Mein großes Buch Heimische Tierwelt
- arsEdition
- Erschienen: Mai 2005
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Eine wahre Expedition ins Tierreich für die ganz jungen Forscher ist dieses beeindruckende und lebendig illustrierte Lexikon über unsere heimische Tierwelt. Wer die Geschöpfe in freier Natur um uns herum noch nicht genauer betrachtet hat, der wird spätestens nach der Lektüre dieses Buches damit beginnen. In vier verschiedenen Lebensräumen wie dem Garten, den Wäldern, den Flüssen und Seen sowie den Feldern und Wiesen werden jeweils zwölf Tierarten vorgestellt. Von den häufiger zu sehenden bis zu den eher im verborgenen lebenden Tieren wird das weithin unbekannte Leben in unserer unmittelbaren ";Wildnis"; enthüllt - und da dürfen alle gespannt sein.
Unser Ausflug beginnt im heimischen Garten und wir können erfahren, wer hier warum lebt und zu welcher Zeit er unterwegs ist. Da ist es schon überraschend, dass wir neben den bekannten kleineren Vögeln wie Singdrossel, Rotkehlchen, Amsel, Buchfink, Blaumeise, Rauchschwalbe und Türkentaube auch den Waldkauz in den Gartenlandschaften antreffen können. Und natürlich die kleinen Nager sind hier unterwegs: Die Waldmaus, das Eichhörnchen, die Waldspitzmaus - zu der man interessanter Weise erfahren kann, dass sie näher mit dem Igel verwand ist - und nicht zuletzt der Igel selbst gehen in unseren heimischen Gärten auf Nahrungssuche und ziehen ihre Jungen auf.
In den Wäldern muß der kleine Forscher etwas genauer hinschauen, wenn er seine Beobachtungen in der Natur vertiefen möchte. Denn hier gibt es viele sehr scheue, wenn auch übliche Waldbewohner, die es verstehen, sich zu verbergen. Da entdecken wir die ";Schönen und Wilden"; wie den Steinkauz, das Reh, die Nachtigall, aber auch die kleine Haselmaus sowie den (tatsächlich schlauen) Rotfuchs und die imposante Waldohreule. Aber auch die etwas ";alltäglicheren Gesichter"; von der Saatkrähe, dem niedlichen Wildkaninchen, dem Kleiber, dem Maulwurf (dessen Gegenwart wir ja hauptsächlich durch seine markanten Erdhügel erkennen können) und dem Kleinspecht, der sich im Gegensatz zum Maulwurf nicht durch seine optische Präsenz indirekt zeigt,sondern eher durch seinen ";Trommelwirbel";, der laut im Wald wiederhallt, sind in diesem Kapitel natürlich zu finden. Den Waldbaumläufer könnte man auch durchaus öfter sehen, wenn er es nicht so gut verstünde, mit dem Untergrund auf dem er sich befindet, nämlich dem Baumstann, regelrecht zu verschmelzen. Die kleinen Forscher können hier erfahren, wie er sich in der freien Natur verhält und so kann es vielleicht doch gelingen, ihn zu entdecken.
In dem Kapitel ";Flüsse und Seen"; finden wir zunächst eine gelungene Einleitung über das labile und stark gefährdete Ökosystem der Flüsse, Bachläufe, Teiche und Seen. Dabei wird sehr kindgerecht beschrieben, wie schwer das Leben ihrer Bewohner ohnehin schon ist und wie jedes auf seine Art mit den wechselnden Umständen von Hoch- und Niedrigwasser aber auch Frost zurechtkommt. In dem vorliegenden Buch aber, ist die Welt für die verschiedenen Bewohner noch in Ordnung; da finden wir den bekannten Graureiher, der glücklicherweise immer häufiger anzutreffen ist - ihre Jungen sehen übrigens wirklich ulkig aus mit ihren flauschigen Federkleid und ihrer wilden ";Mähne"; auf dem Kopf...
Und der sehr seltene Fischotter ist hier anzutreffen, ebenso wie der europäische Nerz, der zu den am stärksten bedrohten Raubtieren Europas gehört. Die uns allen bekannte Stockente wird ebenfalls beschrieben. Aber auch zu dieser, uns allzu bekannten watschelnden Bekannten gibt es viel Interessantes zu erfahren.Das Leben als prächtige Königslibelle ist nur kurz, wie wir über das majestätische Insekt erfahren können, was aber nicht bedeutet, dass die Libelle vorher nicht existiert hat...
Der Dreistachlige Stichling ist in diesem Kapitel der einzige ";Dauerbewohner"; des Elements Wasser, der vorgestellt wird. Seine Stacheln bewahren ihn nicht immer davor, gefressen zu werden aber dafür ist hier der Vater für die Aufzucht der Nachkommen zuständig. Die Wasseramsel ist in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderer Vogel - ebenso wie die kleine Wasserspitzmaus gehört die Welt unter Wasser zu ihren Jagdgründen. Wunderschön anzusehen und unverkennbar ist der Haubentaucher der, neben Fischen und Insekten, auch unserem,hier vorgestellten, Teichmolch gefährlich werden kann. Und nicht zuletzt werden manche auch eine ganz neue Bekanntschaft machen, nämlich mit dem Gelbrandkäfer.
In dem letzten Kapitel über die Tiere in ";Felder und Wiesen"; geht es aber auch sehr spannend zu. Dort finden wir viele sehr interessante Exemplare wie etwa den Dachs, das Hermelin, den Turmfalken und die Zwergfledermaus aber auch einige unserer mehr oder weniger selten gewordenen alltäglichen Begleiter durch Feld und Flur können wir hier entdecken, wie zu Beispiel den großen Feldhasen, den (meist gut hörbaren) Kuckuck, die Elster, die Feldlerche mit ihrem wunderschönen Gesang,den Star, die Erdmaus und die Dohle.
Die Tatsache übrigens, dass der Kuckuck vielen Vögeln bereits im Flug unsympathisch erscheint, dürfte vielen noch nicht bekannt sein. Unsympathisch ist vielen Vögeln auch die Elster, die sehr gerne die Nester anderer Vögel ausraubt. Aber es gibt auchinteressante Ungereimtheiten über diesen Vogel, die uns vermuten lassen, dass es sich um einen sehr intelligenten Vogel handelt.
Alles in allem ist dieses Tierlexikon, das sich bereits für Kinder ab vier Jahren eignet, ein wirklich gelungener Ausflug in unsere heimische Tierwelt. Im höchsten Maße tragen die lebendigen Illustrationen der Tiere dazu bei. Beim Betrachten der jeweils eine ganze Seite einnehmenden großen Darstellung der Tiere wird uns das Gefühl vermittelt, dem Tier ganz nahe zu sein. Die Hauptdarsteller dieses Buches strahlen eine solche Lebendigkeit und Vitalität aus, als hätte der Illustrator John Francis sie in ihrem schönsten Moment ";eingefroren";. Dabei begeisterte mich ganz besonders die detailgenauigkeit seiner Wiedergaben, die verblüffend gut getroffene Charakteristik, die ein jedes Tier so besonders macht sowie die gelungene Darstellung ihres jeweiligen Lebensraumes. Bei einigen Tieren, wie zum Beispiel bei der Elster und dem Star war es sicherlich nicht einfach, ihre in vielen Farben schimmernden Gefieder zeichnerisch wiederzugeben. Es ist ihm aber gelungen - noch dazu in dem Text ausdrücklich auf ihr so besonderes Federkleid hingewiesen wurde.
Der Text, aus dem Englischen übersetzt von Feryal Kanbay und Anne Emmert, und sein sich wiederholender, einprägsamer Aufbau leisten ebenfalls einen maßgeblichen Beitrag zu dem gelungenen Gesamtwerk. Nach einer kurzen Einleitung, in der kurz beschrieben wird, mit wem wir es zu tun haben und in welchen Lebensräumen das Tier anzutreffen ist, wie es sich bewegt oder welche Besonderheiten es auszeichenen, finden Kinder stets fünf kleine Einzeltexte, die sehr gut durch die entsprechenden kleinen Illustrationen unterstützt werden. Dort erfahren sie dann genauere Einzelheiten. Stets wird die ";Brutstätte";, ob vom Säuger oder Vogel, genau und gut dargestellt, ebenso wie die Zeit, wann die Tiere Nachwuchs bekommen und wie häufig im Jahr sie dazu in der Lage sein können (da werden nicht wenige überrascht sein). Darüberhinaus erfahren wir, was das Tier wann frisst, wie es durch den Winter kommt, wer seine Feinde sind und wie es sich verteidigen bzw. schützen kann. Über die Mühsahl ihres Lebens erzählt der Autor Bernard Stonehouse ebenso - und dies lässt Kinder verstehen, dass es auch dieTiere in unserer unmittelbaren Umgebung nicht leicht haben, dem Winter zu trotzen.
Auch die spezifischen Begriffe, die in diesem Zusammenhang vermittelt werden, werden sehr gut erklärt - wie z.B. dass das Fuchsweibchen ";Fähe"; heißt. Das Kind wird direkt mit ";Du"; angesprochen und dies ist eine sehr sympathische und persönliche Einladung, die Tiere besser kennenzulernen. Es lässt den ansonsten eher sachlichen Text zudem etwas lockerer werden. Dass die Texte eher sachlich verfasst sind, ist mehr dem gut strukturierten Inhalten und den vielen Informationen zuzuschreiben, als einer zu vermutenden Distanz des Verfassers. Im Gegenteil: Bernard Stonehouse lässt in seinen Texten sehr viel von seiner offenkundigen Liebe zur Natur einfliessen und es gelingt ihm, diese Begeisterung auch überspringen zu lassen.
Dieses Buch eignet sich auch hervorragend als Nachschlagewerk. In dem nach den einzelnen Lebensräumen gegliederten Inhaltsverzeichnis finden wir im vorderen Teil des Buches alle Tierarten mit der dazugehörigen Seitenzahl auf einen Blick.
Im hinteren Teil des Buches finden wir in alphabetischer Reihenfolge eine Aufstellung aller Namen und Merkmale der vorgestellten Tiere. In der Tabelle lässt sich ablesen, wie das Tier mit lateinischem Namen heisst, wie groß es wird, wo es in Europa vorkommt und auf welcher Seite des Buches wir es finden.
Dort lässt sich also schnell nachschlagen, ob der Vogel auf der heimischen Terrasse ein Buchfink oder ein Rotkehlchen ist und was diesen kleinen frechen Kerl so besonders macht...
Fazit:
In diesem Tierlexikon für die jungen Forscher ab vier Jahren ist es meiner Meinung nach außergewöhnlich gut gelungen, den Kindern die heimische Tierwelt näher zu bringen; ja, sie sogar auf die Tiere ";direkt vor ihrer Haustür"; neugierig zu machen. Dieses Buch zeigt (sogar uns Erwachsenen), dass es in unserer unmittelbaren Umgebung eine sehr spannende, wilde Tierwelt gibt, die es ganz ohne Umzäunungen und Gitter zu entdecken gilt. Es wird sicherlich bei einigen das Erstaunen darüber wecken, wie schön und spannend ";unsere"; Tiere sind. Dieses Buch vermag es, mit seinen beeindruckenden Illustrationen und seinen informativen aber dennoch einfühlsamen Texten,die Kosbarkeit und zugleich die Zerbrechlichkeit unserer Natur aus unmittelbarer Nähe zu vermitteln.
Bernard Stonehouse, arsEdition
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