Jakob fliegt nach Süden

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonDez 2012

Idee

Groß werden braucht Zeit, Liebe, Geborgenheit und Vertrauen – und damit kann auch Jakob sich in einer brenzligen Situation gegen die Welt behaupten.

Bilder

Abwechslungsreich und farbig dezent illustriert, setzen die Bilder einen ruhigen Gegenpol zur aufregenden Geschichte.

Text

Lebendig und abwechslungsreich erzählt, viel wörtliche Rede und kurze Textpassagen. Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn.

Es ist längst Herbst. Die Tage werden kürzer und ungemütlicher. Die Blätter fallen von den Bäumen und die Vögel treten ihre Reise in den Süden an. Nur Jakob nicht.

Er sitzt in seinem gemütlichen Nest und ist noch nicht bereit, fliegen zu lernen. Zu groß ist die Angst davor, herunter zu fallen, zu groß ist die Fürsorge seiner Mama. Und auch dieses Mal schickt er sie los, um ihm ein paar leckere Würmer zu holen, anstatt selbst zu fliegen. Doch während er so sitzt und wartet, fegt ihn zusammen mit dem Nest ein heftiger Windstoß vom Baum. Im Nest segelt er durch die Luft und landet schließlich auf einem Autodach. Mittlerweile ist Jakobs Mama zurückgekommen und sucht voller Panik ihren Sohn. Und als sie ihn endlich auf dem Dach entdeckt, fährt auch schon das Auto los. Es nimmt immer mehr Fahrt auf und schließlich werden Jakob und sein Nest vom Autodach geweht, segeln von einer Brücke und landen auf einem mit Hölzern beladenen Kahn. Jakobs Mama ermahnt ihn, schnellstmöglich das Nest zu verlassen und nur immer kräftig mit den Flügeln zu schlagen, doch Jakobs zaghafte Versuche sind noch zu schwach. Als das Schiff anhält, werden die Holzbalken entladen und mit ihnen Jakob und das Nest. Hoch oben auf dem Gerüst einer Hochhausbaustelle werden sie abgelegt und dort verbringen Mutter und Sohn die Nacht.

Das Aufwachen am nächsten Morgen ist eher unsanft, denn eine Katze hat sie erspäht und springt mit behändem Satz auf das Nest zu. Da bricht der Balken und das Nest fällt und fällt und fällt und zerfällt dabei, bis es ganz aufgelöst ist. Panisch versucht Jakob, die Gefahr abzuwenden und kräftig mit den Flügeln zu schlagen. Er versucht es und versucht es und schließlich, kurz vor dem Aufprall, hat er den Dreh raus und hebt ab in die Lüfte.

Als Eltern begleitet es einen ein Leben lang: das eine Kind krabbelt früher, das andere später, ein anderes läuft schon seit drei Wochen während sich das eigene Kind noch drei Monate damit Zeit lässt. So geht es das ganze Kinder- und Elternleben hindurch. Wichtig ist, sich dabei nicht unter Druck setzen zu lassen, den Kindern und deren eigener innerer Uhr zu vertrauen und Ruhe zu bewahren. Früher oder später hat noch jeder sitzen, krabbeln oder laufen gelernt.

Auch Jakobs Mutter lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und wartet geduldig und ihren Sohn liebevoll umsorgend darauf, dass er endlich kräftig genug ist, um fliegen zu können. Auch wenn die anderen Vögel die Reise in den Süden längst angetreten haben, bleibt sie stets an seiner Seite, opfert sich bei der Futtersuche auf und verliert den Glauben an ihren Sohn nie. Stetig ermutigt sie ihn, ermuntert ihn, immer und immer wieder das Fliegen zu versuchen, aber ohne ihn unter Druck zu setzen. Und als dieser in großer Not beweist, was in ihm steckt, behält der mütterliche Instinkt wieder einmal Recht.

Doch vielleicht geht es Jakob auch einfach nur viel zu gut? Denn es bedarf schon zwei oder drei Anstupser, um ihm den Ernst der Lage klar zu machen und die Vorteile des Fliegens erkennen zu lassen. Davor ist es für Jakob, nachdem der erste Schreck gewichen ist, nicht viel mehr als ein großes Abenteuer. Denn wie häufig segeln Vögel schon in ihren Nestern durch die Luft? Diese Unbeschwertheit, dieses Gottvertrauen und diese Zuversicht machen die verschiedenen Stationen seiner Reise zu einem großen Abenteuer, das auch den kleinen Lesern, die ebenso mit diesen Gaben ausgestattet sind, große Freude bereitet.

Die turbulente Geschichte lebt nicht zuletzt von den abwechslungsreichen Bildern von Simon James: mal ganz- oder doppelseitig, mal als Bildsequenz von mehreren kleinen Bildern stellen sie die turbulente Geschichte dar. Die Grundtöne sind sehr pastellig: hellgrün, -blau und -braun dominieren und verbreiten eine ruhige Stimmung. Die hellen Farben werden von schwarzen Konturenlinien eingefasst und zusätzliche dezente Schraffuren verleihen Akzente.

Fazit:

Der kleine Jakob wird langsam flügge und trägt dabei, im wahrsten Sinne des Wortes, zunächst eine Zeitlang das schützende Nest noch mit sich, bevor er es gezwungenermaßen verlässt und sich gestärkt der Welt stellt. Eine liebevoll und kindgerecht erzählte Geschichte über das Groß- und Größer-Werden.

Claudia Goldammer

 

Jakob fliegt nach Süden

Simon James, Gerstenberg

Jakob fliegt nach Süden

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