Wie Großvater ein Wikinger wurde

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  • Erschienen: September 2012
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonSep 2012

Idee

Carla muss nicht nur mit dem Tod ihres geliebten Opas klar kommen, sondern gleichzeitig schier Unmögliches leisten, um ihm seinen letzen Wunsch zu erfüllen: Eine echte Wikingerbestattung auf See.

Text

Der nüchtern gehaltene Text bringt dem Leser Carlas Gefühle und Probleme sehr nah. Besonders ergreifend ist der innere Dialog, den sie in schwierigen Situationen mit ihrem verstorbenen Großvater führt.

Opa ist einer der wichtigsten Menschen in Carlas Leben. Sie machen viele gemeinsame Unternehmungen und er steht ihr immer mit Rat und Tat zur Seite. Als er plötzlich unerwartet stirbt ist sie am Boden zerstört. Doch dann entdeckt sie einen Brief von ihm, der sie vor eine sehr große Herausforderung stellt. Denn Opa hat einen ganz speziellen letzen Wunsch...

Als Carla ihren Opa an einem nassen Herbsttag in seiner Werkstatt besuchen will, merkt sie gleich, dass irgendwas nicht stimmt. Normalerweise werkelt er dort immer an seinem Schiff, der Walküre, herum. Doch diesmal ist es furchtbar still, und als sie hinter den großen Reifenstapel tritt, liegt Opa ganz klein zusammengekauert auf seinem alten Sofa und atmet nicht mehr.

Weil sie nicht glauben kann, dass ihr geliebter Großvater wirklich tot sein soll, geht Carla am nächsten Tag nochmal in die Werkstatt und findet einen Brief, den Opa ihr hinterlassen hat. Er schreibt ihr, dass er sich schon immer eine echte Wikingerbestattung auf dem Meer gewünscht hat, bei der man auf einem Boot verbrannt wird. Weil das aber verboten ist, bittet er Carla nur darum ein paar alte Briefe auf einem kleinen Floß zu verbrennen. Da aber fasst Carla einen Entschluss: Sie will ihrem Opa den letzten Wunsch erfüllen und ihm entgegen jeder Vernunft trotzdem wie einen Wikinger beerdigen.

Doch so eine schwierige Aufgabe unauffällig zu erledigen ist nicht gerade besonders leicht, vor allem für ein 13 jähriges Mädchen. Carla beschließt ihre beiden jüngeren Geschwister, den zwölfjährigen Woody und die neunjährige Penny, in ihren Plan einzuweihen. Carla kann ihre Hilfe gut gebrauchen und den beiden tut ein bisschen Abwechslung sicher gut, denn seit Opas Tod sind sie sehr lethargisch.

Doch wie sollen sie es bloß anstellen Opa unauffällig vom Bestattungsinstitut zu entführen, ihn auf ein Boot zu verfrachten, dieses ans Meer zu schaffen und dort anzuzünden. Da kommt ihnen der bald anstehende Karnevalsumzug sehr gelegen. Opa hatte den Funken, dem Jugendkarnevalsverein im Ort, versprochen, dass sie ihren Wagen in seiner Werkstatt bauen dürfen. Ern, der Vorsitzende des Vereins, hatte unbeabsichtigt die Pläne der drei Kinder belauscht, und wird nun direkt mit eingespannt. Das Motto wird geschwind von "Bananas in Pyjamas" zu "auf nach Walhalla" umgetauft und Opas Walküre zu einem Festwagen umfunktioniert. Jetzt haben sie zwar ein Boot und eine passende Tarnung aber es gibt trotzdem noch so viel zu erledigen und so vieles, was schief gehen könnte, dass Carla zwischenzeitlich an ihrem Vorhaben zweifelt.

Das Thema Trauerbewältigung wird von Ally Kennen mal ganz anders angegangen. Die Idee, einen Karnevalswagen zu einem schwimmenden Scheiterhaufen umzufunktionieren, erscheint auf den ersten Blick ziemlich makaber, es zeigt sich aber, dass es in der Trauerbewältigung durchaus hilfreich ist, einem geliebten Mensch noch nach dem Tod all seine Wünsche zu erfüllen - auch wenn es verrückt und illegal ist.

Trotz des an sich traurigen Grundthemas der Geschichte ist die Handlung jedoch nicht melancholisch oder drückend, sondern an vielen Stellen spannend und sogar witzig und vor allem sehr außergewöhnlich. Denn auch wenn Carla und ihre Geschwister oft an ihren Opa denken müssen, ist dies meist sehr positiv, weil sie viele schöne Erinnerungen haben und sie diese immer wieder aufbauen. Besonders Carla fühlt sich gestärkt durch innere Dialoge mit ihrem Großvater, der ihr mit Rat und Tat bei der Planung des Wikingerbegräbnisses beiseite steht. Außerdem geraten die Kinder immer wieder in sehr außergewöhnliche Situationen und haben schwierige Aufgaben zu lösen, die sie ablenken und den Leser zum schmunzeln bringen.

Gefühle sind allgemein ein großes Thema in "wie Großvater ein Wikinger wurde". Immer wieder muss Carla gegen die Innere Verzweiflung ankämpfen, dass Opa nun endgültig nicht mehr da ist oder darüber, dass einzelne Punkte ihres Vorhabens unmöglich erscheinen. Und die Angst davor, wie ihre Mutter reagieren wird, wenn sie alles mitbekommt. Aber die Freude über kleinere und größere Erfolge sowie die neu gewonnenen Freunde bei den Funken lassen sie regelmäßig wieder aufblühen und geben ihr neue Hoffnung.

Besonders schön ist dabei, dass alle an einem Strang ziehen. Denn obwohl Carla alles geheim halten will, damit die Sache nicht auffliegt, erfahren immer mehr Leute davon. Doch nicht einer, nicht mal die Erwachsenen, sagt etwas gegen ihr Vorhaben, im Gegenteil: die Kinder werden von ihnen unterstützt. Jeder im Ort scheint Carlas Großvater auf seine Weise geliebt zu haben und möchte ihm seinen letzten Wunsch erfüllen.

Der Aufbau der Geschichte ist sehr gelungen. Nicht nur Carla ist zunächst davon überzeugt, dass eine heimlich geplante Wikingerbestattung unmöglich ist, auch als Leser kann man sich dies nicht vorstellen. Erst nach und nach nimmt das Vorhaben Gestalt an, weil Carla Schritt für Schritt vorgeht und immer mehr Helfer hinzutreten. Carla wächst mit ihren Aufgaben und auch für den Leser wird es langsam realistischer. Doch die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten, weil natürlich nicht alles glatt läuft und der verwegene Plan jederzeit auffliegen kann.

Fazit:

"Wie Großvater ein Wikinger wurde" ist eine ungewöhnliche und ergreifende Geschichte über den Umgang mit dem Tod. Spannend, abwechslungsreich und mit vielen Emotionen gespickt, lädt diese Buch zu einem kuriosen Leseabenteuer ein.

Anna Fleckenstein

 

Wie Großvater ein Wikinger wurde

Ally Kennen, dtv

Wie Großvater ein Wikinger wurde

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