Das Haus in den Bäumen

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonMai 2013

Idee

Dass die Natur über ungeheure Kraft verfügt, wird an einem überraschenden Beispiel, aber dadurch um so eindrucksvoller, gezeigt: schöne und außergewöhnliche Geschichte.

Bilder

Sanfte Bilder in zarten Farben unterstreichen behutsam die Thematik des Buches und verleihen eine ganz besondere Wertigkeit.

Text

Sanft und unaufdringlich erzählte Geschichte in altersgerechter Sprache.

Ob es tatsächlich möglich ist, dass Bäume und Sträucher ein ganzes Haus in die Luft heben? "Das Haus in den Bäumen" zeigt, dass es nur eine Frage der Zeit zu sein scheint...

Ein Mann lebt mit seinen zwei Kindern in einem Haus mitten auf einem großen Grundstück. Während um das Grundstück herum die Wildnis wuchert und verheißungsvoll zu den Kindern herüber duftet und raschelt, steht auf dem Grundstück kein Strauch oder Baum. Nur Rasen gibt es dort und der wird penibel gepflegt und gehegt und jeder Wildwuchs frühzeitig vernichtet. Und davon säht die Wildnis großzügig aus. Im Kindesalter ziehen sich die zwei Kinder gern in den Schatten der Wildnis zurück, lauschen ihr und tauchen in sie ein. Doch als sie größer sind, können auch sie diese nicht mehr durchdringen. Je älter die Kinder werden, desto sorgfältiger und verbissener pflegt ihr Vater den Rasen. Eines Tages ziehen die Kinder weg und kurz darauf beschließt auch ihr Vater, das Haus aufzugeben und in die Stadt zu ziehen. Nun steht es einsam und allein zum Verkauf und niemand scheint sich dafür zu interessieren. Bis auf die Natur, die sich das gerodete Stück Land nach und nach wieder zurück holt.

Die Jahre gehen ins Land, das Haus zerfällt mehr und mehr und die Bäume und Sträucher werden größer und kräftiger. Schließlich beginnen sie, das Haus empor zu heben. Zunächst nur ganz sachte und kaum sichtbar, nach einiger Zeit jedoch sehr deutlich. Höher und immer höher heben die starken Arme und Äste der Bäume und Sträucher das längst verfallene Haus, halten es mit ihren Zweigen zusammen und integrieren es komplett in ihre Wildnis.

Dass die Natur mächtig ist, mögen Städter zwar theoretisch wissen, praktische Erfahrung damit machen sie jedoch nur, wenn sie z.B. bei einem überraschenden Regenguss ohne Schirm oder Kapuze dastehen. Doch damit ist es längst nicht genug. Wie häufig erobern sich Pflanzen scheinbar nutzbar gemachte Gebiete wieder zurück, wachsen auf verlassenen Gebäuden Gräser und erste kleine Baumtriebe. Doch soweit, wie in "Das Haus in den Bäumen" kommt es dabei selten. Meist erbarmt sich jemand des Gebäudes oder zumindest der Fläche. Doch Ted Kooser hat das Experiment weiter getrieben und schildert plastisch und eindrücklich, was geschehen könnte, wenn niemand eingreift und der Natur ihren Lauf lässt.

Die Thematik ist sicherlich überraschend und ungewöhnlich, nichtsdestotrotz aber sehr ansprechend und fesselnd erzählt. Und natürlich kann man weit mehr als die beschriebene Geschichte darin lesen: beispielsweise den ewigen Kreislauf der Dinge, das Kommen und Gehen, die Veränderung. Fest steht: nichts bleibt, wie es war und auch, dass es kein Besser oder Schlechter gibt. Außerdem kommen unweigerlich Gedanken an die Sage von Sisyphos auf, der Kampf gegen Dinge, die trotz größtmöglicher Anstrengungen auf verlorenem Terrain stattfinden. Und halten uns damit auch einen Spiegel vors Gesicht: wäre es vielleicht besser investierte Zeit, mit den Kindern zu spielen als immer und immer wieder aufzuräumen? Das soll keine Aufforderung zum Messitum sein, nur ein kleiner Denkanstoß... Denn am Ende ist der Vater der Kinder sehr einsam und muss seinen verzweifelten Kampf letzten Endes doch aufgeben. Wozu also die Verbissenheit all die Jahre lang?

Passend zu der poetischen und ganz und gar stillen Thematik illustrierte Jon Klassen die Geschichte dezent und trotzdem sehr stimmungsvoll. Mit traumartigen Bildern und hellen, nahezu durchscheinenden, zarten Farbtönen erweckt er die sprachlichen Bilder zu Leben. Über allem liegt eine ruhige Stille, in der man fast die Geräusche des Waldes und das Wiegen der Zweige im Wind zu hören meint. Ebenso sanft können die großen und kleinen Leser die ersten Sprösslinge entdecken und nachverfolgen, wie sie immer größer und größer werden und schließlich das Haus in ihrer Mitte tragen.

Fazit:

Auch, wenn es manchen Kindern zu still sein mag, ist "Das Haus in den Bäumen" ein beeindruckendes und besonderes Buch, das leise aber nachdrücklich die Kraft der Natur zeigt und uns die Vergänglichkeit allen Seins vor Augen führt.

Claudia Goldammer

 

Das Haus in den Bäumen

Ted Kooser, NordSüd

Das Haus in den Bäumen

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