Cowboy Billy hält nichts auf
- Gerstenberg
- Erschienen: Juli 2013
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[ab 5 Jahren]
Auch im wilden Westen dreht sich nicht immer alles im Schurken und Schießereien, vor allem, wenn Billy the Kid mit einem bestimmten Ziel durch die Landschaft heizt...
Billy the Kid lebt im wilden Westen, ist ein kleiner Junge und hat es heute besonders eilig. Er spornt sein Pferd zu Höchstleistungen an und prescht mit ihm im gestreckten Galopp schnell wie ein Blitz durch die wilde Prärielandschaft. Nichts kann ihn aufhalten auf seinem Weg zu einem noch unbekannten Ziel: weder die kriegerischen Indianer, die ihm auflauern, noch die Viehzüchter, die mitten auf seiner Rennstrecke ihre Tiere zusammentreiben, weder der Stierreitwettbewerb, noch die Cassidy-Brüder, die in den Straßen der Stadt mal wieder ihr Unwesen treiben und vor denen sich selbst der Sheriff versteckt. Auch die Pokerrunde im Saloon oder die wunderschöne Miss Carter haben keine Chance - Billy prescht an allem vorbei. Sein Ziel? Das Haus seiner Mama, die heute einen riesigen Berg Pfannkuchen für ihn gebacken hat.
Klar, so ein Cowboy hat ganz schön zu tun. Schließlich ist er häufig genug der inoffizielle Ordnungshüter und sorgt dafür, dass alle nachts in Frieden schlafen können. Außerdem hält er die Indianer auf Kriegspfad in Schach, ist Weltbester im Bullenreiten (und sei er noch so wild), ist der Schwarm aller Damen, pokert im dunklen Saloon mit und hält, ganz nebenbei, eine Viehherde im Zaum. Doch manchmal macht auch so ein Cowboy eine Pause, tut sich selbst etwas Gutes und vergisst alles andere um sich herum.
Es ist eine unterhaltsame Geschichte, die Françoise de Guibert uns da erzählt. Vor allem lebt sie von den Anspielungen auf die rauen Western-Helden der legendären Filme, in denen knallharte Männer knallharte Kämpfe austragen und "Billy the Kid" seinen 81 Meilen-Ritt hinlegt. Doch de Guibert hat diese klassischen Western-Klischees in ein Kinderbuch übertragen und lässt seinen kleinen Helden ganz neue Prioritäten setzen, die bei den großen Helden undenkbar wären. Daher empfiehlt es sich, die Altersangabe des Verlages (ab 3 Jahren) etwas nach oben zu korrigieren, denn erst
ältere Kinder können die Anspielungen auf das Leben im wilden Westen ansatzweise verstehen und die einzelnen Stationen (Büffelreiten, Schießerei,...) auf Billys eiligen Ritt nach Hause entsprechend einordnen. Und das Verstehen dieser Analogie macht einen großen Teil des Witzes der Erzählung aus. Daher wird das Buch erst mit einigem Vorwissen zu dem, was es sein soll.
Was Kindern mühelos gelingt, ist, das Buch als schnelle Jagd zu verstehen, auf der Billy über die Seiten hetzt und seine Protagonisten es gerade noch rechtzeitig schaffen, sich in Sicherheit zu bringen. Dieses Tempo hält die kleinen Leser und Atem und lässt sie die Handlung mit Spannung verfolgen bis sie sich final in einem großen Grinsen auflöst.
Passend zur monochromen Prärie sind die Zeichnungen in Grau-, Weiß- und Rottönen gehalten, die dem hektischen Ritt eine wohltuende Ruhe entgegensetzen und die Szenerie wunderbar darstellen. Fast scheint es, als könne man die warme Luft auf der Haut spüren, die angespannte Stimmung in der Stadt greifen, den Staub schmecken, und schließlich, den Duft der Pfannkuchen riechen.
Fazit:
Cowboy-Billy setzt Prioritäten und lässt für Pfannkuchen schon mal alles andere links liegen. Unterhaltsame Geschichte, die allerdings eher western-affinen Vorlesern und Zuhörern Spaß bereiten wird.
Francoise de Guibert, Gerstenberg
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