Trau dich Sergio!
- Gerstenberg
- Erschienen: September 2013
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Sergio ist ein ganz besonderer Vogel. Obwohl er Schnabel, Flügel und Schwanz hat, kann er dennoch nicht fliegen. Dafür aber sehr gut schwimmen. Zumindest theoretisch.
Sergio liebt zwar das Wasser, (und Fußball und Fische) aber tiefer als in die Badewanne taucht er nicht hinein. Dann macht es ihm Angst, denn schwimmen kann er noch nicht. Doch an seinem ersten Schultag fährt Frau Watschelmann mit Sergio und seiner Klasse ans Meer. Alle sind begeistert, nur Sergio kann sich vor lauter Angst nicht so richtig freuen. Behutsam erklärt ihm Frau Watschelmann, dass das Meer nur ein kleines bisschen größer ist und das auch Sergios heißgeliebte Fische daraus kommen. Also spricht Sergio sich Mut zu, sieht seinen Klassenkameraden zu, wie sie beherzt ins Meer springen und - springt hinterher.
Ein Pinguin, der nicht schwimmen kann?! Das gibt es doch gar nicht! Das wissen auch Kinder und gerade darum berührt es doppelt, wenn der kleine Pinguin von seiner Angst vor Wasser berichtet und ihr schließlich mutig ins Auge sieht - und Mut beweist. Denn Schwimmen lernen kann eine schwierige Sache sein. Das Wasser scheint unendlich tief und mit jedem Schritt näher an den Beckenrand steigt die Angst. Da kann es kleinen Kindern helfen, wenn sie ein Vorbild wie Sergio vor dem inneren Auge habe.
Denn wenn ein ausgesprochener Wasserliebhaber wie Sergio sich nicht hinein traut, dann mutet es trotz der Angst-Thematik auch lustig an und so manches Kind wird amüsiert sagen, dass es doch soooo schlimm gar nicht ist. Edel Rodriguez hat die Ambivalenz, mit der Sergio das Wasser betrachtet, sehr schön dargestellt: denn schließlich liebt er Wasser als Regen, in der Badewanne, zum Plantschen in der Pfütze und als leckeren Durstlöscher. Doch sobald er vor dem großen Meer steht, packt ihn die Angst sprudeln die Ausreden nur so aus ihm hervor: "Es ist gruselig.", "Es ist dunkel." usw.
Schön ist auch, dass Sergios erster mutiger Sprung ins Wasser nicht als das Ende des Übels dargestellt wird sondern als kleiner Schritt hin zu einer erfolgreichen Schwimmerkarriere. Sergio ist nach dem ersten Sprung (der etwas holperig ist) keineswegs ausgesöhnt, aber er hat zumindest erfahren, dass das Wasser nicht weh tut und er seine Sache prima gemacht hat. Aber auch hier heißt es noch kräftig weiter üben, bis er angstfrei und ohne Schwimmhilfen ins Wasser springen wird.
Neben der amüsant erzählten Geschichte fallen vor allem die ungewöhnlichen Farben auf, mit denen Edel Rodriguez seine Bilder coloriert hat. Die schwarzen und weißen Zeichnungen sind mit nur zwei Schmuckfarben versehen: Türkis für das Wasser und die Landschaft sowie Leuchtorange für die Accessoires. Dadurch entsteht eine recht peppige Optik, die sich angenehm von anderen Büchern dieser Art unterscheidet. Passend dazu sind einige Textstellen in comicartigen Text- oder Gedankenblasen dargestellt. Weitere liebevolle illustrative Details ziehen sich durch das ganze Buch, vom laminierten Sergio auf dem Buchdeckel, über den bedruckten Vor- und Nachsatz bis hin zu grafischen Elementen, die Kinder zum Schmunzeln bringen, wie z.B. die fünf Schwimmhilfen, die Sergio trägt.
Fazit:
Angst zu haben, ist völlig normal. Und dass das große weite Meer respekteinflößend ist, kann jeder nachvollziehen. Doch Sergio zeigt seinen Leserinnen und Lesern, wie sie die Angst vor dem Wasser überwinden können und ist ihnen dabei Vorbild und Ansporn zugleich. Also: ab ins Bad!
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