Was macht ein kleiner Pinguin, wenn er seinen Platz in der Welt sucht? Ganz klar, er schnappt sich einen Koffer und geht auf große Reise
Der kleine Pinguin Anton begibt sich auf große Wanderschaft. Sein Ziel ist unklar, aber mit seinem Koffer unter dem Flügel schreitet er beherzt aus und trifft unterwegs allerhand andere Tiere. Zuerst die Giraffen, aber so sehr er sich auch reckt und streckt und sich schließlich gar auf Stelzen stellt, passt er doch nicht richtig zu ihnen. Also zieht er weiter und trifft auf den Elefanten. Schnell kramt er aus seinem Koffer zwei Tennisschläger (für die Ohren) und eine lange Socke (für den Rüssel) hervor, doch er passt wieder nicht richtig zu ihm. Und so geht es immer weiter. Auch wenn er sich in ein schwarz-weiß-gestreiftes Tuch wickelt, wird er kein Zebra und Eistüten auf dem Kopf machen ihn noch lange nicht zu einem Steinbock. Anton wird immer trauriger und fühlt sich zunehmend allein. Egal, was er unternimmt, es passt einfach nicht. Doch dann, als Anton die Hoffnung fast schon aufgegeben hat, entdeckt er in der Ferne eine Gruppe von Tieren, die genauso aussehen wie er. Schnell schleudert er den Koffer von sich weg, denn er ist endlich dort, wo er sich nicht mehr verkleiden muss: zu Hause.
Wer bin ich?", "Woher komme ich?" und "Wo gehöre ich hin?" sind keine Fragen, die erst in der Pubertät oder im Erwachsenenalter gestellt werden. Genauso treiben Kinder diese grundlegenden Fragen bereits um, auch wenn sich die Beschäftigung damit anders äußert. Doch dient diese Auseinandersetzung dazu, den eigenen Platz in der Gesellschaft zu finden, den Platz, auf dem man sich wohlfühlt. Eben diesen Platz sucht auch Anton, der Pinguin. Doch er schleppt eine Menge Gepäck, wenn nicht gar Ballast mit sich herum und erlebt auf seiner Suche einige schmerzvolle Erfahrungen, bis er unverhofft seinen Platz findet, den Platz, an dem er ohne Verkleidungen auskommt.
Zunächst lässt Meike Teichmann ihre Leserschaft allerdings völlig im Dunkeln, was die Richtung der Geschichte angeht, Viel wird nicht verraten, außer, dass ein Pinguin mit einem Koffer unterwegs ist. Wohin? Was ist in dem Koffer? - Antworten auf diese Fragen ergeben sich erst nach und nach, jedoch sind dann die Richtung der Geschichte und die Funktion des mysteriösen Koffers viel zu schnell klar. Die große Erwartungshaltung wird dadurch ziemlich abgeschwächt, was leider auch sprachlich nicht aufgefangen wird. Die Texte beschränken sich wirklich auf das Nötigste und sind mehr oder weniger eine reine Situationsschilderung ohne sprachliche Finessen. Daher passen sie nicht so recht zu den wirklich liebevollen und detailreichen Illustrationen in sehr warmen Farben. Text und Illustrationen stehen mehr nebeneinander als das sie miteinander Hand in Hand gehen, was leider dem Charme des kleinen mutigen Pinguins Anton nicht entspricht. Und der gibt sich schließlich die größte Mühe und bindet sich Eistüten nicht nur als Ohren auf den Kopf sondern auch als Hörner auf die Nase oder schmeißt sich in ein fesches Bambusröckchen, um damit vielleicht wie ein Löwe auszusehen.
Doch am Ende findet er das, was zu ihm passt, ganz ohne viel Klimbim und Verstellung - eine Botschaft, die so wertvoll ist, dass wir sie unseren Kindern gar nicht häufig genug mit auf den Weg geben können.
Fazit:
Der Weg zum eigenen Platz im Leben kann manchmal über Umwege gehen und mit der Einnahme anderer Rollen verknüpft sein, doch früher oder später wird die Suche belohnt werden. Die kurzweile Erzählung mit einem sehr sympathischen Helden wird vor allem über die warmherzigen und liebevollen Illustrationen transportiert.
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