Emil und der Pelikanmann

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonSep 2013

Idee

Halb Vogel, halb Mensch: So geht es vielen, die von der Norm abweichen. Obwohl in den 70er Jahren geschrieben, aktueller denn je.

Bilder

Die Vignette am Anfang eines jeden Kapitels zeigt Hut und Schal des Pelikanmann, Symbol für die menschliche Verkleidung des Vogels.

Text

Eine Sprache, die von ausführlichen Beschreibungen lebt; gespickt mit einigen steiferen Begrifflichkeiten aus den 70er Jahren.

Dieses Kinderbuch stellen wir Ihnen auch im Rahmen unseres Special "Eine kleine Weltreise in der Kinderliteratur" vor.

Ein als Mensch verkleideter Pelikan - wo gibt's denn so was? Das denkt Emil, als er das Geheimnis entdeckt. Doch die Neugier vertreibt allen Argwohn und beide freunden sich an. Alles könnte so schön sein, doch da entdecken die Erwachsenen, dass hier etwas nicht stimmt...

Früher hat der Pelikanmann die Menschen immer beneidet: Sie gedeihen prächtig, breiten sich aus und je besser es ihnen geht, umso schlechter geht es anderen Lebewesen. Und deshalb will der Pelikan lieber Mensch sein. Er hat den Sandstrand gegen die Straßen eingetauscht und fragt sich bald, ob dieses Tauschgeschäft nicht unglaublich dumm gewesen sei, denn der Mensch ist kompliziert, braucht Hebammen und Beerdigungsinstitute. Letztendlich geht er wieder zurück zu seiner Familie ans Meer. Doch vorher lernt er noch Emil kennen, der ihm durch den Alltag in der Stadt hilft und das Lesen beibringt.

Leena Krohn, Grande Dame der finnischen Literatur, verfasste das in zahlreiche Sprachen übersetzte Buch 1976. Der Stoff wurde verfilmt und zu einem Klassiker finnischer Kinderbuchliteratur. Es sind die unbedarften Situationen, welche die Geschichte amüsant machen und enorme Sympathie für den Pelikan weckt. Wie bspw. als dieser ein Zeitungsabo abschließt und vor lauter Aufregung schon ab vier Uhr in der Früh am Briefkasten auf die erste Lieferung wartet. Für solche Situationskomik bedarf es keiner kindlichen Sprache, vielmehr brilliert Krohn mit leicht nachvollziehbaren Beschreibungen von Situationen und Figuren.

Die immer gleiche Vignette von Sabine Wilharm am Anfang eines jeden Kapitels zeigt Hut und Schal des Pelikanmanns, Symbol für die menschliche Verkleidung des Vogels. Die schlichte Zurückhaltung der Illustrationen, legt das Hauptaugenmerk auf den Beschreibungsreichtum des Textes und lässt damit der Phantasie der Kinder freien Lauf.

Fazit:

"Emil und der Pelikanmann" ist ein Buch über Neid und das Anderssein in einer Gesellschaft. Wie ist es, zwischen den Kulturen zu pendeln ohne auf einer der beiden Seiten richtig zu Hause zu sein, wie der Pelikanmann nicht Vogel und nicht Mensch ist. Darüber hinaus ist es ein Buch über Heimat und Familie, mit denen man ein Leben lang verbunden bleibt. Sehr ernste Themen also, verpackt in eine reizende Kindergeschichte.

Katrin Czerwinka

 

Emil und der Pelikanmann

Leena Krohn, Fischer Schatzinsel

Emil und der Pelikanmann

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