten blauen Igel in den Koffer, damit sich Susanne auf jeden Fall an ihn erinnert. Die verspricht kurz vor dem Abflug zurückzukommen und ihm von dem Erlebten zu berichten.
Schließlich geht es los. Susanne hebt mit ihrem kleinen Flugzeug ab und fliegt über die Dächer der Stadt. Der erste Blick durch dunkle Häuserschluchten hinab auf das wuselnde Treiben der Stadt ist einfach schön. Über das Meer fliegt Susanne bis zu einer kleinen griechischen Insel. Dort trifft sie auf Hunde und Katzen, die gemeinsam in der Sonne schlafen. Das ist bei ihr zu Hause ganz anders. Sie beschließt dem zerzausten Kater Blitz davon zu erzählen, denn der faucht und spuckt sobald er Helix auch nur sieht.
Susanne entdeckt einen großen Blütenteppich unter sich, den sie sich einmal näher anschauen möchte und so fliegt sie etwas hinab. Doch kaum nähert sie sich dem Blütenzauber flattern die komischen Blüten mit einem leisen Rauschen davon - es sind Marienkäfer, die nur ungern Bekanntschaft mit dem Flugzeug machen wollen.
Susanne trifft auf Pinguine und Krokodile und schließlich im Sonnenuntergang auf zwei Giraffen, die Ihre Hälse ineinander verschlungen haben. Ein schöner Anblick, der Susanne wieder an Helix erinnern läßt, denn das würde ihm sicher auch gefallen. Aber Helix ist nicht da und Susanne erkennt: Ohne ihren Helix weiß sie gar nicht so recht, was sie mit all dieser Schönheit anfangen soll.
Nachdem Susanne noch weitere Tiere begegnen - u.a. ein Elefant, ein Frosch und der Seehunds-Lausigel - das für Susanne hässlichste Tier, das sie je gesehen hat, welches uns aber leider verborgen bleibt - ist sie schließlich sehr müde und schläft ein.
Am nächsten Morgen als sie den Flug fortsetzt ist sie sehr traurig und wünscht sich nichts sehnlicher als ihren Hund Helix bei sich zu haben und so beschließt sie endlich den Rückflug anzutreten. Als sie sich ihrem Haus nähert ruft sie auch schon laut in den Himmel hinein ";Helix ich bin´s";. Und Helix ist schier ausser sich vor Freude, hat er doch jeden Tag betrübt nach Susanne Ausschau gehalten, voller Hoffnung. Endlich ist sie da! Und auch Susanne genießt mit verschlossenen Augen, sichtbar erleichtert die Umarmung mit ihrem Hund Helix. Und wir dürfen diesem überaus glücklichen - und fast Hollywood reifen - Moment beiwohnen…
Das Ende der Erzählung von Marie-Ange Guillaume belohnt für die Teilnahme an diesem Flug zu wundersamen Tierwelten, der geprägt ist von Neugier, der Suche nach Glück und Sehnsucht.Das überaus gefühlvolle Finale bringt den wahrlich großen Moment des Glücks in zwei gänzlich unterschiedlichen Ausprägungen zum Ausdruck. Da ist Susanne, die still in diesem Moment verharrt, endlich bewusst, welche Bedeutung ihr Helix für sie persönlich hat. Und da ist Helix selber, der vor lauter Glück so aufgeregt, aktiv und erleichtert zugleich ist.
Die sehr gefühlsbetonte Ausgangssituation zu Beginn der Geschichte und das abschließende Happy-End rahmen ansonsten eine zwar bunte, aber von weniger intensiven Emotionen getriebene Erzählung, die aber schöne Einblicke in phantasievolle, kindliche Gedanken gibt und dabei durchaus einen Hauch Poesie versprüht.
Wenngleich die Illustrationen von Francois Roca gerade beim ersten Anblick durch ihre weichen Konturen und die sehr intensive aber äußerst harmonische Farbgebung und Ausleuchtung beeindrucken, wirken sie im weiteren Verlauf der Geschichte etwas zu aufgeräumt und sauber. Aber es gibt durchaus stimmungsvolle Highlights gibt, wie z.B. der Flug über die Marienkäfer.
Ausser zu Beginn und am Ende der Geschichte erleben wir das per se schon etwas ausdruckslose Gesicht von Susanne nur noch hinter Ihrer Fliegerbrille. So wirkt die Hauptdarrstellerin leider etwas befremdlich und es fällt schwer Susanne auf ihrem Flug wirklich nahe zu sein. So sind es dann die Tiere, denen Susanne auf ihrem Flug begegnet, die im Vordergrund stehen und ihren Charme versprühen können, gerade die frechen Giraffen machen davon reichlich Gebrauch…
Die Aufmachung des Buches ist ebenso phantasievoll umgesetzt, jede Zeile wird von dem kleinen Flugzeug mit Susanne unterbrochen, die Schrift ist in dezentem grau gesetzt und belegt stets eine ganze Seite, wie auch die Illustrationen.
Fazit:
Ein Kinderbuch, das vor allem beim ersten Abflug imponieren kann. Prächtige Bilder rahmen eine emotionsgeladene Geschichte mit wunderschönem Happy-End. Allerdings fällt es ";Susanne"; nicht ganz leicht auf Dauer zu motivieren, dafür sind die Illustrationen und die Geschichte teilweise etwas zu glatt poliert und ohne ausreichendes ";Entdeckerpotential";. Die ";überproportionierte"; Darstellung des Kopfes der Hauptfigur ist vielleicht gewöhnungsbedürftig. Dennoch sei allen, die mal wieder ein etwas anderes Kinderbuch suchen ein ";Testflug"; ans Herz gelegt.
Marie-Ange Guillaume, Gerstenberg
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