Der Künstler und das blaue Pferd
- Gerstenberg
- Erschienen: August 2012
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[ab 5 Jahren]
Blaue Pferde und gelbe Kühe gibt es nicht? Doch natürlich, zumal, wenn man sich die Bilder von großen und kleinen Künstlern ansieht
Ein Maler beginnt zu malen und sofort geht es farbgewaltig zu. Ganz tief taucht der Pinsel in den Farbtopf ein und zaubert wunderbare farbige Wesen: ein blaues Pferd, eine gelbe Kuh, einen schwarzen Eisbären, einen grünen Löwen, einen violetten Fuchs und noch einige Tiere mehr. Und all diese Tiere verbindet, dass sie in ungewöhnlichen, knalligen und nicht-realistischen Farben gemalt wurden und ein wahres Farbfeuerwerk hervorrufen. Und natürlich, dass sie Kunst sind!
Ganz klar ist das Buch "Der Künstler und das blaue Pferd" Eric Carle's persönliche Hommage an Franz Marc, dem Künstler und Vertreter des Expressionismus, der u.a. für sein Werk "Blaues Pferd" weltberühmt ist. Franz Marc entdecke als Künstler Farben ganz neu und wandte sich zunehmend von einer naturalistischen Darstellung der von ihm gemalten Dinge und Objekte ab. Zweifelsohne war er damit seiner Zeit weit voraus und erntete einiges Unverständnis, bis hin, dass zur Zeit des Nationalsozialismus auch seine Werke als "entartet" bezeichnet und verbannt wurden. Daher gibt es im Buch nach der eigentlichen, kurzen persönlichen Entstehungsgeschichte, noch einige Informationen zu Franz Marc und Eric Carle's Motivation, dieses Buch über ihn zu machen.
Diesem Mut, diesem Vordenkertum setzt nun Eric Carle ein Denkmal und mahnt damit gleichzeitig an, solche Ignoranz nie wieder passieren zu lassen. Denn nicht umsonst gibt es die künstlerische Freiheit und das Recht auf eigene künstlerische Entfaltung und, damit einhergehend, die Toleranz anderem und andersartigem gegenüber. Dafür zaubert Eric Carle einen wahren Farbrausch auf das Papier und lässt jede Doppelseite aus sich heraus kräftig strahlen. Es macht Spaß, sich jede Seite genau anzusehen, seine farbgewaltigen Tiere und Carle's unverwechselbaren Collagenstil aus mit Farbe bemaltem Seidenpapier zu entdecken. Wer auch einmal wie Eric Carle malen, schneiden und kleben will, findet auf der Internet-Seite des Gerstenberg Verlags eine bebilderte Anleitung.
Textlich beschränkt sich das Buch auf wenige Worte pro Doppelseite, die nur den Bildinhalt benennen. Sie werden eingerahmt durch den Beginn "Ich bin ein Künstler" und das Ende "Ich bin ein großer Künstler". Dieses künstlerische Selbstbewusstsein ist es, was Erice Carle den Lesern mit auf den Weg geben möchte, sich Kreativität zu trauen, experimentierfreudig zu sein und Konventionen auch mal über den Haufen zu werfen. Jedoch wirkt dieser letzte Satz auch etwas wie ein erhobener Zeigefinger, dessen es nicht bedurft hätte. Die Botschaft ist auch so verständlich und gerade Kinder sind jeglicher künstlerischer Freiheit gegenüber viel offener als Erwachsene. Aber vielleicht war er ja auch gerade für diese gedacht?
Fazit:
Dem eigenen künstlerischen Schaffen vertrauen, Kreativität ohne Grenzen und Experimentierfreudigkeit, diese Botschaft möchte Eric Carle's Buch seinen Lesern mitgeben und bedient sich dafür einer farbgewaltigen Sprache.
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