Guter Drache und böser Drache
- Residenz-Verlag
- Erschienen: November 2012
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[ab 5 Jahren]
Florian hat zwei ganz besondere Freunde. Sie heißen Guter Drache und Böse Drache und leben in einem Gebüsch im Park.
Nur Florian kann die Drachen sehen, für alle anderen sind sie unsichtbar. Guter Drache produziert Seifenblasen und Böser Drache speit gefährlich Feuer. Wenn sie Florian zu Hause besuchen wollen, müssen sie sich vorher schrumpfen, was nicht angenehm ist. Aber Florian zuliebe nehmen sie das ab und zu in Kauf. Böser Drache beschützt Florian, z.B. vor Lea auf dem Spielplatz, die früher immer gemein zu Florian war. Und Guter Drache hilft Florian mit vielen bunten Seifenblasen, damit Max sein Freund wird. Doch manchmal sind die Drachen krank und Florian muss sich um sie kümmern, anstatt zum Impfen oder zum Friseur zu gehen.
Als Florian beiden Drachen erzählt, dass sie alle morgen ans Meer fahren, sind sie gar nicht begeistert. So groß ist ihre Angst davor, im Meer zu ertrinken, dass sie ganz krank werden. Schnell läuft Florian heim und berichtet seiner Mama, dass er nicht mit ans Meer fahren kann, weil er die kranken Drachen hüten muss. Aber seine Mama ist mit Sachen packen viel zu beschäftigt und hört gar nicht zu. Deshalb klettert Florian nachts aus dem Fenster und läuft zu den beiden kranken Drachen in den Park und kuschelt sich dort zwischen sie. So findet ihn am Morgen ein alter Mann, der Florian schnell wieder nach Hause zu seiner Mama bringt. Die ist natürlich ganz erstaunt und hört Florian zum ersten Mal richtig zu. Alles erzählt er ihr: dass die Drachen nicht in den Koffer gestopft werden wollen und Angst davor haben, im Meer zu ertrinken. Und siehe da: nichts ist unlösbar. Schnell bestellt seine Mama unsichtbare Drachenschwimmflügel und als die dann endlich eingetroffen sind, schnallen sie die Drachen aufs Autodach und brausen zum Meer. Und dort haben sie eine Menge Spaß und wieder einmal erkannt, dass sie zu dritt alles schaffen.
So manches Kind hat einen guten Freund, der mit ihm durchs Leben geht, alle Geheimnisse teilt, Mut, Kraft und Vertrauen gibt und doch nur für dieses Kind existiert und gänzlich aus seiner Phantasie heraus entspringt. Das mag für manche Eltern etwas befremdlich sein, ist für die Kinder jedoch ein wichtiges Element, um zu sich selbst zu finden. So überwindet auch Florian im Buch "Guter Drache und böser Drache" dank seiner beiden Phantasiefreund manche unerfreuliche Situation. Doch Florian gibt den Mut und das Vertrauen, dass sie ihm schenken, auch zurück und so nehmen so gemeinsam als Team scheinbar unüberwindbare Hürden in Angriff, meistern sie spielend und mit viel Spaß. Man muss sich nur trauen.
Christine Nöstlinger zeigt in dieser unterhaltsamen und erfrischenden Geschichte sehr schön, wie Mut und Vertrauen sich entwickeln können und das auch scheinbar grenzenlos mutige Wesen, wie Drachen sie doch meistens sind, manchmal über nur wenig Mut verfügen. Außerdem zeigt sie, dass jeder anders ist und seine eigenen Qualitäten hat. Denn es sind nicht einfach nur zwei gewöhnliche Drachen, nein, der eine versprüht Seifenblasen, der andere Feuer, der eine hilft bei Freunden, der andere bei Feinden. Sicher ist jedoch, dass jeder zu seiner Zeit wichtig ist und einer ohne den anderen nicht sein könnte - denn nur zusammen sind sie unschlagbar.
Eltern zeigt die Geschichte einmal mehr, wie wichtig es ist, sich Zeit zu nehmen und zuzuhören. Vielleicht freuen sich Kinder eben doch nicht ganz so sehr wie man selbst auf den geplanten Urlaub am Meer? Dann hilft es, darüber zu reden, Kinder und ihre Probleme ernst zu nehmen und zu erkennen, dass solche Schwierigkeiten meist leicht behoben werden können - auch bevor Kinder auf die Idee kommen, wegzulaufen.
Die sehr lebendig und unterhaltsame Erzählung ist eingebettet in wunderschöne Illustrationen von Jens Rassmus. Er zeichnet schillernde Seifenblasen und feurige Flammen, lässt die Drachen spielerisch groß und gefährlich oder klein und kuschelig aussehen und setzt die Freundschaft der drei sehr schön bildlich um. Guter Drache ist flächig grün, Böser Drache flächig rot. Beide kommen ohne weitere grafische Konturen und Unterstreichungen aus, was sie deutlich von ihrem gemalten Umfeld abhebt. Dadurch entsteht eine Differenz zwischen den Drachen und deren äußerer Umgebung, die sehr subtil aber begreifbar zeigt, dass die Drachen sich in einer von der Realität losgelösten Umgebung befinden. Darüber hinaus arbeitet Jens Rassmus nur sehr dezent mit Farben und legt sein Augenmerk vor allem auf das Trio. Mit kleinen illustrativen Details - Guter Drache hat wunderbare Hasenzähne, Böser Drache einen Unterbiss und Florian eine wilde Lockenmähne - verleiht er den drei Haupthelden Charakter und lässt sie uns, zusammen mit der Erzählung, ans Herz wachsen.
Wer möchte, kann sich mit Hilfe der Bastelanleitung und Schnittvorlage auf den Seiten des Verlags Handpuppen von beiden Drachen schneidern (oder schneidern lassen) und die beiden Helden fortan immer mit sich führen.
Fazit:
Eine ebenso witzige wie kluge Geschichte über ein Drachen-Jungen-Team, die über Vertrauen und Mut, die Kinder unterstützt, Eltern ermahnt und nebenbei ganz viel Spaß verbreitet.
Christine Nöstlinger, Residenz-Verlag
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