Elio ist ein kleiner Elefant, der einzige Nachwuchs in seiner Herde. Darum fühlt er sich auch ziemlich klein, obwohl er eigentlich doch schon groß ist. Oder?
Doch bis er so groß ist wie seine Eltern, seine Tanten und Onkels muss Elio noch ein bisschen warten und sich als Kleiner unter den Großen behaupten. Manchmal übersehen die Großen ihn und treten ihm dann ausversehen auf die Füße. Oder er muss immer still sein, wenn sich die Großen unterhalten. Also beschließt Elio, sich eine neue Familie zu suchen, eine lustige Familie, die den ganzen Tag mit ihm spielt. Er zieht los und versucht es als erstes bei den Löwen. Zusammen jagen sie den ganzen Tag und liegen im Savannengras auf der Lauer - aber dem friedlichen Elio ist schnell klar, dass das nichts für ihn ist. Also zieht er weiter zu den Fledermäusen, die den ganzen Tag schlafen und kopfüber in den Bäumen hängen. Auch wieder nichts für Elio. Er probiert es weiter bei den Fischen, den Schmetterlingen, den Krokodilen und den Mäusen. Eine Woche lang hat Elio es bei verschiedenen Tieren versucht und erkennt am Sonntag tieftraurig, dass er keine neue Familie gefunden hat. Doch da stößt er wieder auf seine eigentliche Herde, die ein schönes Wasserloch entdeckt hat und vergnügt darin herum plantscht. Und das macht Elio so großen Spaß, dass er für sich erkennt, dass der Kleinste zu sein manchmal das Größte ist.
Woher kommt bloß dieser Drang von Kindern, immer groß sein zu wollen? Ist erst einmal das "große Alter" erreicht, sehnt man sich nach unbeschwerter Kindheit und einer gewissen Narrenfreiheit zurück, doch dann ist es natürlich zu spät. Daher ist es schön, dass der kleine Elefant Elio seinen kleinen Lesern zeigt, dass Klein-Sein etwas Feines ist und diese Zeit unbedingt genossen werden sollte.
Doch der Weg zu dieser Erkenntnis ist ziemlich hart und ein schwerer Schlag für den kleinen Dickhäuter. Die Suche nach einer neuen Familie hatte er sich wahrhaftig einfacher und amüsanter vorgestellt. Umso größer ist jedoch die Freude, als er seine richtige Familie wieder trifft und erkennt, dass er dort zu Hause ist und sein Leben dort genießen kann.
Andrea Reitmeyer nimmt ihre Leser mit auf eine liebevoll erzählte und abenteuerliche Reise, bei denen die kleinen Leser gleich etwas über typische Verhaltensweisen der ausgewählten Tiere, auch im Vergleich zur Lebensweise der Elefanten, erfahren. Sie beschreibt anschaulich Elios Motivation und seine Suche, etwas gewollt wirkt allerdings die Wiederholung des Satzes "Elio macht das nicht froh.", der Elios Empfinden nach jedem Tag beschreibt. Zunächst wechselt mit diesem Satz plötzlich die Ich-Perspektive hin zu einer außenstehenden Perspektive, und verwirrt damit jedes Mal. Des Weiteren reiht sich dieser Satz in seiner infantilen Art nicht in die sonst recht differenzierten Betrachtungen und Beschreibungen der Erlebnisse des Tages ein und wirkt daher störend und fremd. Auch die Auflösung im finalen "Elio macht das ganz froh." erzielt nicht den gewünschten Effekt und wirkt bemüht.
Die Illustrationen sind in gedeckten Farben und einem angenehmen aquarellartigen Stil gehalten, in deren Mittelpunkt immer Elio in verschiedenen Umgebungen zu sehen ist. Gestik und Mimik sind überzeugend und stimmig mit der erzählten Geschichte dargestellt, so dass Elio zu einem Charakter des Buches wird und es Freude bereitet, ihn auf jedem Bild neu zu entdecken.
Auf dem Vor- und Nachsatz gibt Andrea Reitmeyer noch zusätzliche informative Fakten zu Elefanten, ihrem Leben, Ernährungsgewohnheiten, Körperbau und Gewicht und ihren Sinnen, so dass die kleinen Leser nach der Lektüre kleine Elefanten-Experten sind.
Fazit:
Eine liebevoll erzählte Gesichte über die Suche nach dem eigenen Platz, dem Kleinsein und dem Großwerden und darüber, wie wunderbar es ist, eine Familie zu haben, die Heimat und Geborgenheit bietet.
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