Kiki

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Kinderbuch Couch
89%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2013

Idee

Ein einfühlsames und herzliches Buch über die innige Freundschaft zweier Mädchen, die über den Tod hinaus andauert.

Bilder

Nicht viele, aber einige seitenfüllende poetische Bilder dienen als Kapiteltrenner und stellen den kommenden Inhalt dar.

Text

Sehr altersgerecht, einfühlsam und lebendig erzählte Geschichte, die zu Herze geht.

Kiki und Antje sind die besten Freundinnen und unzertrennlich. Doch dann reißt ein schwerer Unfall Kiki aus dem Leben

Die neunjährige Antje ist mit ihrer Familie aufs Land in ein kleines Dorf gezogen. Die Umstellung fällt ihr schwer, denn sie vermisst die Stadt, in der sie früher gewohnt hat, und ihre alten Freunde. Doch nach und nach gewöhnt sie sich ein und findet erste Freundinnen. Doch bald lernt sie Kiki kennen und von dann an verändert sich ihr Leben komplett: die beiden werden unzertrennlich, brauen Zaubertränke, werden Schatzsucherinnen mit eigenen Ausstellungen, schicken sich gegenseitig Gesund-werde-Pakete und boykottieren den Milchbauern, weil er die Katzenbabies "wegmacht". Doch eines Tages wird Kiki von einem Motorrad angefahren und stirbt. Was Antje bleibt, ist eine große Leere und ein kleines, noch ungeöffnetes Geschenk, eine kleine Graskugel, von Kiki, das auch jetzt noch darauf wartet, geöffnet zu werden.

Bei Kiki zu Hause gibt es Wechselbilderwände, an denen die ständig neu entstehenden Kunstwerke ausgestellt werden. Sie hat in ihrem Kinderzimmer eine Art Werkstatt, in der sie experimentiert, bastelt und klebt. Puppen gibt es bei ihr zu Hause nur in Form von Porzellanpuppen, die in Vitrinen sitzen und die nur vorsichtig geküsst werden dürfen. Kiki ist ein kreatives, aufgewecktes, lebenslustiges Mädchen und wächst dem Leser schnell ans Herz. Gemeinsam mit Antje erlebt sie eine scheinbar sorgenfreie und unbekümmerte Kindheit, in der sie ihre Fantasie entwickeln und ausleben kann und sich abseits von materiellen Zwängen entfaltet. Und dann plötzlich wird dieses Kinderidyll durch Kikis Unfall zerstört.
Auch erwachsene Leser trifft diese Wendung völlig unvorbereitet und wie ein Schlag, fast so, als würde man die Situation tatsächlich durchleben. So stehen die Leser der neuen Situation genauso fassungslos gegenüber wie Antje, die als Kikis beste Freundin mit dieser Situation heillos überfordert ist. Man möchte Antje in den Arm nehmen und ihr tröstende Worte zusprechen. Dennoch lässt Antje Damm das Buch nicht tränenüberströmt enden, denn auch, wenn die letzte Szene Kikis Beerdigung beschreibt, zeigt sie doch auch, dass Kinder Trauer anders verarbeiten, denn Antje bedauert schon ein bisschen, Kiki ihre Porzellanpuppe mit ins Grab zu legen und freut sich auf den anschließenden Kuchen.

In einem Vor- und einem Nachwort, die die Geschichte wie ein Rahmen umgibt, leitet die heute erwachsene Antje ihre Geschichte ein und blickt auf ihre Zeit mit Kiki zurück. Es wird deutlich, dass sie ihre Freundin noch immer in ihrem Herzen trägt, denn ihr am besten gehüteter Schatz, ganz oben auf einem Schrank, ist eine kleine Graskugel mit einem Geschenk von Kiki darin, die sie nach all den Jahren noch nicht ausgepackt hat und nie auspacken wird, um die Vorfreude darauf nicht zu zerstören. Daher steht auch nicht der Unfall und der Tod im Vordergrund der Geschichte, sondern die schöne und unbeschwerte Zeit, die sie beide miteinander verbringen durften.

Sehr einfühlsam, glaubwürdig, behutsam und ohne Rührseligkeit beschreibt Antje Damm die Freundschaft der beiden Mädchen, die vielen Abenteuer, die beide miteinander erleben und schließlich auch den Schicksalsschlag, den Antje bewältigen muss. Sprachlich bleibt sie altersgerecht und ohne große Spielereien, dabei unglaublich fesselnd, sehr lebendig, liebevoll und leicht. Sie schildert die Erlebnisse rein aus der Sicht von Antje und lässt sie das Geschehen Revue passieren.

Passend zu den treffenden Beschreibungen der Erlebnisse der beiden Mädchen leitet Antje Damm jedes Kapitel mit einer ganzseitigen Zeichnung ein, die den Inhalt des Kapitels knapp darstellt. Auffallend ist, dass Kikis Gesicht darin nie auftaucht, maximal eine Hand von ihr. Vermutlich soll sich jeder Leser seine eigene Kiki vor dem inneren Auge erschaffen.

Fazit:

Antje Damm ist mit "Kiki" ein wunderbares Buch über den Verlust einer geliebten Freundin gelungen, das zu Herzen geht und trotzdem Hoffnung und Mut ausstrahlt, weil Kiki in den Herzen vieler Leser weiterleben wird.

Claudia Goldammer

 

Kiki

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