[ab 5 Jahren]
Man kann es fühlen und sehen: "Gefahr im Elfenland", der neue Band der erfolgreichen Kinderbuchreihe des Spielwarenherstellers Schleich zur Figurenwelt Bayala, ist ein ganz besonderes Buch. Seine hochwertige und geschmackvolle Gestaltung mit Leinenrücken und Lesebändchen wecken das Gefühl, dieses Buch nie mehr aus den Händen legen zu wollen...
Mit dieser sehr hochwertigen und geschmackvollen Verpackung liegt die Messlatte auch für den Inhalt des Buches sehr hoch. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen, klar bei "Bayala", zwei Elfen. Marween, die selbstbewusstere und experimentierfreudigere von beiden erinnert an Pippi Langstrumpf. Anstatt eines Affens hat Marween einen kleinen Waschbär und Naturgesetze werden auch von ihr mit sprühendem Elan missachtet. Waghalsig fliegt sie durch den nächtlichen Himmel, obwohl Elfen doch bei Nacht gar nicht fliegen können. Marweens elfische Begleiterin Feya dagegen ist viel zurückhaltender: Wenn Marween also Pippi ist, so ist Feya am ehesten Annika.
So stellen wir uns das Reich der Elfen vor: Festlich sind Bäume und Häuser der Elfenstadt Soleyas geschmückt und überall duftet es nach feinsten Köstlichkeiten. Schlemmend und tanzend geht der Tag dahin. Elfen und Drachen feiern gemeinsam das Drachenfest, ein rauschendes Fest als Zeichen ihrer ewigen Freundschaft. In jedem Jahr ist die Übergabe der Zauberkugel Elanthya ein Höhepunkt. Doch plötzlich zeichnet sich am Himmel die weiß-goldene Gestalt der Drachendame Faraun ab. Sie bringt schlechte Nachrichten: Der mächtige Drache Antylar, der jeden Morgen mit einem kräftigen Feuerstoß begrüßt, ist gefangen. Doch es soll noch schlimmer kommen: Die Zauberkugel Elanthya ist verschwunden und irgendwo im Elfenwald ist ein Dieb auf der Flucht. Dann ist da auch noch die böse Hexe Uhara, die nur darauf wartet, mit Hilfe der Zauberkugel ihre alten Kräfte endlich wieder zu erlangen.
Damit die Bayala-Welt nicht aus den Fugen gerät, müssen viele Abenteuer bestanden werden, die in wundersame Landschaften und u. a. zum Volk der Purazzi, das unter einer Glaskugel lebt, führen. Doch nach 38, in sich abgeschlossenen, Kapiteln ist es dann soweit und in die Elfenstadt Soleyas zieht wieder Ordnung und Ruhe ein.
"Gefahr im Elfenland" ist der zweite Roman der Bayala-Reihe aus der Feder von Georg Kreß, der übrigens schon an einem dritten Band arbeitet. Er erzählt die Geschichte der mutigen Elfen und ihrer Freunde weiter. Beide Bände gehören zwar zusammen, sind aber durchaus auch einzeln lesbar.
Dem zweiten Teil liegt abermals der Kampf des Guten gegen das Böse zu Grunde, wobei beide Seiten strikt getrennt sind. Diese Schwarz-Weiß-Malerei macht es zwar den jüngeren Zuhörern leicht, der Handlung zu folgen, doch alles in allem ist die Entwicklung der Geschichte damit auch sehr leicht voraussehbar. Es fehlen die Graubereiche, in denen der Spürsinn durcheinander gebracht wird und einem der Instinkt nicht gleich sagt, wo es hingeht. Die Momente, in denen die Phantasie richtig angekurbelt wird und die Spannung in die Geschichte bringen, bleiben dabei auf der Strecke.
Trotzdem schafft es Georg Kreß mit einer phantastischen Sprache, eine abenteuerliche Welt zu schaffen, in der es vor Feen, Drachen, Zauberern, exotischen Völkern und sprechenden Felsbrocken wimmelt. Dass sich die Leser/innen schnell in Raum und Zeit versetzt fühlen, ist letztendlich auch den Illustrationen von Constanze Guhr zu verdanken. Sie schafft eine Bilderwelt mit eigener Charakteristik und sehr starker Bildsprache, die Begeisterung schürt und regelrecht einladend wirkt. Durch die Intensität ihrer Illustrationen gelingt es, alles um sich herum zu vergessen und Teil dieser bezaubernden Welt zu werden.
Doch was ist das besondere an Ihren Zeichnungen? Den oft doppelseitigen Illustrationen sind kleine verspielte Darstellungen an den Seitenrändern gegenüber gestellt. Eine anmutige Wald- und Wiesenwelt, in der sich phantasievoll gestaltete Wesen bewegen, erstreckt sich voller Leben auf den Seiten. Immer wieder neue Ornamente verzieren die Kleidung der Elfen, Hintergründe oder die Naturdarstellungen und schaffen damit eine Welt, die poetischer und verspielter kaum sein kann - ohne dabei überladen zu wirken. Bedrohliche Szenen sind von Constanze Guhr in düsteren Farben gehalten, das bunte Treiben in den Blumenhäusern und Baumpalästen dagegen in freundlicher Farbigkeit. Selbst bedrückende Szenen spielen mit dunklen Tönen und Schatten und erschaffen eine mystische Welt.
Von den Illustrationen absehend, ist auch die Aufmachung des Buches etwas Besonderes: Smaragdgrün, Koboldblau und Rubinrot - so leuchten die drei Lesebändchen zwischen den Buchseiten. Schon die Buchdeckel verzückt mit lieblich-grünen Leinenrücken.
Ein Glossar am Ende des Buches ist sehr hilfreich, die verschiedenen phantastischen Wesen und deren Namen auseinanderzuhalten, was oft gar nicht so leicht ist. Eine zusätzliche Landkarte steckt die Schauplätze des Geschehens ab und macht Bayala visuell fassbar.
Fazit:
Obwohl der Verlag betont, "Gefahr im Elfenland" sei ein Buch für Jungen und Mädchen, wird dieses wohl eher dem weiblichen Geschmack entsprechen. Eine hinreißende Bebilderung und traumhafte Kolorierung machen die Reise ins Feenreich zu einer leichten Sache. Die überdurchschnittlich schönen Illustrationen und die geschmackvolle Gestaltung des Buches machen "Gefahr im Elfenland" zu einem absoluten Hingucker und damit zu einem perfekten Geschenkbuch.
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