Der Mondkönig
- Jungbrunnen
- Erschienen: Mai 2005
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Die Geschichte ";Der Mondkönig"; von Hanne Chen und Marion Goedelt erzählt die Geschichte von Puck, einem roten Luftballon, der gerne bis zum Mond schweben möchte, denn hier treffen sich eines Tages alle Luftballons und leben glücklich und zufrieden zusammen. Das kleine Mädchen Susi begleitet den Luftballon auf seinem langen Weg bis zum Traumziel und erfährt so gemeinsam mit ihrem kleinen Freund, dass es nicht leicht ist, seine Ziele zu erreichen.Ein phantasievolles Bilderbuch für jung gebliebene Große und träumerische, kleine Leser, die das alltägliche Geschehen gerne abstrakt und mit viel kindlicher Fantasie erklären.
Das kleine Mädchen Susi hat zwei Freunde: Ihren Kater Baltasar und einen roten Luftballon, den sie ";Puck"; nennt. Puck sehnt sich eines Tages nach dem Mond, denn der Mond ist die Heimat aller Luftballons. Dort sind sie frei und können schweben, wohin sie wollen und beim jährlichen Mondfest bekommen sie immer wieder eine neue Farbe. Die drei Freunde wollen sich aber nicht trennen und so versuchen sie gemeinsam einen Weg zu finden, wie sie zusammen zum Mond reisen können. Zuerst befragen sie eine große Pfütze, denn ";die schauen immer zum Himmel";. Die Pfütze weiss nicht wirklichen Rat und so träumt Susi von ein paar Schwalben, die ihr den Weg zu einem der vielen Monde weisen: sie müssen zum Meer. Und so machen sich Susi und Puck auf den Weg, Baltasar fürchtet das Wasser und bleibt lieber zu Hause.
Am Meer angekommen, sind sie noch nicht am Ziel, denn die Wellen rollen zwar bis zum Ende der Welt, aber sie sind dem Mond trotzdem nicht nah, also bleibt den beiden Freunden nicht anderes übrig, als weiterzusuchen. Bald treffen sie eine Nebelkrähe, die alles weiß und alles kann, aber den Mond kann sie nicht herbeikrähen und auch nicht die Welt auf den Mond. So bleibt nur, dem guten Rat der Krähe zu folgen und bis zum bunten Ende der Welt zu gehen und sich weiter durchzufragen.
Die beiden Freunde, Susi und Puck, haben die Hoffnung auf ihr Ziel schon fast aufgegeben, als sie einen Gartenzwerg treffen, der ihnen den richtigen Weg zum nächsten Mond weisen kann: Beim leichten Volk auf der stillen Wiese hinter dem kleinen Wald. Und hier tatsächlich sind sie dem schönsten Mond unglaublich nah. Allerdings weiß nur die weise Pusteblume, der König aller Pusteblumen, wie man dorthin gelangen kann: Wünschen und davon träumen, das ";ist schon die Hälfte des Glücks";. Der Mondkönig schickt die Beiden aber nicht zum Mond, sondern nach Hause und die Freunde sind sehr enttäuscht.
Erst auf ihrem Weg nach Hause bemerken sie, dass der Mond ihnen folgt und sie verstehen, dass dies das Geschenk des Mondkönigs ist. Jetzt, wo ihnen der Mond immer so greifbar nah ist, fällt es Susi nicht mehr schwer, ihren Freund ziehen zu lassen, denn sie weiß ihn ja immer in ihrer Nähe! Susi kehrt nach Hause zurück zu ihrem Freund Baltasar und erzählt ihm von ihrer langen Reise von der sie nicht allein, sondern mit vielen Erinnerungen, Andenken und scheinbar einem neuen Freund zurückgekehrt ist: dem Gartenzwerg.
Schon auf den ersten Blick wirkt dieses Bilderbuch von Hanne Chen und Marion Goedelt, erschienen im Jungbrunnen Verlag, durch die abstrakte Bilderwelt ";anders"; und tatsächlich ist es das auch. Die Geschichte scheint von einem Luftballon zu handeln, der eines Tages einfach davon fliegt. Aber so einfach ist das eben doch nicht, denn für den aufgeweckten kleinen Leser stellt sich gleich die Frage ";wohin fliegt denn so ein Luftballon? Und warum fliegt er weg und wohin fliegt er? Und woher haben die Luftballons überhaupt ihre Farbe?"; Klar gibt es auf all diese Fragen auch realistische, sachlich trockene Erklärungen, aber die sind in diesem ausgefallenen Kinderbuch nicht gefragt.
Diese kleine Geschichte über Puck, den roten Luftballon und seine Freundin Susi, bringt Farbe, Fantasie und Träume in das Leben der kleinen Leser. So bekommt der Leser eine kindgerechte Erklärung dafür, wohin die Luftballons fliegen, warum sich der Mond in Pfützen spiegelt oder was Pfützen so den ganzen Tag machen oder warum Nebelkrähen eben Nebelkrähen heißen und was es eigentlich mit den Pusteblumen so auf sich hat und zu guter letzt: warum der Mond immer anders aussieht und uns scheinbar immer folgt. Die Geschichte hinter der Geschichte handelt von Freunden, vom Loslassen können, von Trauer und von Verlassensein, aber auch vom ";frei sein";.
Durch die abstrakten, auf das wesentliche beschränkten Bilderwelten und die teilweise bizarr bzw. fast beängstigend wirkenden Motive sowie durch die poetischen Textabschnitte, die Sprachwahl und die Wortspiele ist dieses Bilderbuch keine leichte Kost, die sich als Gute-Nacht-Geschichte"; eignet. Aber hat man sich als Vorleser erst mit dem Text angefreundet und versteht die Intention des Autors: Träume sind schön und bereichern unser Leben ebenso wie die Fantasie- sie helfen uns über Abschied und Trennung hinweg - dann gefällt dieses Buch.
Die Illustrationen beschränken sich auf das Wesentliche und stehen in enger Anlehnung zu der emotionalen Geschichte und den Geschehnissen. Sie steckt voller Dynamik und scheint ebenso wie der Ballon ";fortzustreben";. Die auf den ersten Blick beängstigend wirkenden Bilder werden durch den Text aufgelöst und erzeugen bei dem kleinen Leser sicherlich auch Spannung auf das gute Ende der Geschichte.
Natürlich müssen Intention und die fast philosophischen Ansätze von den Autoren Hanne Chen und Marion Goedelt auch wahrgenommen und vom Vorleser wie Leser verstanden werden, sonst wirkt die Geschichte schnell bizarr und man verliert eventuell die Lust weiter zu lesen. Kleine Leser, die gerne und viel lesen und auch schon erste Erfahrungen mit ";anspruchsvoller Kost"; gemacht haben, werden mit diesem Buch gut zurechtkommen und ihren Horizont erweitern. Gefällt das Buch dem Vorleser und trägt dieser die poetischen Sätze und Bilder entsprechend vor, erfährt der kleine Leser, dass Sprache sehr viel mehr ist als bloße Verständigung. Mit Sprache lassen sich auch starke emotionale Momente wie Trauer und Abschied in etwas unglaublich Schönes verwandeln. Sprache und ihre Melodie müssen erlernt werden wie ein Musikinstrument, dieses Bilderbuch erschienen im Jungbrunnen Verlag, trägt dazu bei.
Fazit:
Eine abstrakte Geschichte, die von Freundschaft und Trennung erzählt und so versucht, das alltägliche Geschehen mit kindlichem Verständnis und Fantasie zu erklären. Ein nicht ganz einfaches Kinderbuch, das nicht nur an die jungen Leser hohe Ansprüche stellt, aber dafür mit schönen poetischen Texten belohnt. Die philosophischen Ansätze und die Wortspielereien erweitern den Horizont und tragen erheblich zur Sprachentwicklung bei.
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